Gedanken zum Welttierschutztag
Die kleine Luna hatte Glück. Als reinrassige Münsterländerhündin war sie schon vor ihrer Geburt reserviert und es stand fest, dass sie ein neues Zuhause bekommt. Eine großartige Geschichte.
Theodor und Emil sind zwei kleine Katzenbrüder – auch sie hatten Glück. Als ursprüngliche
Bauernhofkatzerl wurden sie verschenkt. Beide dürfen schon bald in ihre neuen Zuhause ziehen. Alles gut. Und dann wäre da noch der kleine süße Fridolin. Ein Kälbchen. Es freut sich jeden
Tag über sein Flascherl. Die Kinder am Hof reißen sich darum, wer das süße Neugeborene heute füttern darf. Ein idyllisches Bild. Nach einem Jahr sind sie alle tot. Das schockiert.
Fotos©Alice Siebenbrunner
Viel Tierleid passiert aus Unwissenheit. Katzen werden von Bauernhöfen geholt, wo sich die Tiere unkontrolliert vermehren, weil die Kastrationspflicht nicht eingehalten wird. Hunde werden aggressiv, aus Angst vor ihrem Herrchen, dem sie eigentlich vertrauen sollten. Und das Schicksal von Kälbern ist geprägt von Panik und Leid – verursacht durch die Industrie und unser Kaufverhalten.
Luna
Luna sollte ein Familienhund werden. Doch man will keinesfalls einen dominanten Hund bekommen, Respekt muss sie haben. Sie muss draußen schlafen – sie ist ja ein Hund. Sie muss auf ihrem Platz liegen bleiben – man will sich ja vor dem Besuch nicht blamieren. Sie muss sich ihr Futter wegnehmen lassen – klar, dass ihr Herrl als „Alphatier“ alles mit ihr machen darf, er ist doch der Rudelsführer.
Luna ist bei ihrer Ankunft als Baby also zuallererst einmal allein. Sie winselt und heult, ist traurig. Irgendwann hört sie auf, sie resigniert. Erziehung geklappt. Luna lernt auf ihrem Platz zu liegen, obwohl sie so sehr bei ihren Menschen sein möchte. Wenn sie einmal zu viel Freude überkommt und sie sich ihnen ohne Aufforderung nähert, geht sie auf Kommando aus Angst mit gebücktem Kopf und eingezogenem Schwanz retour. So eine Brave. Das Herrl nimmt ihr auch ihr Futter weg, sie hat Respekt – oder war es Angst – egal, funktioniert jedenfalls. Ihr Herrl hat seine Hündin wirklich im Griff, Luna kann sich glücklich schätzen. Bis die undankbare Luna eines Tages aus heiterem Himmel nach dem Nachbarskind schnappt, weil es ihr den Knochen wegnimmt. Das geht natürlich gar nicht, da dürfte was in ihren Genen liegen. Luna kommt weg. Wegen Überfüllung der Tierheime in Österreich landet sie in einer ungarischen Tötungsstation. Hoffentlich hat man beim nächsten Hund mehr Glück, man kennt sich ja so gut aus mit Hunden, hat immerhin seit 20 Jahren welche.
Theodor und Emil
Die zwei kleinen Kater Theodor und Emil kamen getrennt voneinander in Familien. Den Tierarzt haben die zwei zuvor nie gesehen. Fatal für Theodor, den Schwächeren der beiden. Mit dem Umzug und regelmäßigem Futter beginnt er plötzlich zu kränkeln, bekommt Durchfall. Weil seine neue Familie den Ernst der Lage nicht erkennt, ist es beim Tierarzt schließlich zu spät. Trotz eingeleiteter Maßnahmen stirbt er an eigentlich gut behandelbaren Parasiten, so man sie eben früh genug erkennt.
