… und Friede den Menschen auf Erden

Weihnachten – und immer noch hat sich der Wunsch nach Frieden auf Erden nicht erfüllt. Über die Menschen, die Hoffnung und das Licht von Bethlehem.

Feri Tschank / 29. November 2023

©Gerd Altmann auf Pixabay


Und schon wieder ist es Dezember und schon wieder hat sich die Menschheit um nichts gebessert. Es werden immer noch Kriege geführt. Mütter weinen um ihre Kinder, Frauen um ihre Männer, Männer um ihre Frauen und die Welt sieht fassungslos zu und so mancher, dem es nicht zusteht, erlaubt sich das Ganze auch noch zu kommentieren. 

Die „Ja, aber …“ sind mir persönlich dabei ja die Liebsten. Keine Ahnung, aber immer die Klappe offen. Was sind wir doch im Grunde für eine scheußliche Spezies. Halten uns für die Krone der Schöpfung und töten unsere Frauen, erschießen kleine Kinder, zerstückeln alte Menschen, vergewaltigen und verstümmeln und trotzdem gibt es noch immer fehlgeleitete Individuen, die das Ganze auch noch verstehen und gut finden. Ach ja. Die Nazis haben auch Kinder erschossen, um zu zeigen, dass sie keine Weicheier sind. Haben Familien zusammengebunden und in Flüsse geworfen, zwei, drei getötet, damit sie den Rest unter Wasser ziehen. Wir sind die Letzten, die sich als moralische Instanz aufspielen dürfen und ich schäme mich, solange ich lebe für diese, meine Mitmenschen, die noch nicht einmal für ihre Taten bestraft wurden und deren Geist immer noch unter uns weilt.

Weihnachten ist nicht mehr fern. „Last Christmas“ schallt uns aus allen Rohren und Röhren entgegen. Ehrlich gesagt, ein paar Tage find ich es sogar schön. Ich mag Weihnachten. Mochte es schon immer und jetzt ist es auch schon zu spät, etwas daran zu ändern. Es gibt für mich zwei Arten von Menschen. Die, die schon mit fünf nicht mehr ans Christkind glauben, und die, die so wie ich dies auch noch mit 70 tun.

Natürlich im metaphorischen Sinne gemeint.

Da hängen so viele schöne, aber auch traurige Erinnerungen dran. Die Freude innerhalb der Familie über die Geschenke und das gemeinsame Feiern und Essen. Die Trauer, wenn einer nicht mehr unter uns war und wir ihn ganz besonders am 24. Dezember vermisst haben und unter Tränen und mit erstickter Stimme „Stille Nacht …“ gesungen haben.

Die Hoffnung von Frieden auf Erden, die sich von Jahr zu Jahr leider nicht erfüllt hat, aber trotzdem immer in unseren Herzen ist. Der Duft von frisch gebackenen Keksen und die Vorfreude auf Vanillekipferl, deren erste Tranche zumeist den dritten Adventsonntag nicht erlebt und nachproduziert werden musste. 

Der Geruch von Weihrauch, frischem Reisig, das gemeinsame Binden des Adventkranzes. Die Freude, die man schon beim Kauf der Geschenke für seine Liebsten hat und die Hoffnung, das Richtige getroffen zu haben. 

Die Christkindlmärkte und gebratenen Kastanien. Fünf Stück für einen Euro. Mindestens zwei davon sind schlecht, aber auch das gehört dazu, ebenso wie der widerliche Glühwein, den ich jedes Jahr wieder versuche und jedes Jahr mit Sodbrennen dafür gestraft werde.

Vor vielen Jahren bin ich mit dem Friedenslicht von Bethlehem durch die Ortschaften gefahren. Unwahrscheinlich, wie viele Leute es sich geholt haben. Ich hab es in Schulen, in Kirchen und Gemeinden gebracht und die Menschen sind zu Tausenden gekommen und haben sich das Licht nach Hause geholt, es auf die Friedhöfe gebracht ihren Nachbarn, ihren Kindern weitergegeben. Immer mit dem Wunsch, damit etwas für den Frieden auf dieser Welt zu tun. Hat nicht geklappt, aber wir werden es auch heuer wieder versuchen und auch heuer wieder hoffen. Weihnachten ist einmal im Jahr. Anlass, sich vorzunehmen ein besserer Mensch zu werden. Neid und Hass und Vorurteile hinter sich zu lassen, denn damit schadet man sich in erster Linie ohnehin nur selbst.

Den Menschen ihre Meinung lassen, auch wenn sie noch so verkehrt ist. Ein „Schwurbler“ ist nicht zu bekehren. Soll er, wenn es ihn glücklich macht. Aufpassen vor den Lügnern, denn Lügen erscheinen dem Verstand häufig viel einleuchtender und anziehender als die Wahrheit, weil der Lügner den großen Vorteil hat, im Voraus zu wissen, was das Publikum zu hören wünscht. Zitat Hannah Arendt.

Schöne Weihnachten und da wir uns erst im nächsten Jahr wieder treffen, auch noch einen guten Rutsch!

Mögen die guten Geister, so es sie gibt, mit uns sein.

FERI TSCHANK

Seine Stimme und sein Gesicht gehören wohl zu den bekanntesten des Burgenlandes, denn zwei Jahrzehnte (ab 1979) hat er beim ORF Landesstudio Burgenland als Sprecher und Moderator Tausende Radio- und Fernsehbeiträge gestaltet. Die Sendung „Burgenland heute“ hat er von den Anfangsjahren (1988) weg begleitet. 1998 wechselte er zum BKF und war dort zunächst Programmchef, ab 2008 Chefredakteur bis zu seiner Pensionierung. Feri Tschank gilt als versierter Kenner des pannonischen Raumes und hat während seiner journalistischen Karriere besonders in den Bereichen Kunst, Kultur, Kulinarik wesentliche Eckpfeiler gesetzt. Unter anderem hat er mit „Prisma“ die erste grenzüberschreitende TV-Sendung mit EU-Mitgliedsstaaten entwickelt.

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