Nicole MÜHL / 1. November 2023
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Das Land hat im Jahr 2012 in Eisenstadt das Tierschutzhaus Sonnenhof eröffnet. Glauben Sie wirklich, dass der Sonnenhof auch den Tierschutz im Süden abdecken kann? Tierschutz funktioniert durch ein Netzwerk. Wie soll das von Eisenstadt aus gehen? Oder ist man doch auf die Ehrenamtlichen und auf private Vereine angewiesen, die Zeit und Geld aus eigener Tasche investieren?
LH-Stv. Astrid Eisenkopf: Wir haben mit dem Sonnenhof ein etabliertes Tierschutzhaus des Landes Burgenland, das derzeit von der Auslastung her für das Burgenland ausreichend ist. Wir sind aber natürlich sehr dankbar für alle Privatinitiativen, die sich für den Tierschutz einsetzen.
Stichwort Streunerkatzen: Kleine Katzen werden oft von den Tierschützern aufgenommen, gesund gepflegt und dann versucht man sie zu vermitteln. Ein enormer Aufwand für die Ehrenamtlichen ohne Unterstützung.
Dass es keine Unterstützung gibt, stimmt so nicht. Die Tierschützer können jederzeit den Sonnenhof kontaktieren. Der Sonnenhof hilft immer aus, wenn es Not am Mann gibt. Die Vermittlung kann der Sonnenhof machen. Das Angebot besteht. Es ist nicht so, dass die Ehrenamtlichen allein gelassen werden.
Aber Ehrenamtliche sind oft täglich unterwegs. Wenn Sie sagen, dass der Sonnenhof das übernimmt, dann müsste er ja eine eigene Mitarbeiterin bzw. einen Mitarbeiter für den Süden abstellen, der bzw. die hier täglich im Einsatz ist, um das aufzufangen.
Aber ist das gewünscht? Ich habe nicht den Eindruck, dass die Ehrenamtlichen ersetzt werden wollen. Ich habe den Eindruck, die Diskussion geht in eine falsche Richtung. Wenn ich sage, wir bauen ein eigenes Tierschutzhaus und die Freiwilligen sind obsolet, ist das hoffentlich nicht die Richtung, in die wir gehen wollen.
Der Situation ist für die Ehrenamtlichen aber oft schwierig. Allein, weil Streunerkatzen nicht mehr durch eine Ohrmarkierung gekennzeichnet werden dürfen, sondern sie werden gechippt. Für die Tierschützer ein enormer Mehraufwand.
Wir unterstützen mit den Katzenkastrationsgutscheinen, die von den Gemeinden gerne angenommen werden. Ear Tipping (Kennzeichnung der Streunerkatzen durch eine Ohrmarkierung im Zuge der Kastration durch den Tierarzt, Anm. d. Red.) ist laut Stellungnahme des Bundesministeriums abzulehnen und rechtfertigt einen solchen Eingriff für das Erkennen einer kastrierten Katze nicht.
Aber die Ehrenamtlichen müssten das Chiplesegerät aus eigener Tasche bezahlen.
Man kann über alles reden. Wenn es da eine Unterstützung braucht, werden wir uns hier sicherlich nicht verweigern. Auf der anderen Seite würde ich um Verständnis bitten, wenn wir Dinge umsetzen, die rechtlich so gegeben sind.
Zum Thema Kastrationsgutscheine möchte ich nochmals nachhaken: Oft bekommen die Tierschützer nämlich keine, weil die Gemeinde sagt, dass sie zu wenig erhalten hat.
Wir geben in zwei Tranchen aus. Wenn zwischendurch ein großer Bedarf besteht, dann geht das auch unkompliziert, dass da zusätzlich Gutscheine zur Verfügung gestellt werden. Sobald die Gemeinde das anfordert, ist es relativ unbürokratisch abzuwickeln.
Wenn man schon im Süden ein bestehendes Tierschutz-Netzwerk hat, wäre es nicht sinnvoll, dieses zu stärken und wäre die Einbindung der Ehrenamtlichen für Sie denkbar?
Absolut. Sehr gerne. Meine Tür steht immer offen. Ich bin jederzeit bereit, über Erleichterungen zu reden, die wir im rechtlichen Rahmen treffen können.
Wäre es auch denkbar, den privat geführten Tierschutzvereinen, damit sie besser planen können, jährlich eine fixe Unterstützung zukommen zu lassen?