Emil hat mehr Glück, sein Immunsystem packt das. Doch er ist allein, hat keinen Altersgenossen zum Spielen. Seine Menschen bemühen sich, sie wussten nämlich: Ein Katzenbaby wird anstrengend. Sie haben sich gut vorbereitet und deshalb ziehen sie das auch durch. Er spielt mit ihnen, doch sie sind eben keine Katzen. Sie schreien nicht auf, wenn er Mal zu fest beißt, sie zeigen ihm keine Grenzen auf. Irgendwann wird er aber größer, ist immer noch total unausgelastet. Zu den ohnehin unverhältnismäßig festen Bissen, kommen nun scheinbar willkürliche Attacken. Nicht weiter tragbar für die Familie, sie haben alles getan, aber so geht es nicht. Er muss weg. Das Tierheim ist voll, aber der Bauer nimmt ihn zurück. Zurück am Hof kommt Emil, der doch fast sein ganzes Leben keine andere Katze gesehen hat, so gar nicht zurecht. Er vermisst sein Zuhause, will wieder zurück und zieht los. Er ist es nicht gewöhnt, sich selbst zu versorgen und der Winter ist auch schon da. Emil schafft es nicht. Er stirbt.
Fridolin
Nun zu Fridolin. Fridolin hat seine Mama nie kennengelernt, er wurde ihr gleich weggenommen. Man braucht eben die Milch für die Menschen, er als Kalb bekommt Ersatznahrung. Das reicht ihm zum Überleben. Er schreit. Aus Sehnsucht nach seiner Mama. Allein in einem kleinen Iglu mit kleinem Auslauf schreit er. Nächtelang. Seine Mama im Stall ebenso. Sie werden sich nie wieder sehen. Fridolin freut sich über den Besuch der Kinder. Er freut sich über sein Flascherl. Doch kurze Zeit später ist er wieder allein. Mehr sieht er auch in seinem Leben nicht mehr. Noch als Baby wird er voller Angst auf einen Transporter verladen, wo er unter Panik, Hitze, Durst und Hunger zusammengepfercht aushält. Und aushält. Bis er endlich panisch sterben darf. So funktioniert die Milchindustrie eben.
Es wäre so einfach
Dies sind traurige Geschichten, die leider tagtäglich passieren. Ob sie wirklich passieren müssten, ist eine andere Frage. Es bräuchte nur ein wenig Einfühlungsvermögen, das Bewusstsein, dass Tiere fühlen wie wir. Sätze, wie „es war halt schon immer so“, werden keine Verbesserung im Tierleid erzielen und machen die Tiere nicht lebendig und das, was geschehen ist, nicht besser.
Würden wir uns in Luna hineinversetzen, wäre schnell klar, dass sie sich vollkommen alleine fühlen muss. Sich in dieser schweren Zeit nicht auf ihre neue Familie verlassen kann. Im Gegenteil – ihrem Herrl gegenüber nichts anderes als Angst empfindet. Angst, seiner Willkür ausgesetzt zu sein, bis letztendlich die Situation bei einer schwächeren Person, vor der die Angst nicht so groß ist, eskaliert. Wäre Luna als vollwertiges Familienmitglied begrüßt, in all ihren Bedürfnissen nach Geborgenheit, Nähe, Liebe wahrgenommen worden, unterstützt worden, wenn es ihr nicht gut geht, hätte sie Vertrauen aufgebaut. Sie hätte gewusst, sie kann sich auf ihre Menschen verlassen, wäre mit ihnen durch dick und dünn gegangen, nicht aus Angst, sondern aus dem Vertrauen heraus. Sie hätte sich ihr Futter nehmen lassen, einfach weil sie gewusst hätte, wenn man ihr etwas nimmt, bekommt sie dafür sicher etwas Besseres. Alles wäre gut gewesen. Auch, wenn sich ihr Herrl von dem Eigenbedürfnis, ein bedingungslos unterwürfiges Etwas neben sich herzuführen, hätte verabschieden müssen. Er hätte aber stattdessen einen ehrlichen Begleiter gehabt, treu nicht aus Angst, sondern aus Zuneigung für sein ganzes Leben.
