Bericht

Raus aus der Covid-Müdigkeit

Die letzten zwei Jahre haben den Bewegungsmangel der Österreicher*innen verstärkt. Durch Homeschooling und Homeoffice sind Rückenschmerzen, Augenerkrankungen und psychische Beschwerden gestiegen. Die Bewegung im Freien ist wichtiger denn je.

Foto: Petra Simon

Prof. (FH) Dr. Erwin Gollner beim Training auf der Finnenbahn – einer der Spezialbahnen der Lauf- & Walkingarena Bad Tatzmannsdorf.

 

prima! G‘sundheit

Die Serie zum Thema Gesundheit mit dem Gesundheitsdepartment der FH Burgenland

 

Bewegung im Freien stärkt nicht nur den Bewegungsapparat und wirkt sich auf den gesamten Organismus positiv aus. Auch unsere Psyche empfindet es wie Balsam, wenn wir unsere Zeit draußen verbringen. Dabei geht es nicht darum, Leistung zu bringen bzw. sich auszupowern. „Nein, entscheidend ist, ins Freie zu gehen. Das beginnt schon mit einem Spaziergang, denn auch das ist Bewegung, die wir dringend brauchen“, erklärt Dr. Erwin Gollner, Studiengangsleiter im Department Gesundheit an der FH Burgenland.

Der Sport- und Gesundheitswissenschafter hat den Ausdauersport Nordic Walking bereits vor Jahrzehnten ausgehend von Bad Tatzmannsdorf in Österreich eingeführt und gilt als Koryphäe auf diesem Gebiet. „Nordic Walking ist eine Form der Freizeitaktivität, die keinen ausschließt und für jeden geeignet ist“, erklärt er einen der wesentlichsten Vorteile dieses Ausdauersports.

90 Prozent der Muskulatur werden beim Nordic Walken beansprucht. Damit ist es die Ausdauersportart mit dem höchsten Muskelaktivierungsgrad. In einer halben Stunde Nordic Walking wird bei gleicher Intensität mehr Energie verbraucht als beim Laufen, Schwimmen oder Radfahren. „Und es ist ein Gruppensport. Wer sich nebenbei noch gut unterhalten kann, der hat das richtige Tempo“, lautet der Richtwert des Experten.

Die positiven Auswirkungen von Nordic Walking sind in medizinischen Fachkreisen hoch anerkannt. „Es gibt kaum ein Rehabilitationsprogramm, das diese Form der Bewegung nicht beinhaltet. Auch in der Onkologie zeigen Studien, dass regelmäßiges Nordic Walken oder andere Ausdauerbewegungsformen auf unser Immunsystem die gleiche Wirkung haben wie eine Chemotherapie“, weiß Erwin Gollner. Die Grifftechnik wirke außerdem wie eine Lymphdrainage und führt zu einer Entstauung.

„Nordic Walking gleicht einem Mehrfachmedikament“

Neben den positiven Auswirkungen auf unseren Bewegungsapparat und die Psyche wirkt Nordic Walking bei 23 chronischen Erkrankungen wie ein Medikament. „Kreislauf, Blutdruck, Durchblutung, Blutzucker, Cholesterin und Knochendichte sind nur einige Bereiche, wo die positive Auswirkung der regelmäßigen Bewegung messbar ist. Nordic Walking erhöht auch die Gedächtnisleistung, wirkt bei Schlafproblemen und ist eines der effizientesten natürlichen Psychopharmaka – ohne Nebenwirkungen“, erklärt Gollner. Neben der klassischen medizinischen und der pharmazeutischen Wirkung ist Bewegung – und speziell Nordic Walking – längst als Therapieansatz anerkannt.

Stöcke her und los?

Spricht eigentlich nichts dagegen, sich Stöcke zu besorgen und gleich loszumaschieren? „Grundsätzlich kann auch der Laie beim Nordic Walken nichts so falsch machen, dass es den Bewegungsapparat schädigen würde“, sagt der Sportwissenschafter. „Der größte Fehler, den man machen kann, ist, es nicht zu machen“, motiviert Erwin Gollner. Dennoch spricht er klar die Empfehlung aus, vorab die Technik zu erlernen, um einen hohen Wirkungsgrad zu erzielen. Rund 2.000 Interessierte hat er bereits ausgebildet. „Von sich aus beherrscht niemand die korrekte Methode“, berichtet Gollner, der auch Obmann der Lauf-und Walkingarena Bad Tatzmannsdorf ist. Nur mit der richtigen Technik kommt es zum optimalen Krafteinsatz und zur effizienten Beanspruchung der Muskeln.
Auch bei der Ausrüstung empfiehlt Gollner, sich vom Experten beraten zu lassen. „Die muskuläre Stabilität des Fußes, das Geschlecht und Gewicht, das Koordinationsvermögen – all das spielt eine Rolle bei der Wahl des richtigen Schuhwerks. Und auch die Länge der Stöcke sollte vom Experten einmal kurz überprüft werden.

Wenn die richtige Technik dann schließlich erlernt ist und die Stöcke einsatzbereit sind, gilt vor allem eines: dranbleiben. Zwei bis drei Mal die Woche je eine Stunde, empfiehlt Gollner. Auch hier zeigt die Gruppe Vorteile, weil man sich gegenseitig motiviert.

Bei wem jetzt der innere Schweinehund noch nicht besiegt ist, dem gibt der Sportwissenschafter noch drei Dinge mit auf den Weg, die garantiert zutreffen: Es ist nie zu spät, mit Bewegung zu beginnen. Der erste Schritt ist der wichtigste. Und: Bewegung im Freien macht glücklich!


 

Prof.(FH) Mag.Dr. Erwin Gollner, MPH MBA

Leiter des Departments Gesundheit an der FH Burgenland

Der gebürtige Oberwarter leitet selbst den Bachelorstudiengang Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung an der FH Burgenland. Er ist Sport- & Gesundheitswissenschafter und Psychologe und ist Obmann der Lauf- und Walkingarena Bad Tatzmannsdorf, von welcher aus er Nordic Walking in Österreich etabliert hat. Außerdem ist er Autor der „Österreichischen Bewegungsempfehlungen“. Beim traditionellen Frühjahrsopening Nordic Walking/Anradeln/E-Biken am 24. April in Bad Tatzmannsdorf ist der Nordic Walking Instructor und Master-Trainer live dabei.

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