Wir arbeiten mit öffentlichen Mitteln. Jede Förderung, die wir hergeben, muss begründet und belegt sein. Es ist ein Antrag mit einem Förderbetrag und einer Begründung notwendig, um eine Förderung zu bekommen. Das ist der normale Weg. Wenn ein Antrag gestellt wird, werden wir uns dem nicht verwehren.
Bioland Burgenland
Themenwechsel: Burgenland möchte BIOLAND Nummer eins werden. Es ist immer wieder zu hören, dass Bio-Lebensmittel vom Ausland ins Burgenland kommen, während unsere regionalen Bauern auf ihren Produkten sitzen bleiben. Was sagen Sie dazu?
Das ist der typische Vorwurf der ÖVP, den ich schon hundert Mal entkräftet habe. Die Biogenossenschaft Burgenland gibt es seit zwei Jahren und hier beliefern Biobauern und Biobäuerinnen aus dem Burgenland die landeseigenen und landesnahen Betriebe und auch die Landhausküche. In den Krankenanstalten sind wir mittlerweile beim Fleisch zu 100 % biologisch und aus dem Burgenland. Die ÖVP möchte Regionalität gegen Bio ausspielen. Wir haben von Anfang an gesagt, wir wollen im besten Fall die Verknüpfung haben. Bio aus der Region, weil Regional alleine ist leider kein Qualitätskriterium. Wir haben den Bioweg eingeschlagen und gerade mit der Biogenossenschaft ist die Verknüpfung Bio und Regional gegeben. Die Vorwürfe, dass etwas aus dem Ausland kommt, das kann ich ausschließen.
Wie kommt es, dass 2021 dann nur 13 Prozent der biologischen Produkte in der Landesküche aus dem Burgenland gekommen sind?
Da haben wir erst gestartet und in diesem Jahr hat sich die Biogenossenschaft erst gegründet. Die Produkte, die wir mit der Biogenossenschaft haben – das sind mittlerweile Produktgruppen wie eben Fleisch – da sind wir schon auf 100 %.Wir schreiben jetzt das Jahr 2023 und haben mittlerweile einen Bio-Anteil von rund 82 % in der Landhausküche und im Buffet. Des Weiteren ist die Landhausküche mittlerweile auch Bio-zertifiziert. In den Krankenanstalten haben wir auch bereits einen Bio-Anteil von rund 60 %.
Burgenländische Betriebe haben zusperren müssen, weil sie da nicht mitkönnen, lautet die Kritik.
Nein, ganz und gar nicht. Durch die Bioumstellungsförderung haben wir 155 neue Betriebe im Burgenland dazubekommen, die auf biologische Landwirtschaft umgestiegen sind. Also die Kritik kann ich gar nicht nachvollziehen. Auch die EU und der Bund geben sich schon eigene Bio-Quoten. Alles geht in die Ökologisierung der Landwirtschaft. Das ist der Weg der Zukunft. Wir gehen als Burgenland mit gutem Beispiel voran und zeigen, dass es funktioniert. Für viele ist es ein Alleinstellungsmerkmal. Und wir sehen, dass bei vielen jungen Landwirtinnen und Landwirten dieses Bewusstsein schon stärker vorhanden ist.
Das Essen wird durch die Bio-Qualität beispielsweise in den Kindergärten aber teurer und ist für manche Familien nicht mehr leistbar.
Es gibt von Seiten des Landes eine neue Mittagessensförderung, um Eltern, die es sich nicht leisten können, entsprechend zu unterstützen. Da wird dann ein Teil der Kosten des Mittagessens übernommen. Es gibt aber auch viele Gemeinden, die federn das ab – wir reden da von einem Euro bzw. einem Euro 50.
Was man aber auch sagen muss: Im Burgenland sind Kinderkrippe und Kindergarten komplett gratis. Es gibt für die Eltern keine Kosten, was die Kinderbetreuung betrifft. Es beschränkt sich lediglich auf das Mittagessen. Wenn man in andere Bundesländer blickt, was da die Eltern für den Kindergarten bzw. die Kinderkrippe bezahlen, sind wir weit davon entfernt. Den Eltern bleiben allein die Kosten für das Essen, das hochqualitativ ist. Und für jene, die es sich nicht leisten können, gibt es die Mittagessensförderung. Die ist im Land zu beantragen und wird auch im Vorfeld ausbezahlt. Den Ansatz zu verfolgen, dass man auf biologische, saisonale, regionale und nicht ganz so fleischlastige Ernährung schaut, ist der richtige Weg.
LH-Stv. Mag. Astrid Eisenkopf ist Tierschutz- und Agrarreferentin des Burgenlandes
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