Wären Kater Theodor und Emil über einen Tierschutzverein vermittelt worden, hätten auch sie überlebt. Katzenbabys sind leider, wenn sie von draußen kommen, fast immer krank. Es braucht viel Wissen und Erfahrung, um im Fall der Fälle richtig zu handeln und ihr Überleben zu sichern. Es wäre dann auch dafür gesorgt worden, dass man sich auf dem Hof endlich an die Kastrationspflicht hält und das Leid wäre damit nachhaltig beendet. Seriöse Tierschutzvereine würden auch niemals eine Jungkatze einzeln vermitteln, einfach weil sie wissen, wie viele Verhaltensauffälligkeiten damit verbunden sein können. Emil wäre also niemals zur Problemkatze geworden und würde wohl noch ein tolles Leben mit einem seiner Geschwister leben, so wie Katzen eben als soziale Tiere leben und aufwachsen sollten, zumindest zu zweit.
Unser Verhalten zählt. Jedes einzelne. Jeden Tag.
Will man also einem Tier ein Zuhause schenken, sollte man Hilfe bei Experten – und das sind nicht unbedingt die, die durch den Verkauf oder das Training verdienen – suchen und sich gleichzeitig einfach etwas in die Situation des Tieres einfühlen. Es handelt sich ja um ein Lebewesen.
Die Geschichten von Fridolin und all den anderen kleinen Kälbern verdrängen wir gekonnt aus unseren Köpfen. Das, was da geschieht, wird dadurch aber nicht weniger falsch. Durch unser Konsumverhalten bestimmen wir letztendlich, wie sehr Tiere leiden. Tierische Produkte sind unfassbar wertvoll, sie zu verschwenden oder unbedacht zu konsumieren, ist moralisch mehr als verwerflich und im Hinblick auf solche Geschichten unfassbar traurig.
Es gibt so viele Problemfelder im Tierschutz, doch letztendlich läuft alles auf eine Lösung hinaus: Wir brauchen eine Gesellschaft mit mehr Empathie, die eigenständig denkt und Verantwortung für ihr Tun übernimmt. Zum Wohle aller, besonders jener, die unserer Obhut ausgeliefert sind – der Tiere. Genau das wäre er also, mein Wunsch zum Welttierschutztag.
Zehn Jahre „Wir fürs Tier“
Der Verein wurde am 4. Oktober 2013 von Alice Siebenbrunner gegründet – weil es im Südburgenland kein Tierheim gibt. Wir fürs Tier finanziert sich seither von Spendengeldern. Mit einem engagierten Team von rund 20 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat der Verein in dieser Zeit mehrere Tausend Streunerkatzen kastrieren lassen und zum Teil vermittelt. Über 1000 Katzen konnten durch den Verein ein neues Zuhause finden.
Der Verein wird auch gerufen, wenn verletzte Wildtiere gefunden werden. Diese zu pflegen und dann wieder auszuwildern, braucht Expertenwissen.
Eines der Highlights von Wir fürs Tier war die Errichtung des Katzenhauses in Loipersdorf (Bezirk Oberwart), um herrenlose Katzen aufnehmen zu können. Das hat der Verein ausschließlich durch Eigenarbeit und Spendengelder aufgebaut. Der Tierschutzverein legt auch einen großen Fokus auf die Bewusstseinsbildung für den Umgang mit Tieren durch Tierschutzunterricht, Seminare und Vorträge.
„Einiges konnten wir in der Region schon bewegen. Vieles ist noch zu tun. Wir danken all unseren Unterstützer*innen, von denen uns viele all die Jahre begleitet haben. Und freuen uns auf weitere hoffentlich so erfolgreiche Jahre.“ (Obfrau Alice Siebenbrunner)
Wenn Sie Wir fürs Tier durch Spenden unterstützen möchten:
Wir fürs Tier Oberwart
IBAN: AT685100090214244900
KATZEN SUCHEN EIN ZUHAUSE
Interessenten können sich gerne melden unter: 0664 167 06 64
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Weltterischutztag