Interview

„Ich spiele, wie ich spiele“

Der Verein KIBu Komponisten und Interpreten im Burgenland veranstaltet gemeinsam mit dem OHO rund um den internationalen Frauentag einen Konzertabend, bei dem das musikalische Schaffen von Frauen im Mittelpunkt steht. Logischerweise gestalten Frauen diesen Abend. Eine davon ist die in Oberschützen lebende und wirkende Pianistin Aima Maria Labra-Makk, die bereits im Alter von drei Jahren in ihrer philippinischen Heimat ersten Klavierunterricht von ihrer Mutter erhielt.

Foto: Fritz Holoubek

Pianistin Aima Maria Labra-Makk – zu hören am 12. März im OHO.

 

Der Karriereweg hin zu einer gefeierten Pianistin ist ohnehin schon ein harter. Hatten Sie es als Frau da noch schwerer?

Labra-Makk: Im Grunde hatte ich als Frau kaum Nachteile und die spezielle Situation von Frauen in der Kunst war mir lange nicht bewusst. Ein Erlebnis hat mir dann zu denken gegeben: Als Vorbereitung auf meinen bevorstehenden Masterkurs habe ich in Manila einer richtig guten Pianistin vorgespielt, in der Hoffnung, dass sie mich dann in Amerika unterrichtet. Nach meinem Vorspiel hat sie gemeint, sie würde mich sofort nach New York mitnehmen, wenn ich nicht eine Frau wäre. Denn Frauen heiraten, bekommen Kinder, gründen eine Familie und machen dann keine Karriere mehr.

Und ein zweites Erlebnis:
Bei einem Wettbewerb in Manila spielte ich hinter einem Vorhang, und auf der anderen Seite des Vorhangs haben die Leute meinen Namen gelesen und gemeint: ‚Wer ist das? Die spielt wie ein Mann.‘ Ich dachte mir, komisch, ich spiele doch, wie ich spiele.

Im OHO gastieren Sie gemeinsam mit der Sopranistin Kerstin Grotrian und der Schriftstellerin Katharina Tiwald bei der Konzertveranstaltung „Frauenbilder ’22“. Sie haben das musikalische Programm zusammengestellt. Worauf können sich die Besucher*innen freuen?

Es kommt nicht oft vor, dass man in einem Konzert ausschließlich Werke von Komponistinnen hört, auch wenn das Interesse dafür in den letzten Jahren zugenommen hat. Clara Schumann zum Beispiel wird nun viel öfters gespielt als früher. Man wird bei diesem Konzert viele neue Facetten der klassischen Musik abseits bekannter Größen entdecken können. Bei der Auswahl habe ich darauf geachtet, dass nicht nur europäische Musikerinnen zu hören sein werden. Man glaubt ja nicht, welchen Einfluss bestimmte Frauen in der Welt der klassischen Musik hatten.
Felix Mendelssohn hatte einige Kompositionen seiner hochbegabten Schwester Fanny Hensel-Mendelssohn unter seinem Namen herausgegeben, nicht weil er sich mit fremden Federn schmücken wollte, sondern weil Frauen mit ihren Werken damals kaum reüssieren konnten.

Als Felix Mendelssohn im Buckingham Palace vor Queen Victoria spielte, begab es sich, dass die Queen dem Komponisten unbedingt ein Lied vorsingen wollte, dass er komponiert hat. Dabei stammte dieses Lied von seiner Schwester.

Im OHO werden auch Werke der beiden Schwestern Nadia und Lili Boulanger zu hören sein. Nadia Boulanger war immerhin die Lehrerin von Aaron Copland, Philip Glass und Quincy Jones. Bemerkenswert oder?


„Frauenbilder ’22“
Konzertabend

Samstag, 12. März 2022, 20:00 Uhr
Offenes Haus Oberwart

Mit Werken von Marianna von Martines, Clara Schuhmann, Fanny Hensel-Mendelssohn u.a.

Mitwirkende:
Kerstin Grotrian – Sopran
Aima Maria Labra-Makk – Klavier
Katharina Tiwald – Literarische Führung


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