Interview

„Das kann ja nicht so schwer sein!“

Arzt, Punkrock-Sänger, Politiker, Bierbrauer, Unternehmer, Buchautor, Kabarettist. Und all das in einer Person. Das ist Dr. Dominik Wlazny alias Marco Pogo, über den spätestens seit der Verkündung seiner Kandidatur zum österreichischen Bundespräsidenten ganz Österreich spricht.

Foto: Eva Maria Kamper

Marco Pogo war mit TURBOBIER live auf dem Nova Rock 2022 zu erleben. Die nächste Chance bietet sich am 16. Juli im südburgenländischen Wolfau beim Benefiz „Lionheart Festival“.

 

Was auf den ersten Blick inhaltlich als pure Satire oder eher niederschwelliger Humor wirkt, lässt bei näherer Betrachtung eine multi-kreative Herangehensweise nicht abstreiten. Dominik Wlazny hat mit 25 Jahren sein Medizinstudium abgeschlossen und war auch als Arzt im Krankenhaus tätig. Aber er gab seinen Beruf auf, um als „Dr. Marco Pogo“ auf Entdeckungsreise seiner weiteren zahlreichen künstlerischen Talente zu gehen. Wie zum Beispiel als Musiker oder vielmehr „Rampensau“ auf der Bühne seiner Wiener Punk Band „TURBOBIER“. Als ein Song seiner Band von der Gründung einer „Bierpartei“ handelte, wurde schnell ernst daraus und seither sitzt Dr. Dominik Wlazny als Politiker im Gemeinderat Wien-Simmering. Neuester Clou des 35-Jährigen, der übrigens vegan lebt, ist seine Kandidatur zum Bundespräsidenten. Wie er einem Kaliber wie Alexander Van der Bellen Paroli bieten will – darauf wollte er trotz mehrmaliger Anfrage von prima! zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch keine Antwort geben. Vielmehr hat er als Dr. Marco Pogo mit prima! noch vor seinem Kandidatur-Outing über seine multi-kreative Ader gesprochen, denn am 16. Juli kommt er zum Benefiz „Lionheart-Festival 2022“ ins südburgenländische Wolfau.

prima!: Dr. Dominik Wlazny alias Marco Pogo, du bist Arzt, Leader der Wiener Punkrock-Band „TURBOBIER, Gründer der politisch aufstrebenden „Bierpartei, selbst Bierbrauer, Chef von deinem Handelsunternehmen „Pogos Empire“  und derzeit zusätzlich mit deinem ersten Kabarettprogramm „Gschichtldrucker“ auf den österreichischen Kabarettbühnen unterwegs. Und das mit einem Alter von 35 Jahren. Wie kriegt man dieses zeitliche Pensum täglich unter einen Hut? 

Dr. Marco Pogo: Ich hab den Vorteil, dass mir alle Projekte, die ich gestartet habe, unglaublich viel Spaß machen und weil es so abwechslungsreich ist, wird es auch niemals fad. Das ist vielleicht der Grund, warum ich das nicht als Arbeit wahrnehme. Längerfristig fad sollte es ja grundsätzlich niemals werden, sonst verliert man die Lust an dem, was man macht. Mich macht das fertig, wenn ich höre, wie sich Leute beschweren, dass es in da Håckn fad is und alles nervt. Ich denk mir dann: Na dann macht’s halt was anderes. Ich weiß schon, dass das nicht für jede und jeden umsetzbar ist. Aber sich ein bissl die Freunde an dem, was man tut, zu erhalten, kann man, glaub ich, in jeder Position. Ich muss aber auch sagen, dass ich in der privilegierten Position bin, vermeintliche ‚Schnapsideen‘ einfach umsetzen zu können. Ich halt mich da an mein Lebensmotto „Das kann ja nicht so schwer sein“.

prima!: Die „Bierpartei“ könnte oder müsste man als Protestwähler-Partei interpretieren. Ihr habt aber wienweit bereits über 300 (!) Anträge eingebracht, die neben humorvollen Inhalten (zum Beispiel ein Bierbrunnen in Wien Simmering) durchaus auch ernste Anliegen des sozialen Miteinanders haben. Kann aber der Name „Bierpartei“ nicht hinderlich sein, wenn man politisch nachhaltige Erfolge erzielen möchte? 

