Kommentar

Rechte Selbstdemontage

Er gehört zu den bedeutendsten Literaten Österreichs. Der im Südburgenland lebende Peter Wagner ist nicht nur Schriftsteller, Regisseur und Liedermacher. Gerade bei politischen Themen meldet er sich zu Wort, wenn ihm etwas aufstößt und gilt nicht zuletzt deswegen als kritische Instanz im Land. Ein Gastkommentar des Literaten über den Fall der Populisten in Österreich und die Akte „FPÖ + Peter W.“:

Foto: Christian Ringbauer

Viele geben und gaben sich überrascht bzw. schockiert angesichts des „Ibiza-Videos“, das es innerhalb von nur zwei Tagen zur Ikone der politischen Niedertracht geschafft hat. Auch ich bin, wie viele Hunderttausende, den gesamten Samstag vor dem TV-Gerät gesessen, war aber durchaus nicht überrascht. Ich war vielmehr fasziniert von der Mechanik der Selbstdemontage, wie sie alle weit rechts stehenden politischen Parteien und Bewegungen früher oder später ereilt. Ich habe sie nicht so früh erwartet, ich habe sie allerdings erwartet.

Wunderbar finde ich auch die Selbstentlarvung dessen, was durch das Schlagwort „Message Control“ zu einem neuen Begriff des Politischen avanciert ist: Die Stilisierung einer Oberfläche, unter der eine andere Gewalt als die vornehmlich gezeigte obwaltet. Und die dünner ist als ein Seidenpapier, sobald sich die unterschwellig wirkende Gewalt, die man ja auch vor sich selbst zu verbergen versucht, Luft verschafft und die bis dahin mühsam konstruierte Oberfläche buchstäblich zerfetzt! Wir werden gerade mit diesem Schlagwort, das sich hiermit als Erfüllungsgehilfe des puren Populismus enttarnt hat, in Zukunft hoffentlich etwas kritischer umgehen! Denn wir können, mit gutem Grund, von nun an auf die Eigentlichkeit der „Message Control“ anhand des Scheiterns der türkis-blauen Regierung verweisen.

In meinem privaten Archiv gibt es einen prall gefüllten Aktenordner „FPÖ + Peter W.“. Seit meinen ersten öffentlichen Auftritten im Burgenland, speziell aber seit Beginn der Neunzigerjahre wurde ich von der hiesigen FPÖ als „angeblicher Künstler“ etikettiert. Die Liste der Versuche seitens der FPÖ, mich als kritischen Künstler wenn schon nicht mundtot zu machen, so doch in das schlechtest mögliche Licht zu stellen, ist lang. So sagte beispielsweise ein Spitzenkandidat der Blauen in einem Interview Anfang der 90-Jahre, er betrachte es als seine Aufgabe als möglicher künftiger Entscheidungsträger im Burgenland, „Leute wie den Wagner zu verhindern“. In einer an alle Haushalte des Landes gelangten, vom damaligen Parteisekretär Norbert Hofer redigierten Publikation der Blauen wurde ich, ohne jeden Beweis, als „Linksextremist“ mit möglichen Verbindungen zu den Terroristen von Ebergassing bezeichnet.

Hans Niessl hat versucht, uns die Burgenland-FPÖ als harmlos zu verkaufen. Genau das war sie nie! Es ist schon interessant, dass LH Doskozil sich nun bemüßigt fühlt, die geifernde Umarmung der Blauen durch seinen unglückseligen Vorgänger zu revidieren, obwohl sich die SPÖ Burgenland die Koalition mit den Blauen weiterhin schönzureden versucht. Ich habe, auch intern, einiges an Kritik einstecken müssen für meine Weigerung, den Volkskulturpreis des Landes aus der Hand von Hans Niessl entgegenzunehmen, nachdem dieser die Koalition mit den Blauen konstruiert hatte, weil er selbst nicht von der Macht lassen konnte. Ich bin heute so froh wie damals, all den Versuchen, mich zur Revidierung meiner Haltung zu überreden, widerstanden zu haben.


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