Einweg-Pfandsystem – Start gelungen?

Seit 1. Jänner 2025 gilt in Österreich: Auf Einweg-Kunststoffflaschen und Getränkedosen wird Pfand eingehoben – Flasche zurück, 25 Cent retour. Das neue Einwegpfandsystem trifft nicht nur Konsument:innen, es brachte auch große Veränderungen für Logistik, Entsorgungsbetriebe und vor allem für den Handel – von Supermärkten bis zu Trafiken. Im Burgenland und in der Steiermark zeigt sich: Das System funktioniert vielerorts bereits gut, doch vor allem kleine Betriebe kämpfen noch mit Herausforderungen.


Nicole MATSCH / 28. Mai 2025

Bei Rückgabe über Automaten werden Flaschen und Dosen direkt gezählt und gepresst.

Handel bereit – Kund:innen informiert

Im Lebensmittelhandel verlief die Umstellung weitgehend reibungslos, jedoch kostenintensiv. REWE musste österreichweit bei Penny 320 Rücknahmeautomaten anschaffen und jene an rund 1.200 Billa Standorten umrüsten. Spar etwa investierte rund 60 Millionen Euro in Automaten, Logistik und Personal. „Der Aufwand ist hoch. Aber das System läuft jetzt gut, und wenn wir damit eine höhere Sammelquote erreichen können, ist das nur positiv“, erklärt Konzernsprecherin Nicole Berkmann. Auch REWE und Hofer befürworten die Umstellung grundsätzlich. Operative Herausforderungen und Unsicherheiten bei Kund:innen seien etwa durch Schulungen der Mitarbeitenden schnell behoben worden. Inzwischen seien die Abläufe gut eingespielt. „Es ist einfach und selbsterklärend“, so auch Nicole Berkmann von Spar. Eine aktuelle Herausforderung ist noch der erhöhte Papierverbrauch durch Millionen gedruckter Pfandbons. Spar etwa bietet darum seit April eine digitale Pfandbon-Lösung über die App. Lidl ist indes noch in der Testphase.

Von der Rückgabe bis zur Verwertung

Rund 90 % der Pfandgebinde werden über Rücknahmeautomaten im Lebensmittelhandel abgegeben. Diese erkennen, zählen und pressen die Verpackungen direkt vor Ort. Über die technischen Prozesse und KI-Systeme, die im Hintergrund ablaufen, wollte die EWP Recycling Pfand Österreich GmbH, die für die Organisation und Abwicklung des Einwegpfandsystems zuständig ist, keine Angaben machen. Nach der Rücknahme gelangen die Gebinde jedenfalls über bestehende Lieferlogistik in die Zentrallager der Handelsketten, werden dort zu größeren Ballen verdichtet und schließlich in Sortieranlagen weitertransportiert.

Die übrigen 10 % stammen aus manuellen Rücknahmestellen wie Trafiken, Tankstellen oder Imbissständen. Von der Rücknahmepflicht ausgenommen sind Automatenbetreiber. Sie müssen jedoch einen Ausgleichsbetrag je Gebinde bezahlen. Überall sonst werden volle Rücknahmesäcke entweder von den Tarifpartnern – etwa Getränkelieferanten – der Betriebe oder direkt von Recycling Pfand Österreich abgeholt.
In den Zählzentren werden die Gebinde gezählt, sortiert und für das Recycling vorbereitet. „Für die Betreibung der Sortieranlage und des Zählzentrums im Burgenland wurde die Firma Nemetz Entsorgung und Transport AG beauftragt. In der Steiermark ging der Zuschlag für das Zählzentrum an das Unternehmen Ökopoint GmbH“, nennt Recycling Pfand Österreich seine Partner.

Große Hürden für „Kleine“?

Das neue Pfandsystem sorgte im Vorfeld in kleinen Verkaufsstellen für Kopfzerbrechen. Vor allem die Frage, wo man die retournierten Gebinde bis zur Abholung lagern solle, bereitete vielen mit knappem Platzangebot Sorgen. In der Trafik Wuggenig in Großpetersdorf kommt man grundsätzlich gut zurecht.„So schlimm, wie von manchen befürchtet, ist es nicht“, sagt Inhaber Alexander Wuggenig. „Wir müssen nur das zurücknehmen, was wir verkaufen“,erklärt er und meint damit die Verpackungsgröße (z.B. 0,5 L Pet-Flaschen), nicht die Marke. Das Wenige, das dabei aktuell zusammenkommt, sammelt er in einer Schachtel im Büro. „Andere haben da vielleicht noch mehr Probleme“, sagt er und verweist auf Imbisstände.

