Nicole MÜHL / 18. Juli 2025
© LHB/Heidinger
Pflege- und Sozialberaterin Sandra Fartek
Digitale Hilfe, die wirklich ankommt
Seit Anfang des Jahres ist „Alles Clara“ auch im Burgenland verfügbar – dank einer Kooperation mit den Sozialen Diensten Burgenland. Über 80 Menschen haben die Plattform bereits genutzt, Tendenz steigend. Das Prinzip ist denkbar einfach: App herunterladen, Zugangscode clara-bgld eingeben, Profil anlegen – und die Beratung kann beginnen.
Doch trotz technischer Innovation steht eines klar im Mittelpunkt: persönliche Nähe. „Viele erwarten einen Chatbot – aber es sind echte Menschen, die antworten“, erklärt Sandra Fartek, diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und Pflegeberaterin im Bezirk Jennersdorf. Sie ist eine der Beraterinnen, die über „Alles Clara“ ihr Fachwissen und Mitgefühl einbringt.
Beratung, wann und wo sie gebraucht wird
Gerade für Angehörige, die durch Beruf und Familie stark eingebunden sind, ist die zeit- und ortsunabhängige Kommunikation ein entscheidender Vorteil. Fragen zur Pflegegeldbeantragung, zur Organisation eines Pflegebetts oder zur emotional schwierigen Betreuung eines demenzkranken Elternteils können jederzeit gestellt werden – auch abends oder am Wochenende.
Ein Beispiel aus der Praxis: „Eine junge Mutter mit zwei kleinen Kindern schrieb mir erst spätabends – das war ihre einzige ruhige Minute am Tag. Für sie war es ein riesiger Gewinn, einfach loswerden zu können, was sie bedrückte“, berichtet Fartek.
Einfühlsame Antworten statt automatisierter Phrasen
Anders als bei vielen digitalen Tools stehen bei „Alles Clara“ echte Pflegefachkräfte bereit. Sie antworten im asynchronen Chat, fassen bei Bedarf telefonisch oder per Video nach und dokumentieren alles schriftlich im Chatverlauf – datenschutzkonform und verschlüsselt. Das ermöglicht eine kontinuierliche Begleitung über mehrere Tage hinweg, ohne dass Ratsuchende jedes Mal von vorn beginnen müssen.
Mehr als Beratung: Ein Raum zum Durchatmen
„Manchmal hilft schon das Aufschreiben der eigenen Gedanken – wie ein Tagebuch, bei dem jemand antwortet“, beschreibt Sandra Fartek die Wirkung der App. Dieses niederschwellige Angebot sei besonders für Menschen wichtig, die sich schämen oder zögern, in klassischen Strukturen Hilfe zu suchen. „Die App senkt die Hürde, sich zu öffnen.“
Gleichzeitig bietet „Alles Clara“ weiterführende Informationen zu Selbstfürsorge, eine FAQ-Sammlung sowie einen Newsletter – immer mit dem Ziel, pflegende Angehörige zu entlasten und ihnen Orientierung zu geben.
Digitale Ergänzung, kein Ersatz
Trotz aller Vorteile betont Fartek: Die App soll bestehende Angebote nicht verdrängen. Hausbesuche, persönliche Gespräche und klassische Pflegeberatung bleiben essenziell. „Aber die App ist ein zusätzliches Werkzeug – schnell, unkompliziert und empathisch. Sie schließt Lücken, die bislang schwer erreichbar waren.“
Ein Modell mit Zukunft
„Alles Clara“ zeigt beispielhaft, wie digitale Lösungen in der Pflegeberatung wirken können – nicht als Ersatz menschlicher Nähe, sondern als Brücke dorthin. Die Plattform bringt Hilfe direkt in den Alltag der Betroffenen – schnell, sicher und persönlich.
„Die wichtigste Verbindung bleibt immer die von Mensch zu Mensch“, sagt Sandra Fartek. „Und genau diese Verbindung schafft die App auf eine neue, zeitgemäße Weise.“
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