Dr. Marco Pogo: Der Bierbrunnen ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt, ich weiß überhaupt nicht, was daran lustig sein soll. Nein, Spaß beiseite: Das Erfrischende an der Bierpartei ist ja, dass sie verstaubte politische Konstrukte aufbricht und Themen und Probleme aus einer anderen Perspektive betrachtet und sie zu lösen versucht. Die Bierpartei ist die einzige Partei, die komplett unabhängig ist, daher niemandem einen Gefallen schuldet und somit auch niemandem gefallen muss und das auch gar nicht will. Die Bierpartei wurde aus Spaß heraus gegründet, aber auch mit dem Willen, etwas zu verändern. Ich gehe gerne mit Humor an Themen heran, die auf den ersten Blick überhaupt nicht lustig sind. Humor ist halt mein Stilmittel, um ernste Themen greifbarer oder vielleicht auch verständlicher zu machen. Das heißt aber nicht, dass ich ihnen die Ernsthaftigkeit abspreche – im Gegenteil: Viele Themen werden viel greifbarer, wenn man ihnen mit Humor begegnet. Das ist unüblich im österreichischen Parteienspektrum, macht die Sache aber nicht weniger ernsthaft. Ich hab zum Beispiel einen Antrag eingebracht, der heißt „(S)Aufenthaltszonen“. Das klingt im ersten Moment wahnsinnig lustig, hat aber einen sehr ernsten Hintergrund: Nämlich, dass in Zeiten der Pandemie keine geeigneten Orte für Kinder und Jugendliche geschaffen wurden. Beispiele wie diese gibt es viele und langsam merken die Leute: ‚Hey, das ist ja nicht nur Blödsinn, was die da machen, vielleicht wähl ich die beim nächsten Mal auch.‘

prima!: Das Burgenland ist für seine ausgezeichneten Weinsorten berühmt, magst du das Burgenland trotzdem?

Dr. Marco Pogo: Ja sicher, ich bin da nicht so kleinlich. Ihr könnt ja nix dafür. Außerdem hat sich in der letzten Zeit eine kleine, feine Brauereiszene im Burgenland etabliert, die machen auch sehr gute Biere. Auch landschaftlich hat das Burgenland einiges zu bieten. Nicht ganz so schön, wie Wien-Simmering, aber fast. Außerdem gibt’s dort Orte mit lustigen Namen. Ich war vor kurzem im Burgenland und hab mich in der Hölle (Anm.: Bezirk Neusiedl am See) wiedergefunden. Ich hab gar nicht gewusst, dass die Hölle im Burgenland ist. 

prima!: In Österreich gelten über 370.000 Menschen als alkoholkrank, die Dunkelziffer ist beträchtlich höher. Das Burgenland ist im Österreich-Vergleich Spitzenreiter im Alkoholkonsum. Die Bier-verherrlichenden Texte von „TURBOBIER“ sind amüsant, aber wie geht man mit der Verantwortung um, dass sie eventuell Menschen „triggern“, also negativ beeinflussen – vor allem als Arzt? 

Dr. Marco Pogo: Ich bin mir der Brisanz des Themas durchaus bewusst. Als Mediziner wahrscheinlich sogar mehr als die meisten Menschen, die mir unreflektierte Alkoholverherrlichung vorwerfen. Ich hab das Thema auch nicht erfunden, immerhin befinden wir uns in Österreich – dem Land, in dem man zur Minderheit gehört, wenn man sein erstes Bier erst mit 16 trinkt und ein „Damenspitzerl“ zum guten Ton gehört.

Alkoholkonsum ist der österreichischen Seele einfach inhärent, das lässt sich nicht leugnen. Wenn das bei Menschen aus dem Ruder läuft, muss man ihnen selbstverständlich helfen, das ist auch keine Schande.

prima!: Die Inhalte der Lieder von „TURBOBIER“ sind eingängige Ohrwürmer mit teilweise auch tiefgründigen Texten des sozialen Miteinanders. Woher kommt die musikalische Inspiration?  Und stehen die Lieder „A Mensch is a Mensch“ (Thema Antirassismus) und „I hoss olle Leit“ dann nicht in einem Widerspruch? 

