Nicole MATSCH / 16. Juli 2025
Fotos (4) © Landesmedienservice Burgenland/Daniel Fenz
Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner zog gemeinsam mit Prokurist DI Markus Fritz (PANNATURA GmbH), Obmann Hannes Mosonyi (Landesgremium Agrarhandel), Dr. Mario Winkler (Österreichische Hagelversicherung) und Martin Pinczker von Bioprodukte Pinczker (v.l.) Bilanz über die heurige Getreideernte.
Erntebilanz 2025: Wetterextreme und Marktlage wirken sich aus
Die Getreideernte im Burgenland steht kurz vor dem Abschluss. Im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt liegt sie heuer leicht unter dem Schnitt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Ein ungewöhnlich feuchter Herbst und eine darauffolgende Trockenperiode sowie unsichere Marktbedingungen bestimmten das Landwirtschaftsjahr. Weizen, Soja und Mais legten flächenmäßig zu, während der Rapsanbau zurückging.
Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner betonte bei der Präsentation der Bilanz: „Es ist erfreulich, dass Menge und Qualität der Ernte 2025 recht stabil geblieben sind.“ Hannes Mosonyi, Obmann des burgenländischen Agrarhandels, schätzte die Qualität der Wintergerste als zufriedenstellend ein, merkte jedoch an: „Allerdings sinken sowohl die Weizenproduktion als auch die Weizenvorräte in Österreich und der EU.“
Beide Stimmen unterstreichen die Belastung durch das Wetter und die Unsicherheit am Markt. Während Haider-Wallner dabei die biologische Landwirtschaft als langfristigen Lösungsansatz betont, hebt Mosonyi die Rolle des Agrarhandels als Verbindungsglied zwischen Landwirtschaft, Industrie und Konsumenten hervor.
Strategien und Herausforderungen: Bio oder Strukturstärkung?
Anja Haider-Wallner positioniert sich klar für einen ökologischen Weg. Sie sagt: „Mehr industrielle Landwirtschaft, mehr Düngemittel, mehr Pestizide, mehr Bodenbearbeitung sind keine taugliche Antwort auf die Herausforderungen.“ Für sie sind regionale Wertschöpfung, Bodenschutz und Artenvielfalt zentrale Anliegen. Sie sieht im Bio-Anbau die Möglichkeit, besser mit der Klimakrise umzugehen und die Versorgung künftiger Generationen zu sichern.
Der burgenländische Agrarhandel hingegen fordert stabile Rahmenbedingungen, Versorgungssicherheit und fairen Wettbewerb. Mosonyi betont: „Der Agrarhandel im Burgenland ist weit mehr als der reine Warenhandel.“ Er verweist auf das Zusammenspiel von Genossenschaften, Biobetrieben, Direktvermarktern und Industrie als funktionierendes Modell zur Lebensmittelversorgung.
Beide Positionen erkennen die zunehmenden Herausforderungen durch Wetterextreme. Während Haider-Wallner stärker auf ökologische Transformation setzt, liegt der Fokus des Agrarhandels auf Struktur, Vernetzung und Wirtschaftlichkeit.
Regionale Unterschiede, Klimafolgen und Zukunftsperspektiven
Markus Fritz von PANNATURA zeigte die konkreten Auswirkungen des Wetters auf die Getreideernte auf: „Der Anbauzeitpunkt musste um Wochen verschoben werden, die Trockenperiode erschwerte die Bewirtschaftung massiv.“ Die Auswahl standortangepasster Kulturen sei entscheidend. Auch Martin Pinczker, Bio-Produzent, betonte: „Ohne Einsatz von Düngemitteln und chemischen Pflanzenschutz ist man von Klima und Witterung noch stärker betroffen.“ Er fordert eine klare Nachfrage nach regionalen Bio-Produkten.
Mario Winkler von der Österreichischen Hagelversicherung schilderte die langfristigen Risiken der Erderwärmung. In Eisenstadt habe sich die Zahl der Hitzetage seit den 1980er-Jahren verdreifacht. Der Gesamtschaden durch Unwetter beläuft sich heuer bereits auf 3,2 Millionen Euro. Winkler sagte: „Jedes Zehntelgrad weniger ist von unschätzbarem Wert.“ Die Auswirkungen des Klimawandels sind real, messbar und betreffen die Landwirtschaft direkt. Hier sind sich Haider-Wallner und die Wirtschaftskammer einig. Beide fordern politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Unterstützung für einen zukunftsfähigen Agrarsektor.



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