Kommentar

Entsiegelung, Rekultivierung, regenerative Landwirtschaft und Dachbegrünung

Im November vergangenen Jahres wurde – zumindest aus statistischer Sicht – der achtmilliardste Erdenbürger geboren. Er wird, wie alle anderen Menschen und Landlebewesen für sein Überleben ein bestimmtes Stück nutzbaren Erdbodens beanspruchen. 

(c) pixabay.com

 

Gegenwärtig steht jedem Menschen eine Fläche von ca. 2000 m² zur Verfügung. Diese ebenfalls lediglich statistische Größe ist umstritten, jedenfalls aber im Abnehmen begriffen, u.a. durch Ausbreitung von Wüstengebieten und steigendem Meeresspiegel infolge der Klimaerwärmung. Vor allem aber in Folge des exzessiven Bodenverbrauches und der Versiegelung durch verantwortungslose Bautätigkeit auf landwirtschaftlichen Nutzflächen.
Eine große Vielfalt an Gegenmaßnahmen ist heute ein absolutes Muss – vor allem in der dritten Welt – um Mangelernährung und weitere Hungersnöte zu verhindern.
Einige dieser Maßnahmen, die auch in Österreich notwenig wären, sind nachfolgend kurz dargestellt:

Entsiegelung und Rekultivierung

Sowohl die rigorose Einschränkung von Baumaßnahmen auf fruchtbarem Boden, als auch das Abbrechen von ungenutzten Bauwerken inkl. das umweltgerechte Entsorgen des Baumaterials – kurz das Entsiegeln – sind ein unaufschiebbares Gebot der Gegenwart. Vorrangig in Frage dafür kommen ungenutzte Verkehrsflächen, stillgelegte Gewerbe- und Industrieanlagen, leerstehende Gebäudekomplexe usw. Ist eine  Sanierung oder Funktionsänderung d.h. Wiederverwertung des Bauwerks nicht vertretbar, daher der Abbruch zwingend, hat eine Rekultivierung zu erfolgen – außer der Neubau wird wieder an Ort und Stelle errichtet. (Durchsetzbar ist die Rekultivierung vermutlich nur mittels gesetzlicher Regelung z.B. als Auflage zur Genehmigung des geplanten Neubaues auf einer anderen Liegenschaft)

Unter Rekultivierung sind Maßnahmen zu verstehen, die den ursprünglichen Zustand der Landschaft wieder herstellen, die Bodenverdichtung auflockern, die Wasseraufnahmefähigkeit verbessern und eine standortgerechte Bepflanzung vorsehen.

Regenerative Landwirtschaft

Als solche bezeichnet man eine neue Art der Bodennutzung, bei der die Wiederherstellung des Bodenlebens und die Bodendiversität, also die biologische Bodenvielfalt gefördert wird. Zudem soll die Wasseraufnahme und -speicherfähigkeit, die Anreicherung des Bodens mit organisch gebundenem Kohlenstoff – dem Humus – wieder hergestellt werden. Der Einsatz von Pestiziden und chemischem Dünger wird bei dieser Form der Landwirtschaft nicht angewendet.

Langfristiges Ziel muss es sein, die heute übliche Lebensmittelerzeugung schrittweise auf diese neue, natürliche und vor allem nachhaltige Produktion umzustellen. Das würde nicht nur den Klimawandel bekämpfen, sondern auch die Qualität der Lebensmittel verbessern, langfristig den Ertrag steigern und den landwirtschaftlichen Betrieben eine höhere Überlebenschance ermöglichen.

Dachbegrünung

Einen weiteren Beitrag zur Verbesserung der Klimabilanz – vor allem im städtischen Bereich – können Begrünungen auf flach geneigten Dächern (Dachneigung unter 5%) leisten. Sie ersetzen nicht nur die durch das Bauwerk versiegelte Bodenfläche, sondern bilden auch einen Zwischenspeicher, vor allem bei Starkregenereignissen. Die Abflussminderung kann – abhängig vom Dachaufbau und Stärke der Vegetationsschicht – bis zu 70% der Regenmenge betragen. Dadurch wird das Kanalsystem entlastet und zusätzlich durch die Verdunstung des gespeicherten Wassers eine Kühlung d.h. „Klimatisierung“ der unmittelbaren Umgebung bewirkt.

Man unterscheidet, je nach Dachaufbau die extensive und die intensive Dachbegrünung. Während das extensive Gründach einen niedrigen Aufbau  mit schwacher Substratschicht aufweist, bietet die starke Vegetationsschicht beim intensiven Dachaufbau, neben dem üblichen Rasen, auch Sträuchern und kleinen Bäumen ausreichende Wuchsmöglichkeiten.
Diese Art der Begrünung, auch Dachgarten genannt, bildet einen vollwertigen Gartenersatz, sowie Lebensraum für Pflanzen und Tiere, sowie eine höhere Lebensqualität für die Bewohner.
Großflächige Anwendungen für Dachgärten bieten sich – auch als Vorzeigeprojekte bei neuen Bauvorhaben – auf öffentlichem Gut z.B. bei überdachten Parkplätzen, Verwaltungsgebäuden, Verkehrs- und sonstigen Infrastrukturbauten etc. an.
Bei privaten Investoren könnte die Baugenehmigung für Einkaufszentren, Fabrikshallen, Werkstätten o.ä. an die Begrünung der geeigneten Dachflächen geknüpft werden.
Die hier vorgestellten Möglichkeiten können nur einen kleinen Teil der notwendigen Maßnahmen zur Klimarettung darstellen – aber auch sie müssen endlich umgesetzt werden.


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