Digitale Belästigung: Jede dritte Frau in Österreich betroffen – neues Gesetz soll schützen

Das Versenden unerwünschter intimer Bilder – umgangssprachlich als „Dickpics“ bezeichnet – ist für viele Frauen in Österreich trauriger digitaler Alltag. Eine aktuelle, repräsentative Studie des Marktforschungsinstituts Marketagent beleuchtet das Ausmaß des Problems: 37 Prozent der befragten Frauen im Alter von 14 bis 75 Jahren berichten, bereits sexuelle Inhalte ohne Zustimmung erhalten zu haben. Besonders betroffen ist die junge Generation: Knapp 70 Prozent der Frauen unter 30 Jahren (Generation Z) wurden bereits auf diese Weise belästigt – oft mehrfach.

Nicole MÜHL / 29. Juli 2025

Dickpics lösen vor allem eines aus: Ekel

Mit dem Beschluss des Nationalrats, das unaufgeforderte Versenden intimer Bilder ab September 2025 unter Strafe zu stellen, reagiert die österreichische Gesetzgebung nun auf ein weitverbreitetes Problem im digitalen Raum. Für Andrea Berger, Communications Manager bei Marketagent, ist dieser Schritt „längst überfällig“. Die Studie verdeutlicht: 70 Prozent der befragten Frauen empfinden das ungefragte Versenden solcher Inhalte als sehr problematisch, 84 Prozent betonen die Bedeutung selbstbestimmter digitaler Erfahrungen.

Ekel, Ärger, Angst – emotionale Folgen sind massiv

Die Reaktionen auf die empfangenen Bilder sind eindeutig: 65 Prozent der betroffenen Frauen empfinden Ekel, 42 Prozent sind verärgert, 36 Prozent schockiert und 12 Prozent fühlen sich bedroht. Im Vergleich mit Naturereignissen beschreiben viele die Erfahrung als einen „Sandsturm“ oder ein „bedrohliches Gewitter“ – beides Metaphern für Kontrollverlust und das Bedürfnis nach Schutz.

Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent, betont: „Ein Dickpic ist kein Kompliment, sondern eine klare Grenzüberschreitung. Die hohe Zahl an Frauen, die den Absender sofort blockieren, spricht eine deutliche Sprache.“

Strategien gegen digitale Grenzüberschreitungen

Im Umgang mit unerwünschten Nachrichten zeigen die Betroffenen klare Reaktionen: Zwei Drittel blockieren den Absender, rund 40 Prozent melden das Profil oder die Nachricht. Gerade jüngere Frauen setzen verstärkt auf digitale Gegenmaßnahmen – ältere Nutzerinnen löschen unangenehme Inhalte häufiger kommentarlos.

Auch der Schutzmechanismus im Vorfeld gewinnt an Bedeutung: 57 Prozent der befragten Frauen begegnen unbekannten Kontakten mit besonderer Vorsicht, 51 Prozent geben online keine persönlichen Informationen preis. Ebenso viele nutzen aktiv die Blockier- und Meldefunktionen von Plattformen. 37 Prozent öffnen grundsätzlich keine Bilder von Fremden.

Rolle der Plattformen und der Gesellschaft

Die Verantwortung sehen viele nicht nur bei Einzelpersonen, sondern auch bei digitalen Plattformbetreibern: 58 Prozent der Frauen sprechen sich für den sofortigen Ausschluss von Nutzern aus, die intime Bilder ungefragt versenden. Darüber hinaus fordern 40 Prozent strengere gesetzliche Maßnahmen und 22 Prozent mehr gesellschaftliche Aufklärung.

Ein Zukunftsbild mit Hoffnung verbindet sich mit der Rolle künstlicher Intelligenz: Jede zweite Frau glaubt, dass KI in zehn Jahren als automatischer „digitaler Türsteher“ agieren und unangemessene Inhalte erkennen sowie blockieren wird.

Info Box

Digitale Belästigung als Alltagsphänomen: 70% der Österreicherinnen empfinden das Versenden intimer Inhalte ohne Zustimmung grundsätzlich als sehr problematisch. Fast 4 von 10 heimischen Frauen im Alter von 14-75 Jahren haben bereits unerwünschte sexuelle Bilder oder Nachrichten erhalten (37%). In der Gruppe der Generation Z mussten bereits 7 von 10 Frauen (68%) diese Erfahrung machen. 


Ekel und Ärger: 65% der österreichischen Frauen reagieren auf ein unerwünschtes intimes Bild mit Abscheu, 42% mit Verärgerung. 
Konsequenter Umgang mit Absendern: Zwei Drittel der unfreiwilligen Dickpic-Empfängerinnen blockieren die betreffende Person (67%), 40% melden das Profil der jeweiligen Plattform.
Digitale Selbstverteidigung: Jede Zweite agiert bei unbekannten Kontakten grundsätzlich vorsichtig (57%) und vermeidet das Teilen persönlicher Informationen (51%). 
Blick in die Zukunft: 54% gehen davon aus, dass Künstliche Intelligenz künftig unerwünschte sexuelle Inhalte automatisch blockieren wird, 40% erwarten härtere Strafen. 

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