Helmpflicht bei E-Bikes und E-Scootern könnte jährlich 1.000 Kopfverletzungen verhindern

Knapp fünf Jahrzehnte nach Einführung der Gurtpflicht in Österreich (1976) und der Helmpflicht für Motorradfahrerinnen und -fahrer (1979) fordert das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) nun auch eine verpflichtende Helmnutzung bei E-Bikes und E-Scootern. Nach Berechnungen der Verkehrssicherheitsexperten könnten damit jährlich bis zu 1.000 schwere Schädel-Hirn-Verletzungen verhindert werden.

Nicole MÜHL / 8. September 2025

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) begrüßt den Vorstoß zur Helmpflicht bei E-Bikes und E-Scootern 

Als 1972 in Österreich die Zahl der Verkehrstoten mit 2.948 Personen ihren Höchststand erreichte, war die Situation auf den Straßen dramatisch. Seitdem hat sich die Zahl der Pkw von 1,2 auf 5,2 Millionen und die Zahl der Motorräder von 113.000 auf 655.000 Fahrzeuge erhöht. Dennoch ist die Zahl der Verkehrstoten bis 2024 um 88 Prozent auf 351 gesunken.
Das KFV führt diesen Rückgang neben technischen Verbesserungen und Fortschritten in der Medizin vor allem auch auf präventive Maßnahmen zurück – darunter die Einführung des Sicherheitsgurtes 1976 und die Helmpflicht für Motorradfahrende 1979. Heute liegt die Anschnallquote im Auto laut KFV bei 98 Prozent, beim Motorrad tragen 99,99 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer einen Helm.

Höheres Risiko bei E-Bikes und E-Scootern

E-Bikes und E-Scooter erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Gleichzeitig steigt die Zahl der Unfälle: 2024 mussten in Österreich rund 7.500 Personen nach E-Scooter-Unfällen und knapp 10.000 nach E-Bike-Unfällen im Krankenhaus behandelt werden. Sieben Menschen starben bei Unfällen mit E-Scootern, 20 bei jenen mit E-Bikes.
Laut KFV ist das Risiko einer Schädel-Hirn-Verletzung ohne Helm beim E-Bike-Fahren 6,4-mal höher als mit Helm. Während 67 Prozent der E-Bike-Nutzenden einen Helm tragen, liegt die Quote bei E-Scooter-Fahrenden aktuell nur bei rund zehn Prozent. Würden alle Fahrerinnen und Fahrer konsequent einen Helm tragen, könnten laut KFV pro Jahr rund 410 schwere Kopfverletzungen bei E-Bike-Unfällen und 560 bei E-Scooter-Unfällen verhindert werden – insgesamt also fast 1.000 Fälle.

Finanzielle Folgen für Verunfallte

Neben gesundheitlichen Risiken betont das KFV auch die finanziellen Konsequenzen. Der Oberste Gerichtshof entschied im April 2025, dass Personen, die bei einem Unfall ohne Helm eine Kopfverletzung erleiden, mit einer Kürzung ihres Schmerzengeldes rechnen müssen – selbst dann, wenn die Schuld am Unfall bei der Gegenseite liegt.

Akzeptanz steigt, Infrastruktur gefordert

Eine verpflichtende Helmnutzung stößt mittlerweile auf zunehmende Zustimmung: 52 Prozent der E-Scooter-Nutzenden und 65 Prozent der E-Bike-Fahrenden befürworten laut KFV eine Helmpflicht. Zudem sei der Helm für viele nicht nur eine Sicherheitsmaßnahme, sondern auch ein modisches Accessoire und Teil der professionellen Fahrradausrüstung.
KFV-Direktor Mag. Christian Schimanofsky betont, dass es nicht darum gehe, den Fahrspaß einzuschränken: „Das KFV möchte den Menschen das Fahren mit E-Bikes und E-Scootern keinesfalls verleiden, sondern im Gegenteil neben der Sicherheit auch die Fahrfreude erhöhen.“
Zusätzlich zur Helmpflicht fordert das KFV Verbesserungen bei der Infrastruktur, um Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmenden zu reduzieren. Dazu zählen ein weiterer Ausbau von Radwegen, eine zweite Bremse für E-Scooter, eine verpflichtende Klingel oder Hupe sowie eine Reduktion der maximalen Geschwindigkeit auf 20 km/h.

Verkehrsunfälle in Österreich von 1961  2024 >> hier

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