Interview

Wie die Luft zum Atmen

Der Wald! Er ist Wirtschaftsfaktor und Medizin für unsere Seele. Gerade im letzten Jahr haben viele die Kraft der Natur gesucht. Der Wald heilt. Und ohne Wald kein Leben. Aber wie steht es um die österreichische Waldwirtschaft? prima! hat mit DI Martin Höbarth, dem Geschäftsführer des Österreichischen Waldverbandes, gesprochen.

Foto: Prima

Wie wirkt sich die Pandemie auf die Holzbranche aus?

Martin Höbarth: Hier ist zwischen Forstwirtschaft und Holzindustrie zu unterscheiden. Aufgrund des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 kam es zum Stopp beim Export von Holzprodukten. Die damit verbundenen Unsicherheiten haben dazu geführt, dass bereits erzeugtes Rundholz von der Industrie nicht abgeholt wurde. In Kombination mit den auf hohem Niveau laufenden Importen kam es zu einem massiven Preisverfall für die Forstwirtschaft. Auf die Waldarbeit selbst hatte die Pandemie kaum eine Auswirkung, da die Land- und Forstwirtschaft als kritische Infrastruktur gilt und mehr oder weniger weitergearbeitet werden durfte. Probleme machten Grenzschließungen und damit verbundener Arbeitskräftemangel.

Die holzverarbeitende Industrie konnte nicht zuletzt aufgrund der florierenden Bauwirtschaft Holzprodukte gut verkaufen. Grenzschließungen verhinderten kurzfristig den Export von fertigen und halbfertigen Holz-Produkten. Dafür war der Rundholzimport immer möglich und wurde auch verstärkt wahrgenommen sowie Rundholz günstig eingekauft. Zusätzlich haben Lockdowns mit Reisebeschränkungen dazu geführt, dass die Bürgerinnen und Bürger mehr in ihr Eigenheim inklusive Garten investieren. Dies führte auch zu einem Boom im Do-It-Yourself-Bereich. Der Export von Laubholzprodukten, v.a. nach Asien ist hingegen von Schwierigkeiten geprägt. Insgesamt betrachtet hatte die Pandemie aber bislang keine nachhaltig negativen Auswirkungen auf die Holzindustrie.

Würden Sie einen Wald als Wertanlage empfehlen?

Martin Höbarth: Ob für den Brennholz-Eigenbedarf, als Hobby und Freizeitbeschäftigung oder zum bloßen „Naturgenießen“ und Erfreuen am eigenen Wald – die Gründe für einen Waldkauf sind mannigfaltig. Ein Wald, der als Einkommensquelle und „Lebensgrundlage“ für die Familie dienen soll, hat besondere Kriterien zu erfüllen. Gute Erschließung mit Forstwegen und Rückegassen, maschinenbefahrbar und trotz Klimaerwärmung tauglich für Nadelbaumarten. Denn die Holzindustrie ist überwiegend auf die Verarbeitung von Nadelholz ausgerichtet. So einen Wald würde ich mir durchaus auch unter den schwierigen Rahmenbedingungen kaufen.

Wald ist immer Emotion, Wald ist aber vor allem auch Verpflichtung. Wer einen Wald besitzt, muss eine Vielzahl an Gesetzen beachten und ist mit zahlreichen Beschränkungen konfrontiert. Von der Wiederbewaldungspflicht über Forstschutzmaßnahmen bis zur Verkehrssicherungspflicht, damit sich Erholungsuchende sicher auf markierten Wegen bewegen können.

Wie ist die Preisentwicklung?

Martin Höbarth: Ausschlaggebend für den Holzpreisverfall seit 2013 sind die Schadereignisse und die damit verbundenen Schadholzmengen in ganz Mitteleuropa. In den Borkenkäfergebieten lag der Holzpreis sogar unter den Holzerntekosten, was es bislang nicht gegeben hat. Durch die Klimakrise wird eine gezielte Holzernte immer weniger planbar. Flexibilität wird auch beim Holzgeschäft immer wichtiger. Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sind gut beraten, Zeitfenster mit auskömmlichen bzw. guten Holzpreisen zu nutzen und die Wälder klimafit zu machen. Aktuell besteht so ein günstiges Zeitfenster, wobei jeder für sich entscheiden muss, ob der Holzpreis attraktiv genug ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Orkan Österreich erreicht oder Dürreperiode zu Borkenkäferholz führt.

Welche Botschaft ist Ihnen wichtig?

Martin Höbarth: Klimaschutz geht uns alle an, wir alle können etwas Positives tun. Verwenden Sie Holz wo immer es möglich ist. Achten Sie dabei auf die Herkunft. Mit heimischem, PEFC-zertifiziertem Holz leisten Sie stets einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise. Der Wald braucht eine eher kühle und regenreiche Witterung. Freuen Sie sich daher, wenn es hin und wieder einen richtigen Landregen gibt, seien Sie nicht traurig, wenn eine Jahreszeit einmal etwas kühler ausfallen sollte. Dem Wald tut dies gut.


DI Martin Höbarth

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