Bericht

Helfen, rasch, unkompliziert

Wo Handlungsbedarf für Kinder und betroffene Familien besteht, werden im SOS Kinderdorf sofort die nötigen Maßnahmen zur nachhaltigen Krisenhilfe getroffen. Trotzdem war die plötzliche Fluchtwelle von Familien aus der Ukraine ein organisatorischer Kraftakt. Auch für das SOS Kinderdorf in Pinkafeld. Wobei Pinkafeld generell ein Nährboden für Nächstenhilfe ist. Innerhalb kurzer Zeit wurde hier der „Koordinationsstab Ukraine-Hilfe“ aufgebaut, um Soforthilfe für die ukrainischen Flüchtlinge zu leisten. Das Miteinander zählt.

Foto: Eva Maria Kamper

Der Koordinationsstab Ukraine-Hilfe der Stadtgemeinde Pinkafeld organisiert unter anderem auch regelmäßige Treffen der Ukrainer, die aus ihrer Heimat flüchten mussten.

 

„Am Freitagabend, dem 11. März, hat uns das E-Mail vom ukrainischen SOS Kinderdorf erreicht, dass 15 Kinder und drei Pflegemütter bereits im Zug auf dem Weg zu uns sind. In der Nacht von Sonntag auf Montag sind sie in Pinkafeld angekommen“, schildert Marek Zeliska, Leiter des SOS Kinderdorfs Pinkafeld die kurzfristige Zeitspanne, wo viele Hände ineinander greifen mussten, um die nötige Infrastruktur auf die Beine zu stellen. Angefangen von ausreichend Räumlichkeiten, bis hin zur Möbelage, Elektrogeräten, Waschmaschine und sonstiger Ausstattung des täglichen Bedarfs. „Das Land Burgenland hat uns in dieser Situation beispiellos unterstützt, vor allem auch, was den Bustransfer von der ukrainisch-slowakischen Grenze zu uns oder die Bereitstellung der Wohnungen betrifft. Das war sehr gut organisiert“, erzählt Marek Zeliska. „Auch die Hilfsbereitschaft von umliegenden Firmen und der Bevölkerung haben dazu beigetragen, die Wohnräume von einem Tag auf den anderen auszustatten.“ Kurz danach wurden für weitere 50 hilfesuchende Menschen burgenlandweit Unterkünfte organisiert. Warum diese Hilfe in Pinkafeld so schnell funktioniert, ist unter anderem dem Koordinationsstab Ukraine-Hilfe zu verdanken, der von der Stadtgemeinde einberufen wurde und von Stadtrat Horst Franz und Gemeinderat Eduard Posch geleitet wird. Darin vernetzen sich die Ansprechpartner aus kompetenten Vereinen oder Einrichtungen, um die Hilfsangebote und den Bedarf zur Versorgung zentral und strukturiert zu koordinieren. (Siehe unten)

Emotionaler Grenzgang

Angesichts der dramatischen Umstände der Flucht dieser Menschen stellt sich natürlich auch die Frage, wie man in diesen emotionalen Situationen mit dem Stress umgeht. „In der Geschwindigkeit der Ereignisse kommt man nicht zum Nachdenken“, sagt der SOS Kinderdorf-Leiter, „man muss funktionieren und professionell sein.“ Doch abends, da kommen schon manchmal die Gedanken im Nachhinein. „Da ist die Psychohygiene dann wichtig.“ Und da müsse man auch besonders bei freiwilligen Helfern aufpassen, da diese erst lernen müssen, mit den tragischen Ereignissen und traumatisierten Menschen umzugehen.

„Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen in ihrer Freizeit tatsächlich helfen wollen, abseits von geschulten Fachkräften. Wir haben aus dem Grund auch ein burgenländisches Krisenteam des SOS Kinderdorfs am Wiener Hauptbahnhof vor Ort, das den freiwilligen Helfern einen sogenannten „fachlichen Hintergrunddienst“ bietet. Also ein professionelles Einsatzbriefing, wie man den ankommenden und wartenden Menschen aus der Ukraine, vor allem in den Kinderschutzzonen des Bahnhofs, helfen kann, ohne selbst emotional überlastet zu werden“, sagt Marek Zeliska.

Langfristige Vernetzung

Was ihn besonders berührt, ist die ungebrochene Hoffnung der ukrainischen Flüchtlinge, dass dieser Albtraum bald zu Ende ist. „Die Kinder fragen mich immer wieder, wann sie wieder nach Hause können. Das macht einen natürlich betroffen“, erzählt der SOS Kinderdorfleiter. Doch er ist dankbar, dass die strukturierte Umsetzung und Finanzierung hier langfristig und nachhaltig funktioniert. Mitte April waren bereits 75 ukrainische Menschen in Pinkafeld untergebracht. Neben der schulischen Betreuung der Kinder sind in weiterer Folge auch Deutschkurse für die Erwachsenen geplant und hier werden Strukturen und Netzwerke vom Koordinationsstab Ukraine-Hilfe der Stadtgemeinde aufgebaut. Außerdem sind in Pinkafeld mehrmals wöchentlich ukrainische Treffen organisiert. „Ganz wichtig ist für die Flüchtlinge die Vernetzung untereinander. Da spielen materielle Dinge nicht so eine Rolle wie das Miteinander oder vor allem die rasche Umsetzung der Unterstützung“, weiß Zeliska. „Es geht hier um Menschen, da kann es keine Fristen geben.“


Das SOS Kinderdorf als Krisenstelle
Die 1949 gegründete, in 137 Ländern vernetzte Organisation des SOS Kinderdorfs ist seit 2003 auch in der Ukraine aktiv und bietet dort z.B. Krisenhilfe, Beratung oder Bildungsprogramme vor Ort an. Seit dem Ausbruch des Krieges werden viele hilfesuchende Kinder in die benachbarten SOS Kinderdörfer Rumänien und Polen vermittelt. Auch in Österreich konnten dank der strukturierten Vorgehensweise und unkomplizierten Hilfe des SOS Kinderdorfs bereits zahlreiche Kinder oder Mütter mit Kindern in Sicherheit gebracht werden.

Foto: Marek Zeliska ist seit 12 Jahren Leiter des SOS Kinderdorfs Pinkafeld.

Koordinationsstab Ukraine-Hilfe

Das Ansinnen der Stadtgemeinde Pinkfeld ist es, den vom Krieg vertriebenen Menschen zu helfen – gemeinsam, überparteilich und solidarisch. Die Stadtgemeinde hat dafür eigens einen Koordinationsstab Ukraine-Hilfe eingerichtet. Ziel ist es, Strukturen und Netzwerke aufzubauen und zu koordinieren. Die Hilfsangebote sollen möglichst gebündelt werden. Dafür wurde eine zentrale Anlaufstelle auf dem Gemeindeamt eingerichtet:

Thomas Schreiner
Tel: 03357/42351 11
Mail: ukrainehilfe@pinkafeld.bgld.gv.at
www.pinkafeld.gv.at/ukraine-krieg-pinkafeld-hilft

SPENDENKONTO:
Pink-up-Help/Flüchtlingshilfe Ukraine
AT68 4300 0399 0132 9001


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