Benehmen wir uns noch?

Wie sieht es aus mit unserem Verhalten anderen gegenüber?

Feri TSCHANK / 31. Jänner 2024

Vor ein paar Wochen gab es in einer Tageszeitung einen Artikel darüber, ob es so etwas wie gutes Benehmen noch gibt? 

Ich für meinen Teil würde sagen, wir nehmen als Menschheit keine Rücksicht auf die Natur, leugnen wissenschaftliche Erkenntnisse und tun sie zum Teil als Humbug ab, wir zerstören die Lebensgrundlage unserer Kinder und Enkelkinder und sollten die es wagen, sich dagegen aufzulehnen, dann werden sie kriminalisiert und mit Gefängnis bedroht. Bin gespannt, wie sich künftige Generationen bei den zukünftigen Alten dafür bedanken werden. 

Unhöflichkeit gegen Menschen aus anderen und fernen Ländern, kurz Migranten, hat bei uns ja so was wie Tradition. Und unser Bundeskanzler hat sich ja für den kommenden Wahlkampf  mit ein paar wirklich guten Ideen der Scheußlichkeiten positioniert. Möchte an dieser Stelle nur den ersten Absatz der Menschenrechtskonvention in Erinnerung rufen, der da lautet: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“ 

Wir können uns auch im Straßenverkehr nicht benehmen und wenn jemand 150 auf Autobahnen fordert, dann frag ich mich, weiß denn der nicht, was auf unseren Autobahnen los ist? Da fährt doch ohnehin bald jeder 150 und mit den vorgeschriebenen 130 ist man ein Verkehrshindernis, das angeblinkt und beschimpft wird. Im Ortsgebiet herrscht Chaos. Selbst wenn man in einer Kolonne fährt, wird das Auto aus der Nebenfahrbahn nicht rausgelassen, der Abbieger am Abbiegen gehindert. Der Zebrastreifen – und ich geh jeden Tag ein paar Mal über einen – ist für viele kein Grund, stehen zu bleiben. 

Im Supermarkt kann man auch so einiges erleben. Auf die Frage an eine Dame vor mir, die geschätzte hundert Artikel in ihrem Wagerl hatte, ob ich mit meinem Brot vorgehen könne, kriege ich zur Antwort: „Na wirklich nicht, da könnte ja jeder kommen.“ Dann hat sie zu allem Überfluss noch 20 Rabattmarkerl zum Gegenrechnen. Ich lass trotzdem noch, mit Ausnahme dieser Dame, Leute mit wenigen Artikeln vor. Ich steh auch noch in der U-und Straßenbahn für Alte und Gebrechliche auf, auch wenn mir vor Jahren eine Wienerin, der ich meinen Sitzplatz anbieten wollte, ins Gesicht geschleudert hat: „Auf an Vorgwarmten setz i mi ned.“ 

Dann dieses Verständnis unserer Parteien über ihre Arbeit. Auch hier überwiegt das schlechte Benehmen. Diese, so hat man das Gefühl, besteht nicht darin, gemeinsam für das Wohlergehen der österreichischen Bürger zu sorgen, mit deren Gelder die Parteien finanziert werden, sondern sie hauen sich, wie man auf gut Österreichisch sagt, ununterbrochen in die Goschn. Keine Vorbildwirkung von kaum jemandem in den Parteien. Mit wenigen Ausnahmen. 

Dann kommt noch die Gier dazu, denn was interessiert mich der Rest der Menschheit. Ich nehme mir, was ich kriege und zwar weil ich es kann. Wenn das aber nicht klappt, was dann? Was passiert mit den großen „Ganoven“? Nichts! Die haben ja bloß den Staat bestohlen, keine Steuern bezahlt, von reichen Unternehmen ein wenig abgezweigt. Sie alle werden wahrscheinlich keinen Tag im Gefängnis verbringen. Grasser, Simandl, Pucher, Benko und wer immer in deren Gefolge für Milliarden an Verlusten gesorgt hat, die jeden  von uns betreffen. Jeder Einzelne von uns, der sich Monat für Monat über seine Abzüge ärgert, fragt sich, wie kann es sein, dass jemand Millionen an der Finanz vorbeischwindelt, wenn man selbst wegen ein paar hundert Euro exekutiert wird? 

Natürlich sorgen die Reichen bei ihren Speichelleckern aus der Politik auch dafür, dass es zu keiner Erbschaftssteuer kommt. 

Da wird an den Sozialleistungen herumgeschraubt, aber die reichsten fünf  Prozent der Österreicher, die rund 59 Prozent des gesamten Haushaltsvermögens von rund zwei Billionen Euro haben, bleiben ungeschoren.  

Ja, so ist das mit der Solidarität in unserem Land. Alle sind gleich, aber einige halt doch gleicher. Ich kann nur hoffen, sie alle begreifen, dass das einzige Mittel gegen Manipulation Information ist und die holt man sich aus Büchern, von seriösen Fernsehsendern und Zeitungen und von keinen Krawallmedien, die ihre Berichterstattung von der Höhe der Inseratengelder abhängig machen. 

Ich für meinen Teil freu mich auf wärmeres Wetter und längere Tage und einen baldigen Frühlingsbeginn, der hoffentlich etwas Farbe in den tristen Alltag bringen wird. 

„Wer Bäume pflanzt, obwohl er weiß, dass er nie in ihren Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen“ (Rabindranath Tagore). Man muss auch als verantwortlicher Politiker die Zukunft der Menschen im Auge haben und nicht die nächste Wahl, denn in fünf Jahren kann man die Welt nicht zum Besseren ändern. Beginnen damit kann man jedoch jederzeit. All we need is love …

Passen Sie auf sich auf – und alles Liebe! Ihr Feri Tschank

Feri Tschank

Feri Tschank

Seine Stimme und sein Gesicht gehören wohl zu den bekanntesten des Burgenlandes, denn zwei Jahrzehnte (ab 1979) hat er beim ORF Landesstudio Burgenland als Sprecher und Moderator Tausende Radio- und Fernsehbeiträge gestaltet. Die Sendung „Burgenland heute“ hat er von den Anfangsjahren (1988) weg begleitet. 1998 wechselte er zum BKF und war dort zunächst Programmchef, ab 2008 Chefredakteur bis zu seiner Pensionierung. Feri Tschank gilt als versierter Kenner des pannonischen Raumes und hat während seiner journalistischen Karriere besonders in den Bereichen Kunst, Kultur, Kulinarik wesentliche Eckpfeiler gesetzt. Unter anderem hat er mit „Prisma“ die erste grenzüberschreitende TV-Sendung mit EU-Mitgliedsstaaten entwickelt.

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