Seine Leergebinde gibt Wuggenig derzeit noch beim Supermarkt-Automaten zurück. Die Kooperationsmöglichkeit mit Handelsketten, die sich als Rücknahmepartner von Kleinbetrieben anbieten, kommt für Alexander Wuggenig nicht in Frage, da die nächste Supermakt-Filiale weiter als die erforderlichen 300 Meter (laut WKO) entfernt liegt. Darum ist Wuggenig gerade dabei, sich bei EWP Recycling zu registrieren. Das sei aber ein „komplizierter, langwieriger Prozess“, so der Trafikant. Abgeholt würde erst ab drei vollen plombierten Säcken – doch viel Platz gibt es nicht. „Wenn beim Transport etwas beschädigt wird, kriegen wir kein Geld – das trifft Kleine wie uns“, kritisiert er und wünscht sich praktikablere Lösungen: „Ein Karton oder Container wäre schon hilfreich.“

Immerhin: Für die Rücknahme von Einweggebinden gibt es eine Handling Fee – eine kleine Aufwandsentschädigung – und die Abholung vom Betrieb ist kostenlos.
Auf seinem kleinen Getränke-Kühlschrank direkt beim Eingang hat Wuggenig einen Info-Aufsteller platziert. Seine Angestellte Romana Brandstätter dreht die Dosen und Flaschen so, dass das Pfandlogo gut sichtbar ist. „So sehen die Leute gleich, ob es Pfand ist oder nicht – sie greifen aber lieber zu den alten, obwohl es die schon fast nicht mehr gibt“, sagt sie.

Erste Bilanz: Viel erreicht

Die Abfallverbände aus der Steiermark und dem Burgenland sehen im neuen Einwegpfandsystem einen klaren Fortschritt für Umwelt und Recycling. Der AWV Hartberg berichtet von spürbar weniger achtlos weggeworfenen Dosen und Flaschen in der Natur. Auch der BMV spricht von einer erfolgreichen Umstellung: Mit der Einführung der Mix-Sammlung und gezielten Infos an die Bevölkerung sei die Trennung einfacher, effizienter und umweltfreundlicher.

Drei Monate nach dem Start zieht auch die EWP Recycling Pfand Österreich GmbH eine positive Zwischenbilanz: 255 Millionen bepfandete Gebinde wurden bis April in Umlauf gebracht, 36 Millionen retourniert – davon 1,4 Millionen im Burgenland und 5 Millionen in der Steiermark. Die Rückgabequoten seien in ländlichen Regionen etwas geringer, doch laut Umfragen sei das System in der Bevölkerung angekommen.
Die neue Pfandverordnung sieht aktuell nur Kunststoffflaschen und Metalldosen vor. Ob und wann sie auf weitere Produkte – wie Milch- und Milchprodukteverpackungen (etwa Eiskaffee in Pet-Flaschen) oder Tetrapaks – ausgeweitet wird und was dann auf die Händler zukommt, obliegt dem Gesetzgeber.

Einweg-Pfandsystem in Österreich

Start: 1. Jänner 2025
Pfandbetrag: 25 Cent pro Kunststoffflasche und Getränkedose
Rückgabemenge (bis April 2025): 36 Millionen Gebinde gesamt
(Burgenland: 1,4 Millionen, Steiermark: 5 Millionen)
90% Rückgabe über Automaten, 10% manuell (z.B. in Trafiken)
Umfrage: 80% der Österreicher:innen befürworten das System
Umweltvorteil: Weniger Müll und vereinfachte Mülltrennung
Herausforderung für kleine Betriebe: Platzmangel und komplizierte Logistik
Ziel: Erhöhung der Sammelquote und Recyclingquote

Pfandrückgabestation bei Interspar für PET-Flaschen und Getränkedosen, mit Hinweis Einwerfen statt Wegwerfen.
© Nicole Matsch
Spar Unterwart

Spar investierte 60 Millionen Euro in die Umstellung auf das Einwegpfandsystem.

Frau im Geschäft vor Kühlschrank mit Getränken, Snacks im Hintergrund, lächelnd.
© Nicole Matsch
Trafik Wuggenig – Romana Brandstätter

„Kunden greifen eher zu den ‚alten‘ Dosen“, sagt die Trafik-Angestellte Romana Brandstätter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert