Interview

„Kunst muss dem Publikum viel zumuten. Auch in der Provinz“

Bereits zum zweiten Mal ist die Grafikdesignerin Eveline Rabold Obfrau des OHO. Das autonome Kunst- und Kulturhaus in Oberwart lässt sie nicht los – vielleicht gerade deshalb, weil es im Grunde auch die vielen Bereiche ihres Lebens vereint: als Grafikdesignerin, als Sängerin und als bildende Künstlerin. „Interessant ist für mich, was mich herausfordert“, sagt sie und mit dem Offenen Haus Oberwart hat sie eine Reibungsfläche, an der dieser Drang geschliffen werden kann. Ein Gespräch über eine neue (digitale) Ära, über Theater in der Provinz und über den oft schrägen Blick der Landespolitik auf die Kultur.

Foto: Lexi

Der Vorstand des OHO: Peter Döllinger, Alfred Masal (Geschäftsführer), Maria Racz, Eveline Rabold (Obfrau), Wolfgang Horwath, Jürgen Pokorny und Andreas Lehner

 

Eine dramatische Liebesbeziehung. Das wäre wohl das Genre des Romans, würde jemand die Beziehung zwischen Eveline Rabold und dem OHO zu Papier bringen. Immerhin hat die Grafikdesignerin schon einmal um das Haus gekämpft, wie es wohl Liebende umeinander tun. 2004 hat sie zum ersten Mal die Führung des autonomen Kunst- und Kulturhauses übernommen. Sie als Obfrau. An ihrer Seite Alfred Masal als Geschäftsführer. Gemeinsam haben sie das Haus vor dem Konkurs gerettet. „Eine völlige Fehlwirtschaft der damaligen Geschäftsführung hatte das OHO an den Rand des wirtschaftlichen Ruins geführt. Und weil man es mit falschen Veranstaltungen gefüllt hat“, erklärt Rabold. Wenn nämlich eines nicht ins OHO gehört, so ist es Kommerz.

Wer dieses Kulturhaus, das 2013 mit dem Österreichischen Kunstpreis für Kulturinitiativen ausgezeichnet wurde, besucht, der weiß, dass hier der Finger auf die Wunde gelegt wird, die oft schon entzündet ist. „Es ist wichtig, dass das Haus mit kritischem Geist gefüllt ist. Dass das OHO flexibel bleibt und sehr schnell reagiert, wenn sich ein gesellschaftspolitisches Thema auftut. Das ist eine der großen Stärken des Hauses“, bekräftigt Eveline Rabold das, was sie in den nächsten Jahren noch stärker hervorheben will. Dann passiert es, dass innerhalb von zwei Monaten ein Theaterstück uraufgeführt wird. Weil es wichtig ist, hinzuschauen. Weil das ein Auftrag an die zeitgenössische Kunst und Kultur sei, sagt Rabold. Und weil man dem Publikum viel zumuten kann und muss. Auch am Land – auch in der Provinz. „Das Offene Haus Oberwart ist das einzige selbst produzierende Haus in diesem Bundesland. Das einzige Haus, das Uraufführungen durchführt. Das einzige Haus, wo Literatinnen und Literaten die Möglichkeit haben, ihre Theaterstücke aufgeführt zu wissen – und das auf höchstem, professionellem Standard. Das liefert sonst niemand in diesem Land.“ So sei das Haus nicht nur ein autonomes Kulturhaus, das der zeitgenössischen Kunst eine Bresche schlägt. „Das OHO ist auch Arbeitshaus und Arbeitsfläche für sehr viele Künstlerinnen und Künstler“, betont Rabold. Die Umwegrentabilität ist dabei im Fokus der Verantwortlichen. Was geht, bleibt an Wertschöpfung in der Region.

Livestreames von der Provinz aus in die Welt

An die 16.000 Menschen kommen jährlich ins OHO. Was sie hier nicht finden – und auch sicherlich nicht suchen – ist eine weitere Form der larmoyanten Darbietungen. Der Kulturpolitik, die sich über Tourismuszahlen definiert, hält das OHO standhaft ein anderes Kulturverständnis entgegen. „Man muss Kunst und Kultur als solche wahrnehmen und nicht als Tourismusangebot. Das OHO ist ein Haus für die Menschen in diesem Land. Gerne auch für Touristen, aber die Menschen, die hier leben, sollen das ganze Jahr über Kunst und Kultur erleben dürfen – nicht nur im Sommer zur Festspielzeit“, sagt Eveline Rabold.

Einer, der das Haus immer wieder an seine Grenzen bringt, ist der Autor und Regisseur Peter Wagner. Nicht zuletzt ist er einer der Gründungsväter des OHO – und Ehemann von Eveline Rabold. „Ich wollte das zu der damaligen Zeit völlig Undenkbare: ein zeitgenössisches Uraufführungstheater am Arsch der Welt!“, soll er in einem Interview gesagt haben. Seine Produktionen sind immer wieder eine Herausforderung für das autonome Kulturhaus. „Aber es ist eine wahnsinnig große Stärke des Hauses, dass es da mitgeht und sich vieles neu aneignet“, erklärt Rabold. Das Know-how und die technische Ausstattung des OHO werden in der Kulturszene national geschätzt. Ein Potenzial, das die Obfrau mit ihren Vorstandskolleg*innen ausbauen will. Digitalisierung ist dabei ein großes Thema. „Wir arbeiten gerade daran, dass unser Streamingangebot ausgebaut wird und dass das auch wirklich ein tolles Erlebnis für Menschen ist, die eben nicht vor Ort sein können.“ Die Möglichkeit, in die Welt hinauszustrahlen, eröffne völlig neue Bereiche. Auch neue Zielgruppen, sagt Eveline Rabold. Wobei sie sich auch einmal über den Besuch des Landeshauptmannes bei einer Veranstaltung freuen würde. Immerhin ist die Kulturpolitik des Burgenlandes auf seiner Agenda und noch dazu wohnt Doskozil selbst auch in Oberwart: „Vielleicht ist es ja möglich, dass man das eine oder andere vertiefende Gespräch mit ihm führen könnte, wenn’s um Kultur und Kunst in seinem Land geht. Das OHO besetzt nämlich eine Nische, die unbedingt besetzt werden muss.“

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Eveline Rabold

Geboren 1974 in Graz, aufgewachsen in Güssing. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Schriftsteller und Regisseur Peter Wagner, in Litzelsdorf und führt eine Werbeagentur (RABOLD & CO.) in Oberwart. Eveline Rabold absolvierte die HTL für bildnerische Gestaltung (Ortweinschule), Abteilung Grafik Design in Graz und ist seit 1995 als freischaffende Grafikdesignerin tätig. Eveline Rabold ist ausgebildete Sängerin in den Bereichen Klassik (Johann Josef Fux Konservatorium Graz) und Jazz. Neben ihrem musikalischen Wirken beschäftigt sie sich seit 2002 intensiv mit Projekten im Bereich der bildenden Kunst (mehrere Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen im In- und Ausland). Eveline Rabold war bereits von 2004 bis 2010 Obfrau des OHO. Seit Ende des Vorjahres hat sie diese Funktion erneut übernommen.

OHO – Offenes Haus Oberwart

Im Jahr 1989 wurde das Offene Haus Oberwart gegründet. Es ist ein autonomes zeitgenössisches Kunst- und Kulturhaus, das sich unter anderem mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzt und den Fokus auf Eigenproduktionen richtet. Es ist ein Ort, wo die unterschiedlichsten Sparten von Kunst und Kultur Platz finden. 2013 wurde die Strahlkraft des Hauses auch offiziell mit dem Österreichischen Staatspreis für Kunst gewürdigt. www.oho.at


Interview mit Eveline Rabold

Eveline, wir kennen uns seit einem Vierteljahrhundert. Du bist Grafikdesignerin, hast dein Handwerk an der Ortweinschule in Graz erlernt und führst eine Agentur in Oberwart. Du hast eine klassische Gesangsausbildung am Johann Josef Fux Konservatorium Graz absolviert, hast dich dann auf Jazz verlagert. Und die Liste deiner Ausstellungen als bildende Künstlerin ist seitenfüllend. Wir wollen aber heute über das OHO sprechen. Du warst von 2004 bis 2010 bereits einmal Obfrau des Hauses und hast diese Funktion nun erneut übernommen. Lass mich die Frage jetzt so stellen: Die Geschichte zwischen Eveline Rabold und dem OHO – würde man einen Roman darüber schreiben, was wäre es wohl für einer? Eine Liebesgeschichte? Ein Drama? Hoffentlich kein Krimi.

Eveline Rabold: Es wäre wahrscheinlich eine dramatische Liebesbeziehung. Mir liegt das Offene Haus Oberwart wahnsinnig am Herzen. Ich hab die Funktion der Obfrau relativ lange inne gehabt und das OHO in einer schwierigen Zeit übernommen. Da wächst man zusammen, wenn man um ein Haus kämpft und deshalb ist das OHO ganz tief in meinem Herzen verankert.

Wie hast du das OHO überhaupt kennengelernt?

Peripher kannte ich es als Jugendliche, weil man ins OHO Café gegangen ist, bevor man ins Kamakura gefahren ist. Und als Kunst- und Kulturort habe ich es dann etwas später kennengelernt, hauptsächlich durch meinen Mann Peter Wagner, weil ich mit den Theaterstücken in Berührung gekommen bin und dann auch Ende der 1990er Jahre begonnen habe, Plakate fürs Haus zu machen, diverse Folder etc.

So bin ich mit Theater im OHO in Berührung gekommen und das ist dann nicht mehr aus meinem Leben verschwunden. 2004 hat es sich dann ergeben, dass ich Obfrau wurde.

Wenn du das OHO in drei Sätzen beschreiben müsstest – quasi in einem kurzen Pitch – wie würdest du jemand Fremdem begreifbar machen, was hier passiert und was dieses Haus verkörpert?

Das OHO ist ein Ort für Kunst und Kultur in der sogenannten Provinz. Es ist ein Ort, wo Zeitgenössisches passiert. Ein Ort, wo auf gesellschaftspolitische Situationen eingegangen wird und ein Ort, wo viele Sparten der Kunst und Kultur Platz finden.

Dein Mann ist der Schriftsteller und Regisseur Peter Wagner und auch er ist mit dem OHO untrennbar verbunden. Er war unter anderem gemeinsam mit Horst Horvath und Wolfgang Horwath, der zuletzt auch Obmann war, an der Entstehung maßgeblich beteiligt. In einem Interview hat er zur Gründung des OHOs einmal gesagt „Ich wollte das zu der damaligen Zeit völlig Undenkbare: ein zeitgenössisches Uraufführungstheater am Arsch der Welt!“ Und gut die Hälfte seiner Stücke in den Neunzigerjahren wurde im OHO aufgeführt. Es ist jetzt vielleicht schwierig für dich als seine Frau das zu beurteilen, aber wie wichtig war oder ist Peter Wagner für das Haus?

Peter war sicher eine ganz, ganz wichtige Figur in all den Jahren des Bestehens des OHO und er ist es nach wie vor. Er setzt wahnsinnig viele Projekte um, er liefert dem Haus Ideen und kommt auf das Haus zu. Er ist auch einer, der das Haus sehr fordert, weil er mit seinen Inszenierungen oft an technische Grenzen geht. Das ist die wahnsinnig große Stärke des Hauses, dass es da mitgeht. Und wenn man sich alles Mögliche neu aneignen muss, man macht es.

Einer, der zum OHO Urgestein gehört ist Alfred Masal. Er ist seit 2004 Geschäftsführer. Finden sich solche Menschen heute noch, die so sehr für die Sache brennen?

Es ist sicher eine große Herausforderung, junge Menschen wieder ins Haus zu bringen und ans Haus zu binden. Da geht es sicher nicht nur dem OHO so. Ich glaube, dass es für Vereine – und das OHO ist nun einmal ein Verein – generell viel schwieriger geworden ist und für alle eine große Angelegenheit ist.

Kunst und Kultur am Land – und ich will hier in voller Wertschätzung bewusst den Begriff Provinz gebrauchen – lässt bereits intuitiv vermuten, dass es eine Herausforderung darstellt. Worin liegt sie?

Vor allem in den Themen. Welche Themen findet man. Oder besser gesagt, welche Themen mutet man dem Publikum zu oder muss man dem Publikum zumuten? Und ich glaube, man muss dem Publikum viel zumuten, denn nur weil wir am Land leben, gibt es hier nicht andere Probleme. Und gerade Kunst und Kultur passiert dort, wo sie eben passiert und es ist egal, ob es Stadt oder Land ist. Die Qualität ist trotzdem wahnsinnig hoch.

