Bericht

Der Kunst ihre Freiheit

Viele Künstler bleiben im Schatten, da ihr Potenzial durch den Druck des wirtschaftlichen Überlebens blockiert wird. Zehn südburgenländische und oststeirische Unternehmer möchte dem entgegenwirken und den kulturellen Mehrwert in der Region steigern.

Foto: Prima

Im Weingut Schiefer in Welgersdorf startete das „Crowd Patronage“-Kunstprojekt, das von Wilfried Drexler (links mit seiner Gattin Gabriela) ins Leben gerufen wurde. Auch Martin Schwartz (4.v.l.) und Uwe Schiefer (sitzend) gehören zu den Förderern. Als Künstler wurde Josef Sulek (re.,hier mit seiner Frau Monika) ausgewählt.

 

 

Josef Sulek ist freischaffender Bildhauer und Maler – er lebt in Dürnbach im Südburgenland. In der Kunstszene ist er kein Unbekannter. In jungen Jahren studierte er Bildhauerei und Industriedesign bei Professor Peter Lehocky. Seine Werke wurden unter anderem sogar in der Gallery Lindenberg in New York ausgestellt.

Josef Sulek ist das Paradebeispiel eines Künstlers, der für das neu ins Leben gerufene Projekt „Crowd Patronage“ in Frage kommt. Der Gedanke dahinter ist schnell erklärt: Künstlerinnen und Künstler sollen sich ohne wirtschaftlichen Druck auf ihr Schaffen konzentrieren können. „Die Notwendigkeit der finanziellen Erwerbstätigkeit nimmt ihnen oft ihre Kreativität und ihr persönliches Leistungspotenzial“, erklärt Wilfried Drexler aus Pinkafeld, der das Projekt mit Josef Spindler aus Pöllau ins Leben gerufen hat. „Crowd Patronage“ nennen sie das Kunstförderungsprojekt. Zehn regionale Unternehmerinnen und Unternehmer stehen dahinter und wollen einen Künstler bzw. eine Künstlerin auf die Dauer von rund einem Jahr unterstützen. „Die Förderer ermöglichen dem Künstler bzw. der Künstlerin durch eine finanzielle Vorausleistung eine Auszeit, in der sich diese ihrer künstlerischen Schaffenskraft widmen können“, so Wilfried Drexler. Am Ende der Förderperiode können sie eines der geschaffenen Werke zu einem vergünstigten Preis erwerben.

Auswahlkriterien

Jährlich wird für das Projekt ein Künstler oder eine Künstlerin ausgewählt. „Wichtig ist eine hohe Professionalität, ein hohes handwerkliches Können und eine Auseinandersetzung mit Techniken, die in der Regel durch eine Ausbildung im Kunstbereich fundiert ist“, erklärt Wilfried Drexler. Für das erste Projekt wurde Josef Sulek ausgewählt, da er sich durch seine langjährige, anspruchsvolle künstlerische Arbeit auszeichne.

Die Mäzengruppe will nicht nur Künstlerinnen und Künstler aus dem Bereich der Malerei und Bildhauerei fördern, sondern auch aus den Fächern Musik, Tanz, Literatur, Schauspiel und Film.

www.josefsulek.com


„crowd patronage“ für regionale Kunstprojekte – von Wilfried Drexler und Josef Spindler
Viele Unternehmen haben sich in der Vergangenheit als auch heute dem kulturellen Sponsoring zugewandt, dies aufgrund unterschiedlichster Motivationen und Prinzipien. Dieses Sponsoring wird aus Sicht der betroffenen Künstlerinnen und Künstler positiv bewertet, in manchen Fällen haben diese Ergebnisse das Publikum in größerer Anzahl erreicht. Gesellschaftlich gesehen waren die siebziger und achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, konkret in Österreich, in Hinsicht auf Kultur- und Kunstförderung sozusagen in staatlicher Hand. Danach hat sich der Staat Schritt für Schritt von dieser Aufgabe abgewandt. Es wird nicht behauptet, dass weiterhin das kulturelle Budget nicht finanziell ausgestattet ist, aber der größte Teil dieses Geldes wird zu Finanzierung der großen kulturellen Ereignissen verwendet,  auch mit den Gedanken, dass eine große Anzahl von Besucherinnen und Besucher die Kassen füllt.

Die vielen Kultur- und  Kunstfreischaffenden bleiben in großer Anzahl im Schatten stehen. Die Idee des gegenständlichen Projektes ist, dass sich Firmen in der Region zusammentun und auf der Basis der „crowd patronage“ eine temporäre, finanzielle Begleitung für eine Künstlerin bzw. einen Künstler schaffen.

Die Idee der „crowd patronage“ wurde am „world-changing-ideas“ Summit in 2014 erstmals vorgestellt und ist neu und noch wenig bekannt. Während es im Ausland langsam Fuß fasst, gibt es in Österreich noch wenig Aufmerksamkeit für das Thema.

Was versteht man unter „crowd patronage“?„crowd patronage“ ist mehr oder weniger das „Mäzenatentum 2.0“ unserer Zeit. Via Internet-Plattform wird ein Kunstprojekt einer regionalen Künstlerin oder eines regionale Künstler vorgestellt, bei dem sich potenzielle Förderer beteiligen können. D.h. die Förderer bzw. „patrons“ ermöglichen durch die Übernahme der Patronage und der Vorausleistung einer Geldzahlung an die Künstlerin oder den Künstler, dass sich diese die notwendige Auszeit nehmen können. Dadurch kann ihre künstlerischer Schaffenskraft und Energie freigesetzt werden und es werden womöglich noch bessere Leistungen entfaltet. Im Gegenzug kann der „patron“ – nach Projektumsetzung bzw. –fertigstellung – ein entstandenes Kunstprodukt zu einem vergünstigten Preis erwerben.

Welche Methodik steht dahinter?
Die Funding-Kampagne richtet sich an eine „closed group of interested partners“ – also eingegrenzte, kleine Gruppe von kunstinteressierten Personen bzw. Unternehmen, die das kulturelles Potential regionaler Künstler unterstützen wollen und somit zur Schaffung eines kulturellen Mehrwerts in der Region beitragen.

Wer wurde als erster Künstler ausgewählt?
Für das erste Projekt wurde der Bildhauer und Maler Josef Sulek aus Dürnbach ausgewählt. Josef Sulek hat in seiner 40-jährigen professionellen Tätigkeit viele künstlerisch wertvolle Arbeiten hervorgebracht. Seine Arbeitsweise ist anspruchsvoll und benötigt Zeit sowie Freiraum. Um einen umfassenden Zyklus weiterer Werke entstehen lassen zu können, soll er durch  erste „crowd partronage“ Projekt unterstützt werden.


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