Nicole MÜHL / 27. März 2024
© Team Drobits
Mag. Christian Drobits kandidiert bei der Landtagswahl 2025 im Burgenland.
Im April finden im Burgenland die Arbeiterkammerwahlen statt. Sie sind Regionalstellenleiter für die Bezirksstellen Oberwart, Güssing und Jennersdorf. Oberwart wurde im Bereich Sozialrecht in den letzten Jahren ausgebaut. Warum?
Christian Drobits: Weil ich sehe, dass viele Menschen 30 bis 40 Jahre in das Pensionssystem eingezahlt haben und vor allem im Alter dann Hilfe brauchen. Wenn sie kurz vor der Pension arbeitslos oder krank werden, zeigt sich, dass das System von der Arbeitsrealität weit entfernt ist. Diese Menschen werden nämlich auf den allgemeinen Arbeitsmarkt verwiesen, egal was sie vorher gearbeitet haben. Man versucht sie einfach woanders einzusetzen – zum Beispiel den Bauhilfsarbeiter als Portier. Das ist genauso falsch wie die Bemessung der Schwerarbeiterpension nach Kilojoule. Das ist weitab von der Realität, unfair und schikanös.
Was wäre eine Lösung?
Ich denke, wenn jemand ausgelaugt ist, weil er viel gearbeitet hat und eine gewisse Anzahl an Versicherungs- und
Beitragsmonaten hat, dann soll er auch die Möglichkeit haben, in Pension gehen zu können. Über die Höhe der Pension muss man gesondert entscheiden, weil auch die Abschläge meiner Meinung nach sehr hoch sind. Es zeigt mir: Das System ist ungerecht, weil Menschen oft jahrelang sinnlos von einer Stelle zur anderen geschickt werden.
Soll man den Menschen also erleichtern, krankheitsbedingt früher in Pension gehen zu können?
Ich denke, ob man ihnen Arbeitslosengeld zahlt oder Krankengeld, ist in der Leistungshöhe fast gleich wie eine Pension. Und trotzdem wird sie diesen Menschen jahrelang verwehrt. Wenn jemand eine schwere Erkrankung hat und man weiß, dass er nie mehr in seinem Beruf arbeiten kann, muss es legitim sein, dass diese Person ohne Gerichtsverfahren in Pension gehen kann und damit noch ein paar gute Jahre hat. Dafür muss man das System neu regeln.
Die AK ist natürlich Vertreter der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber die Kluft zu den Arbeitgebern wird immer größer. Am Jahresanfang gibt die AK sogar Tipps, wann man Urlaub nehmen soll, um durch Fenstertage möglichst viel Freizeit zu erzielen. Geht das nicht in eine falsche Richtung? Sollte die Botschaft nicht eher lauten, dass Arbeit Freude machen soll und etwas Positives ist?
Ich sehe die Notwendigkeit, es so zu gestalten, dass es sich auszahlen muss, arbeiten zu gehen. Arbeit und Leistung müssen sich lohnen. Ich würde nicht sagen, dass die Schere zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber so groß ist. Die großen Unternehmen, die 10 Prozent ausmachen, aber 60 Prozent des Vermögens haben, von denen rede ich nicht. Ich meine, dass die Ein-Personen- Unternehmen genauso geschützt gehören, denn die tun sich schwer, im Wettbewerb zu bestehen. Die Wettbewerbsverzerrungen passieren zwischen großen und kleinen Unternehmen. Eine starke Interessenvertretung für die Kleinen wäre wichtig.
Das Thema Wettbewerbsfähigkeit ist eine gute Überleitung zum Land Burgenland. Es gibt ja kaum mehr einen Bereich, der nicht im Landeseigentum ist. Fast 90 Gesellschaften hat das Land inzwischen gegründet. Wenn wir von Wettbewerb reden, dann tritt ja das Burgenland als starker Konkurrent der heimischen Wirtschaft auf. Sie sind jetzt Nationalratsabgeordneter der SPÖ, werden aber bei der nächsten Nationalratswahl nicht mehr kandidieren. Sie kehren ins Burgenland zurück und treten bei der nächsten Landtagswahl 2025 an. Es heißt, auf Wunsch von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.
Ja, Landeshauptmann Doskozil hat mir mitgeteilt, dass es ihm lieber wäre, wenn ich im Burgenland bei der Landtags-Wahl im Jänner antrete. Es war sein Wunsch, dass ich in Zukunft in seinem Team unser Land mitgestalte. Ich habe ihm gesagt, wenn ich ins Burgenland gehe, bitte ich aber auch darum, dass ich dann entsprechend meiner Vorzugsstimmen bei der Wahl eine passende Aufgabe bekomme. Es ist auch klar vereinbart, dass ich meine Meinung sage. Damit rechnet der Landeshauptmann.
Was würden Sie kritisieren? Die vielen Käufe, die das Land tätigt? Wie gesagt, es gibt kaum einen Bereich, wo das Land nicht eingreift. Finden Sie das gut?
Das sehe ich nicht negativ, vor allem, wenn es darum geht, Arbeitsplätze zu erhalten. Bei der Therme Stegersbach ist die Frage gewesen, wer den Betrieb sonst übernommen hätte. Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit Unternehmen auch gut wirtschaften können. Ich sehe in vielen Bereichen keine Alternative.
Welche Funktion streben Sie denn nun an im Land?
Das entscheiden die Wählerinnen und Wähler. Wenn ich viele Stimmen habe, wird mir der Landeshauptmann sicher eine Aufgabe im Land geben, die passt. Mein Ziel ist es, wie bei der Landtagswahl 2015 oder auch bei der Nationalratswahl 2019, so viele Menschen hinter mir zu haben, dass ich auch zeigen kann: Gebt ihm eine entsprechende Position, damit er auch arbeiten und etwas bewegen kann.
Kommen wir nochmals auf Ihre Themen, mit denen Sie bei der Wahl punkten wollen.
Es sind die Themen, mit denen ich aufgewachsen bin. Mit den Sozialthemen wie Pflege, Gesundheit, Konsumentenschutz. Mein Vater war Fliesenleger. Ich will bodenständige Politik im Sinne derer machen, die jemanden brauchen. Ich will nicht, dass die Kleinen draufzahlen. Ich mache keinen Hehl daraus, dass mir Sozialthemen ein großes Anliegen sind. Aber die Wählerinnen und Wähler entscheiden.
Sie wollen mit einer „Coming-Home-Tour“ in den kommenden Monaten im Bezirk Oberwart direkt zuden Menschen nach Hause kommen. Sind Sie schon im Wahlkampf-Modus?
Ich kenne durch meine Arbeit als Regionalstellenleiter der AK Südburgenland die Anliegen der Menschen und versuche bereits jetzt ihre Probleme zu lösen. Ich werde ab April den Kontakt zu den Menschen noch verstärken.
Es gibt so viele offene Fragen, wo sie Hilfe brauchen. Im eigenen Zuhause reden die Menschen am leichtesten über
ihre Sorgen. Ich biete den Gemeinden deshalb an, dass ich zu den Menschen, die Interesse bekunden, ins Haus komme. Dass ich ihnen zuhöre und Lösungen in Zusammenarbeit mit Land und Bund suche.
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