Man füllt hier keinen Saal mit Tausend Menschen, aber das ist auch nicht notwendig im OHO. Das OHO hat sich seinen Stellenwert in den letzten Jahrzehnten erkämpft und hat sein Stammpublikum und es wird auch immer größer. Man unterschätzt das vielleicht ein wenig. Das OHO hat – wenn man nicht gerade in einer Pandemie ist – rund 16.000 Besucher*innen im Jahr. Das sieht man so nicht. Das sieht man dem Haus nicht an. Das OHO hat wahnsinnige viele Veranstaltungen das ganze Jahr über und kann daher auch diese Menge an Publikum bedienen. Also das Publikum ist schon vor Ort. Natürlich ist es nicht erweiterbar ins Unendliche. Aber das ist auch nicht das Anliegen des OHO. Wir besetzen da eine Nische, die unbedingt besetzt werden muss.

2013 hat das OHO ja auch eine besondere Anerkennung bekommen, nämlich den Österreichischen Staatspreis für Kunst. Ist das angekommen bei den Leuten?

Das kann ich so nicht sagen. Deswegen sind nicht doppelt so viele Menschen ins Haus gekommen. Solche Preise sind immer eine überregionale Wertschätzung. Man nimmt das Haus überregional extrem gut wahr. Das passiert manchmal in unserer Region nicht so sehr. Aber überregional hat das OHO einen wahnsinnig guten Ruf und ist bis Vorarlberg bekannt.

Durch die politische Brille betrachtet, wird Kunst und Kultur des Landes auf Festspiele und Tourismuszahlen festgemacht. Wie passt das zum OHO, einem autonomen Kulturhaus, das der zeitgenössischen Kunst eine Bresche schlägt und damit weitab vom Kommerz steht.

Es würde hervorragend passen, wenn man Kunst und Kultur so wahrnimmt, wie Kunst und Kultur wahrzunehmen sind. Nämlich als Kunst und Kultur und nicht als Tourismusangebot. Hier in diesem Land leben Menschen das ganze Jahr über und sie haben es sich verdient, das ganze Jahr über Kunst und Kultur erleben zu dürfen und nicht nur im Sommer, wenn es Festspiele gibt und wenn man hauptsächlich Touristen ansprechen möchte. Also, das OHO ist ein Haus für die Menschen in diesem Land. Gerne auch für Touristen, aber es ist ein Haus für dieses Land und für die Menschen in diesem Land.

Im Geschäftsleben – das weißt du ja als Unternehmerin nur zu gut – geht es bei Entscheidungen immer auch um den Nutzen. Was könnte das OHO für das Kulturland Burgenland sein? Wo wäre das Potenzial und erkennt das Land dieses?

Das Offene Haus Oberwart ist das einzige selbst produzierende Haus in diesem Bundesland. Das einzige Haus, das Uraufführungen durchführt. Das einzige Haus, wo Literatinnen und Literaten die Möglichkeit haben, ihre Theaterstücke aufgeführt zu wissen – und das auf höchstem, professionellem Standard. Das liefert sonst niemand in diesem Land. Und somit ist das Haus Arbeitshaus, Arbeitsfläche für sehr viele Künstlerinnen und Künstler. Die viel beschriebene Umwegrentabilität ist sehr hoch in diesem Haus, weil sämtliches Fördergeld wieder in die Region fließt. Das OHO versucht alles, was es zu beschaffen gilt, in der Region zu beschaffen. Es gibt viele Menschen, die durch das Haus ihr Einkommen sichern. Und eben – es ist ein Haus für Künstlerinnen und Künstler, wo diese arbeiten können.

Ich kann mich an ein Gespräch erinnern, das wir beide im Vorjahr hatten. Dein Mann Peter Wagner vom OHO ausgehend das erste Österreichische Distanztheater geschaffen: Bleib mir vom Leibe! Von diesen ausgehend, entstand ein Stück in Kärnten, das sich mit der Geschichte der Kärntner Slowenen auseinandersetzt und ein Riesen-Erfolg war: „Wir kamen und sie brauchten uns“. Das Siegerprojekt des Calls der Kärntner Kulturstiftung 2021. Das ist vom OHO im Burgenland ausgegangen. Ist das ein Paradebeispiel, was vom OHO ausgehend alles möglich ist?

Das ist es sicher. Es gibt ja zwischen autonomen Kulturhäusern relativ viel Kooperationen. Und das OHO stellt seit Jahren sein technisches Know-how zur Verfügung, auch das Equipment. In dem Fall waren es auch die großen Figuren, die nach Kärnten übersiedelt sind. Da hat sich das OHO sicher einen Ruf erworben und man weiß in der Szene, dass man gut zusammenarbeiten kann. Natürlich ist es immer auch ein Anliegen, wenn es Theaterproduktionen im OHO gibt, dass man das Haus verlässt, dass man die Dinge auch an anderen Orten spielt. Das ist aber mitunter nicht ganz so einfach, weil es schon ein hoher technischer Aufwand ist, da ja alles übersiedelt werden muss. Mitunter gelingt es, aber das ist auch leider fördertechnisch problematisch. Wenn man mit einer Produktion an anderen Orten spielt, wird das immer sehr schlecht gefördert. Da steht der Aufwand zur Förderhöhe überhaupt in keiner Relation.

