Chiara PIELER / 4. August 2025
© Volkshilfe Burgenland
Ladislaus Szabo – Inhaber Mr. Clean, Verena Dunst – Präsidentin Volkshilfe Burgenland, Mag.a Hanna Lichtenberger- Leiterin des Team Sozialpolitik und Forschung und Kinderarmuts-Expertin der Volkshilfe Österreich
Unterstützung durch lokale Wirtschaft
Ein wichtiger Beitrag zur Aktion kommt von Ladislaus Szabo, dem Inhaber der Firma Mr. Clean. Er reinigt und desinfiziert die Taschen zum Selbstkostenpreis. „Unsere Damen im Betrieb arbeiten seit Wochen mit viel Liebe an dieser Aktion“, erklärte Szabo bei der Vorstellung. Sein Team behandelt jede Tasche sorgfältig – von Handarbeit bis Spezialwäsche – um sie wieder in beinahe neuwertigem Zustand anbieten zu können.
Ein Schulstart ohne Sorgen?
Der Schulbeginn ist für viele Familien nicht nur emotional, sondern auch finanziell belastend. „Die Erstklassler-Taschen kosten heute oft 200 Euro und mehr – das kann sich nicht jede Familie leisten“, betonte Verena Dunst, Präsidentin der Volkshilfe Burgenland. Dank der Aktion erhalten Kinder nicht nur eine Tasche, sondern auch ein Stück Würde und Hoffnung. Für viele Eltern bedeutet die Unterstützung eine spürbare Entlastung im Familienbudget.
50 Euro zusätzlich
Neben der Sachspende erhalten armutsgefährdete Familien auch 50 Euro pro schulpflichtigem Kind. Damit sollen grundlegende Schulmaterialien wie Hefte, Stifte oder Turnsachen angeschafft werden. Für die Volkshilfe ist diese finanzielle Hilfe ein klares Signal für mehr Bildungsgerechtigkeit.
Soziale Selektion im Bildungssystem
Mag.a Hanna Lichtenberger, Sozialforscherin und Expertin für Kinderarmut, sieht in Aktionen wie diesen einen dringenden Bedarf: „Das österreichische Bildungssystem ist sozial stark selektiv. Wer aus einem Haushalt mit niedrigerem Bildungsgrad kommt, hat schlechtere Chancen – und das wird noch durch die hohen Kosten für Bildung verschärft“. Allein im Schuljahr 2023/2024 mussten Familien durchschnittlich 2.223 Euro für ein Kind aufbringen – das entspricht bei armutsgefährdeten Haushalten bis zu 15 Prozent des Jahreseinkommens.
Besonders problematisch sei es, wenn soziale Unterschiede im Schulalltag sichtbar würden – etwa durch minderwertige Schultaschen oder fehlende Ausstattung. Das kann zu Ausgrenzung oder Mobbing führen. „Wir wollen nicht, dass man an der Schultasche den sozialen Hintergrund erkennt“, so Lichtenberger weiter.
Hilfe, die ankommt – ohne Hürden
Die Ausgabe erfolgt unbürokratisch: Wer bereits eine Sonnenmarkt-Berechtigungskarte besitzt, kann sofort eine Tasche abholen. Wer keine hat, muss Einkommensnachweise und Meldezettel vorlegen. Die Einkommensgrenzen orientieren sich an der aktuellen EU-SILC-Richtlinie – z. B. 1.661 Euro netto für einen Einpersonenhaushalt.
Für Familien, die keine Möglichkeit haben, die Taschen selbst abzuholen, bietet die Volkshilfe einen Zustelldienst an – getragen von Ehrenamtlichen sowie Mitarbeiter:innen. „Wir finden einen Weg – auch ins Nordburgenland“, versprach Dunst.
Appell: „Melden Sie sich rechtzeitig!“
Zum Abschluss richtete die Volkshilfe einen eindringlichen Appell an betroffene Familien: „Niemand sollte sich schämen, Hilfe anzunehmen. Melden Sie sich rechtzeitig – wir helfen, wo wir können“. Die Aktion soll ein Zeichen für Solidarität sein – und ein Versuch, allen Kindern einen guten Start ins Schuljahr zu ermöglichen.
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