Bericht

Der Schritt in ein gemeinsames Leben

Die Hochzeit sei der schönste Tag im Leben, sagt man. Ein Himmel voller Geigen, der Beginn eines gemeinsamen Lebensweges. Ein Weg, bei dem aus dem Ich ein Wir werden soll. Egal, ob die Traumhochzeit im engsten Kreis stattfindet oder mit einem großen Festakt begangen wird.

Foto: shutterstock 741451888

Nähern wir uns diesem speziellen Tag einmal ganz ohne Romantik: Die Eheschließung, auch Hochzeit, Trauung oder Heirat genannt, umfasst in Abhängigkeit von den jeweiligen religiösen, rechtlichen und kulturellen Rahmenbedingungen einer Gesellschaft vielfältige soziale und zivilrechtliche Verträge, lässt uns Wikipedia wissen. Doch davon später mehr.

Die Wege zur Hochzeit sind unterschiedlich. Sie können spontan sein, sind in der Regel aber meistens mit umfassenden Vorbereitungen verbunden. So werden mitunter Brautkleider bereits mehr als ein Jahr vor dem schönsten Tag ausgesucht. Das tut die Braut in der Regel nicht allein. Freundinnen, Verwandte, Familie stellen sich dabei meist mit mehr oder weniger guten Ratschlägen ein.

Und es geht dabei nicht nur um das Brautkleid, sondern auch um das Darüber und das Darunter. Cap, Schleier, Strümpfe, Strumpfbandhalter, etc. Und natürlich die Schuhe. Wie wichtig die sind, weiß man spätestens nach der Lektüre des bekannten Märchens Aschenputtel.

Womit wir beim Prinzen bzw. dem Traummann wären. Bekleidungstechnisch tut sich das männliche Geschlecht bei der Hochzeit etwas leichter. Edler Anzug, Stresemann oder feiner Smoking. Auch mit der Auswahl von passenden Schuhen sollten sich Männer leichter tun.

Damit eine Hochzeit nicht mit offenen Blasen endet, sollten Braut und Bräutigam das edle Schuhwerk rechtzeitig einlaufen. Hansaplast-Pflaster sind in der Hochzeitsnacht eher abtörnend.

Hoppalas

„Kann ich die Jeti-Tant neben die Mitzerl setzen?“, ist eine der unzähligen Fragen, die sich im Zuge der Vorbereitung auf eine Hochzeit stellen. Und sie ist nicht zu unterschätzen. Will man tiefgehende Zerwürfnisse in der Familie nachhaltig vermeiden, wollen solche Fragen sehr gründlich überlegt sein.

Angehende Brautleute sollten sich über eines klar sein: irgendwas geht bei einer Hochzeit immer daneben. Das besagt schon allein Murphys Gesetz. Die Hoppalas bei Hochzeiten füllen Bände, bleiben den meisten aber als prägende und lustige Erinnerung. Wenn etwa vergessen wird die Omi abzuholen, die Frau Beistand mit dem Auto losbraust, obwohl die „Tant“ mit ihrem Kleid noch in der Autotür hängt, oder schlicht die Braut nach der traditionellen Entführung nicht und nicht gefunden wird.

 

Tradition

Ein ganz eigenes, wenn auch regional höchst unterschiedliches Phänomen sind die Bräuche rund um den schönsten Tag im Leben. Der Brautvater führt die Braut in der Regel zum Altar, darf die Tischrede halten und bekommt den ersten Brauttanz nach dem offiziellen Hochzeitstanz der Jungvermählten. Meistens darf er auch noch die ganze Hetz zahlen, aber das machen sich die Familien der angehenden Eheleute – hoffentlich – schon im Voraus aus. In manchen Regionen wird der angehende Bräutigam schon vor der eigentlichen Hochzeit auf die Probe gestellt: da wird ihm zuerst einen ganz junge und eine ganz alte Braut offeriert. Erst danach die Richtige. Für die sollte man sich wohlweislich entscheiden, sonst platzt die ganze Hochzeit, noch bevor sie begonnen hat.

Nachdem uns amerikanische Fernsehserien schon längst mürbe im Kopf gemacht haben, feiert auch in Österreich ein uramerikanisches Phänomen fröhliche Urstände – der/die Wedding-Planer. Gut kostet wieder extra, lieber Brautvater, kann aber auch helfen aus dem Stress der Hochzeitsvorbereitungen viel Druck zu nehmen.

 

Jedes Brautpaar ist gut damit beraten, gerade am Hochzeitstag Zurückhaltung mit dem Alkohol zu üben. Sonst sagt man vielleicht Dinge dem Erbonkel, die man nüchtern nicht von sich gegeben hätte. Und mal ehrlich – was wäre das für eine Hochzeitsnacht, wenn einer der Partner eine Schnapsleiche ist.

Natürlich hat Heiraten auch etwas mit Juristerei zu tun. Wenn der Himmel voller Geigen hängt, denkt man noch nicht daran, aber Eheverträge haben auch ihren Sinn. Und oft ist es ja nicht so, „bis dass der Tod uns scheidet“, das kann auch ein Bezirksrichter sein. Heerscharen von Anwälten bestreiten so ihren Lebensunterhalt.

Über eins sollte sich das Brautpaar aber auch im Klaren sein: Es ist ihr Hochzeitstag und den sollten sie so gestalten, wie es für sie passt. Egal ob große oder kleine Hochzeit, kirchlich oder standesamtlich. Dieser Tag muss für beide passen, egal welches Gezeterte der familiäre Anhang anstimmt.


Silvia Messenlehner
ist Expertin, wenn es um Paare geht. Die Paarberaterin und Sexualtherapeutin weiß, worauf es ankommt, um den Zauber des Gemeinsamen auch im Alltag aufrecht zu halten.

 

Frau Messenlehner: Wie schaffen es Paare die Faszination des Gemeinsamen über die Hochzeit hinaus, in das Alltagsleben zu retten?

Messenlehner: Das ist oft gar nicht so einfach. Das Wichtigste ist aber der gegenseitige Respekt und die Wertschätzung gegenüber dem Partner. Ganz wichtig dabei ist das Vertrauen. Denn Vertrauen schafft Sicherheit. Und man soll sich nicht verbiegen, sondern authentisch bleiben. Es bringt nichts, nur um den Partner zu gefallen, sich selbst zu verleugnen. Und es sollte jede klar sein, dass es auch bei einer Partnerschaft sich um zwei eigenständige Persönlichkeiten handelt.
 
Welche Rituale oder Verhaltensweisen können Sie empfehlen, damit Paare auch im Alltag Besonderes erleben?

Messenlehner: Gemeinsame Dinge unternehmen. Ganz wichtig ist die Kommunikation und bewusst Erwartungen und Bedürfnisse anzusprechen. Dazu kann man sich durchaus Fixpunkte dafür ausmachen. Einmal in der Woche, einmal im Monat Themen ansprechen, die beide betreffen oder den Einzelnen stören.

Rituale sind wichtig. Wie der täglich ein Kuss am Morgen, bewusstes Umarmen. Achtsamkeit auch in der Paarbeziehung zu leben. Sexualität kommt eine große Bedeutung zu. Gemeinsames Frühstücken, Essen oder Blumen. Im Bett streiten vermeiden, das geht gar nicht. Das Schlafzimmer muss ein Ort der Liebe, der Zuneigung oder der Erholung sein. Streiten kann man woanders.


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