Silvester war die Premiere des Stücks „Der Fluss sucht sich ein neues Bett“. Bürgermeister Georg Rosner war unter den Gästen. Er ist ja öfter im OHO bei Aufführungen. Der burgenländische Landeshauptmann lebt ja auch in Oberwart. Ist er häufiger Besucher des Hauses?

Leider nicht. Vielleicht gelingt es 2022, dass wir den Herrn Landeshauptmann öfter in unserem Hause sehen. Er ist ja der Verantwortliche für Kunst und Kultur im Burgenland – vielleicht ist es auch möglich, dass man das eine oder andere vertiefende Gespräch einmal führen könnte, wenn’s um Kultur und Kunst in seinem Land geht. Schauen wir mal.

Die Digitalisierung im OHO – ist eines der großen Themen der kommenden Monate und Jahre. Welchen Herausforderungen stellt sich das OHO?

Allein schon durch die Pandemie ist klar geworden, dass man in Zukunft Produktionen und Veranstaltungen auch anders denken muss. Das heisst, wir erweitern den möglichen Zuschauer*innenkreis um Streaming-Angebote. Da war das OHO eigentlich sehr schnell vorne dabei, weil es im Haus eine gewisse Grundausstattung und auch das nötige Know-how gegeben hat. Die technische Ausstattung allein hilft nämlich nicht viel, wenn man nicht die Menschen hat, die sie bedienen kann. Und in diese Richtung wurde in den letzten Monaten viel investiert. Da ist relativ viel nötig, aber dafür ist jetzt auch viel möglich. Streamingangebote ermöglichen Menschen, die nicht vor Ort sind, auch dabeisein zu können. Und natürlich hat da das OHO den Anspruch, dass da nicht nur eine Kamera steht und das Ganze abfilmt, sondern das muss schon ein wirklich tolles Erlebnis via Streaming sein. Das ist auch ein Aufwand und das muss man in die Hände von Menschen geben, die das können.
Das OHO bekommt auch in den nächsten Monaten eine neue Website, die auch auf die aktuellen Möglichkeiten Rücksicht nimmt und wo das dann auch noch viel besser vernetzbar und erfahrbar ist.

Dadurch eröffnet sich ja auch eine neue Zielgruppe.

Genau. Dadurch hat man auch die Möglichkeit, mehr in die Welt hinauszustrahlen. Wir haben das auch gesehen bei diversen Streaming-Angeboten, dass auch Leute aus Deutschland zugeschaltet sind. Da ist keine Grenze gesetzt. Man wird sehen, wie sich das entwickelt.

Eveline, wir haben über Herausforderungen gesprochen – in dem Sinne, dass Herausforderungen uns ja die Möglichkeit der Entwicklung und des Vorankommens bieten. Wie willst du das OHO herausfordern und wie wird es dich herausfordern?

Ich weiß nicht, ob es eine Herausforderung ist, wenn ich meine Ansprüche und Ideen und Programmgestaltung miteinbringe. Vielleicht für den einen oder die andere. Aber mir ist es wichtig, dass das Haus auch weiterhin und vielleicht noch verstärkt mit einem kritischen Geist erfüllt ist. Mir ist wichtig, dass man so wie bisher rasch reagieren kann, wenn sich gesellschaftspolitisch etwas tut – das ist eine große Stärke des Hauses. Wir programmieren nicht zwei Jahre im vorhinein, sondern vieles passiert, weil es gerade Thema in der Gesellschaft ist und dann wird innerhalb von zwei Monaten ein Theaterstück auf die Beine gestellt. Das ist für mich eine Sache, die unbedingt bleiben muss. Was für mich sicher eine große Herausforderung sein wird, ist, wie wir es schaffen, wieder junge Menschen ins Haus zu bringen. Vielleicht gelingt uns das genau mit diesem Thema Digitalisierung und den Möglichkeiten, die es gibt. Aber das wird sicher eine sehr große Herausforderung. Schauen wir mal, wie uns das gelingt.


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