Dr. Marco Pogo: Die Inspiration kommt meistens aus Alltagsbeobachtungen und momentanen Stimmungsbildern. Ich finde ja, dass sich die beiden Songtitel überhaupt nicht ausschließen, sondern perfekt ergänzen. „A Mensch is a Mensch“ ist vielleicht vergleichbar mit „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – nur ein bissl griffiger formuliert. Das ist quasi eine Grundhaltung. „I hoss olle Leit“ hingegen ist eine Momentaufnahme, die nur in gewissen Situationen greift. 


„Burgenlandschule“
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hat die Patronanz der „Burgenlandschule“ übernommen, für die beim Wolfauer „Lionheart-Festival“ im Zeichen der Musik gesammelt wird. Für über hundert Kinder bietet dieses Schulprojekt in Nepal eine wichtige Zukunft. Obmann Hans Goger ist dankbar für alle Spenden, ohne die die Umsetzung nicht möglich gewesen wäre.

Die Bierpartei

Marco Pogo, bürgerlich Dominik Wlazny, geboren 1986 in Wien, ist Parteivorsitzender der „Bierpartei“, die 2015 gegründet wurde. Mit satirischen Inhalten, die vor allem Bier propagieren, schaffte die Partei 2020 bei der Wiener Landtags- und Gemeinderatswahl mit 11 Mandaten den Einzug in die Wiener Bezirksvertretung. Zu den ernsthaften Themen der „Bierpartei“ zählen unter anderem die Jugendarbeit oder Solidarität für Flüchtlinge. Abseits der Partei setzt sich Marco Pogo auch für die Hilfe für Betroffene von Alkoholismus ein. Das neu gesteckte Ziel ist die Bundespräsidentenwahl 2022.


Lionheart Festival

Das Lionheart-Festival 2022, das am 15. und 16. Juli im südburgenländischen Wolfau über die Bühne geht, ist eine Benefizveranstaltung zugunsten der Erbauung einer Grundschule in Dhawa/Nepal. Eine „geballte Ladung“ von Künstlern aller Genres, darunter zum Beispiel „TURBOBIER“, „Dicht & Ergreifend“, „Le Craval“, „Der Urlaut“, und viele mehr, verspricht die Eventhalle in Wolfau zum Kochen zu bringen. Und das für einen guten Zweck.

Drei ambitionierte Burgenländer – der Bergsteiger Hans Goger, der Maskenschnitzer Niklas Koller und der Techniker Maximilian Igler – haben den Verein „Burgenländer helfen Nepal“ gegründet und in der Region Gorkha dieses ehrgeizige Projekt geplant: Mitten in einem – durch Erdbeben und Krisen zerrütteten – Gebiet der hohen Berge wurde in dem kleinen Dorf Dhawa eine Schule für circa hundert Kinder, mit sechs Klassenzimmern und einem Raum für einen Kindergarten errichtet und vor ein paar Monaten in Betrieb genommen.

Der Erlös des Lionheart-Festivals geht zu hundert Prozent in den Erhalt dieser „Burgenlandschule“, deren Patronanz Anfang des Jahres Landeshauptmann Hans Peter Doskozil übernommen hat. Vereins-Obmann Hans Goger ist ergriffen: „Wir freuen uns, dass wir dieses wichtige Projekt umsetzen konnten. Ein großes Dankeschön gilt auch den Großspendern der Rotarier Oberwart, dem Weihnachtshaus Bad Tatzmannsdorf, dem Team der 24-Stunden-Wanderung mit Gerlinde Kaltenbrunner, der HTL Pinkafeld und Frau Walburga Flasch aus Wolfau. Sowie natürlich allen Besucherinnen und Besuchern des Lionheart Festivals!“ 

www.lionheart-festival.at


Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 Antworten

  1. Wenn man ungebunden lebt, für keine Kinder sorgen muss, sogar selbst noch bei einem Teil all dieser aufgezählten Agenden von den Eltern unterstützt wird, das Bier bei einer deutschen Brauerei herstellen lässt, sowie noch ein paar Mitarbeiter hat, ist es wirklich nicht so schwer, mehrere Projekte am Stück zu betreiben. Es gibt sicher auch Menschen, die Ähnliches mit mit weniger Aufhebens und medialer Aufmerksamkeit zu Stande bringen.