Bauen in bewegten Zeiten

Gestiegene Zinsen, hohe Baukosten und gestrichene Förderungen setzen der Bauwirtschaft zu – besonders im privaten Wohnbau. In der Steiermark hat ein Förderstopp im Einfamilienhausbau zu einem deutlichen Rückgang geführt, während Branchenvertreter im Burgenland die Aussichten vergleichsweise positiver einschätzen.

Nicole MATSCH / 24. August 2025

Zinsen, Baukosten und Förderpolitik prägen die Entwicklung der Bauwirtschaft. Nach dem Krisenjahr 2024 ist im Burgenland ein leichter Aufwärtstrend erkennbar, während die Branche in der Steiermark noch nicht aufatmen kann.

Stillstand und vorsichtiger Optimismus

In der Steiermark machen sich die Folgen der Förderpolitik deutlich bemerkbar. DI Josef Gasser, stellvertretender Landesinnungsmeister Bau Steiermark, erklärt: „Die Steiermärkische Landesregierung hat Mitte März durch die überraschende Aussetzung der Fördermaßnahmen im Einfamilienwohnhausbau und in Teilen des Sanierungsbereichs durchaus zusätzliche Schwierigkeiten in der Bauwirtschaft hervorgerufen.“ Der Einfamilienhausbau sei praktisch zum Erliegen gekommen, während im Geschoßwohnbau eine Stabilisierung zu erkennen sei. Der Tiefbau zeige sich bisher ebenso relativ stabil.

Anders die Lage im Burgenland: „Die Konjunkturerhebung der KMU Forschung Austria für das Baugewerbe zeigt, dass sich die aktuelle Geschäftslage insgesamt deutlich positiver als im Vorjahr entwickelt. Nur im Burgenland und Wien überwiegen – ungeachtet des niedrigen Auftragspolsters – derzeit die positiven Erwartungen für die kommenden Quartale. Der Personalbedarf liegt über dem Niveau des Vorjahresquartals“, berichtet der burgenländische Landesinnungsmeister KommR Ing. Bernhard Breser.

Kreditvergabe und Vertrauen

Die Finanzierung bleibt in beiden Bundesländern ein relevanter Faktor. Gasser sieht wenig Veränderung bei der gelockerten KIM-Verordnung, die strengere Kreditvergaberichtlinien vorschrieb und kritisiert: „Die KIM-Verordnung ist zwar theoretisch abgeschafft, aber praktisch ist sie quasi durch die Hintertür noch immer für die Banken relevant. Damit gibt es auch keine wirklich großen Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft der privaten Bauherren und Investoren.“

Auch Breser warnt: „Wenn die zu strengen Regeln der KIM-Verordnung endlich abgeschafft werden, darf es keine neuen durch die Hintertür geben.“ Im Burgenland setze man der negativen Stimmung Aufklärung entgegen: „Wir haben mit einem Imagefilm und einer begleitenden Kampagne Mut machen wollen, Bauprojekte gerade in einer schwierigen Zeit in Angriff zu nehmen“, so Breser.

Wirtschaft steuern, Zukunft sichern

Für eine Trendwende in der Steiermark sind laut Gasser politische Impulse nötig. Er spricht sich für die Wiedereinführung der Zweckwidmung der Wohnbauförderungsbeiträge für baurelevante Maßnahmen aus: „Die Erwartungen sind gedämpft und stark abhängig von den Lenkungsmechanismen. Die Politik ist gefordert, nicht zu sehr auf der Sparbremse zu stehen, um die Wirtschaft nicht noch weiter zu schädigen.“ 

Breser wiederum drängt auf Entlastung: „Die Bürokratie erstickt jede Innovation. Es ist dringend notwendig, dass die bestehenden Haftungs- und Dokumentationsvorschriften durchforstet werden und ein Bürokratiestopp für neue Auflagen vereinbart wird.“

In beiden Bundesländern hängt die weitere Entwicklung der Bauwirtschaft stark von politischen Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten ab. Der gemeinnützige Wohnbau trägt einen wesentlichen Teil zur Bautätigkeit bei. 

Ein Mann mit Mikrofon spricht vor einem Banner auf einer Veranstaltung.
Foto © Helmut Lunghammer

Josef Gasser, stv. Landesinnungsmeister Bau – Steiermark 

Eine Person in einer Werkstatt, die Baupläne hält, industrielles Umfeld im Hintergrund.
Foto ©WKB

Bernhard Breser, burgenländischer 

Landesinnungsmeister Bau

Gemeinnütziger Wohnbau im Aufwind 

OSG-Obmann Dr. Alfred Kollar: 

„Die Nachfrage nimmt wieder deutlich zu“

Während die Privatwirtschaft mit Fördereinbrüchen und Finanzierungshürden kämpft, zeigt sich der gemeinnützige Wohnbau im Burgenland nach einem herausfordernden Jahr 2024 vergleichsweise stabil. „Wir werden nach derzeitiger Beurteilung in etwa das Bauvolumen des Vorjahres erreichen, wobei wir aber feststellen können, dass die Nachfrage jetzt wieder deutlich zunimmt. Und das durchaus in allen Teilen unseres Bundeslandes“, sagt KommR Dr. Alfred Kollar, Obmann und Geschäftsführer der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG). Besonders im Nordburgenland seien viele Projekte schon kurz nach Baubeginn vollständig vergeben. Positiv wirken sich auf die Kalkulation die seit über einem Jahr stabilen Baukosten und funktionierende Lieferketten aus. Dennoch warnt Kollar vor den Folgen einer schwächelnden Privatwirtschaft: Der gemeinnützige Wohnbau sei für viele Betriebe ein entscheidender Faktor. „Hier wird immer wieder betont, wie wichtig der soziale, der gemeinnützige Wohnbau im Burgenland ist – der für so manchen Betrieb fast die Hälfte der Auslastung bringt.“ Umso problematischer sei, so Kollar, dass „die Gemeinnützigen Bauvereinigungen nach wie vor von den Wohnbauförderungsmitteln des Landes Burgenland ausgeschlossen“ seien.

Für die kommenden Jahre ist Kollar vorsichtig optimistisch. Er hofft auf weitere Zinssenkungen der EZB, um Projekte günstiger kalkulieren zu können, und verweist auf eine „eindeutig erkennbare“ Nachfrage nach Wohnungen und Reihenhäusern – zuletzt verstärkt in eingeschossiger Bauweise.

Mann in blauem Blazer steht lächelnd in modernem Bürogebäude. Geschäftsführungskonzept, Erfolg, Professionalität.
© Tanja Hofer

OSG Obmann und Geschäftsführer KR Dr. Alfred Kollar

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