Kommentar

Und jetzt? Jetzt bin ich positiv

Es hat ja so kommen müssen! Seit März immer auf Distanz, nicht einkaufen, nicht auf Urlaub gefahren. Die Kinder waren zu Hause, meine Mutter habe ich kaum gesehen und habe all die angestritten, die unbedingt auf jedes Fest, in jedes Lokal und jedes Geschäft gehen mussten, ohne Maske – eh klar!

Das ist wie in einem schlechten Film. Ein paar Tage zuvor war ich noch in der Kirche und hab mir gedacht, ich erkenne die Welt nicht mehr. Eine Handvoll Menschen mit Masken im Gesicht, dort wo man, wenn man nicht rechtzeitig kommt, nur noch einen Stehplatz ergattert. Es war die geistliche Messe zum Gedenken an Vater und Brüder. Ein paar Tage später beginnt meine Frau mit einer Maske im Haus herumzulaufen. Sie hat Halsweh und in der Arbeit wären ein paar positiv getestet. Das Halsweh wird stärker und ich bekomme Fieber. Fühl mich zerschlagen. Meine Frau wird getestet. Positiv. Eine ihrer Kolleginnen hat gemeint, sie müsse trotz Verkühlung zur Arbeit. War dann wohl doch was Anderes. Mein Fieber steigt und ich fühle mich elend. Werde am gleichen Tag noch getestet. Reihe mich ein in eine Autokolonne vor dem Roten Kreuz. Eine voll vermummte Person im Schutzanzug fragt mich nach meinen Namen und gibt ihn mittels Walkie-Talkie an die Tester weiter. Eine beklemmende Situation. So wie man sie aus diesen Katastrophenfilmen, in denen ein Virus die Menschheit vernichtet, kennt. Ich lasse das Fenster meines Autos runter, ein weiterer in Gummi gehüllter Maskierter weist mich an, meinen Kopf gegen die Nackenlehne zu stützen und fährt mir – was er fairerweise ankündigt – mit einer Art Häkelnadel in mein Nasenloch. Er wünscht mir alles Gute und ich bin entlassen.

In Quarantäne habe ich mich zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon selbst begeben. 48 Stunden kann es bis zum Testergebnis dauern, hatte man noch gemeint. Ja, nach 48 Stunden habe ich das Ergebnis und es hat mich nicht überrascht. Positiv! Zu dem Zeitpunkt geht es mir auch schon gar nicht mehr gut. Ein Stechen fährt von Zeit zu Zeit wie ein Blitz durch meinen Körper. Das Fieber steigt auf 39. Husten und Schnupfen stellen sich ein und eine enorme Mattigkeit nimmt von mir Besitz. Ich hab das Gefühl, jede einzelne Zelle meines Körpers ist mit diesem Virus besetzt. Um medizinische Hilfe muss man sich jetzt selbst kümmern. Ich hab nur einen Quarantänebescheid bekommen und die Aufforderung, mich bei meinem Hausarzt zu melden. Ein Freund von mir – Arzt – meint, hohe Dosen an Vitamin C, 1000 mg eines Multivitaminpräparates und bei Fieber Ibuprofen. Viel trinken, was angesichts meiner unzähligen Schweißausbrüche ohnehin die Logik ist….

In der Zwischenzeit kam es dann zum Lockdown, nachdem die Infektionen rapide zunahmen. Sprich, Österreich hat proportional zur Einwohnerzahl fast vier Mal mehr Corona-Neuinfektionen als Deutschland. Nicht, weil ich jetzt selbst drunter bin und möglicherweise ein Opfer der Zögerlichkeit der Regierung, frag ich mich schon, warum man solange mit dem Lockdown gewartet und damit Weihnachten und die Skisaison in einem infrage gestellt hat. Denn, dass wir in nicht einmal einem Monat das Virus im Griff haben, glaubt ja nicht einmal das doofe Quartett von Servus TV. An die Vernunft der Österreicher zu appellieren, ist ja wohl mehr als in die Hose gegangen. Wir pfeifen auf Abstand und Masken, lassen uns Partys und Bars doch nicht verbieten und stellen uns so lange wie Naturdeppen an, bis es wieder keine andere Möglichkeit gibt als den Lockdown. Den Schaden, den die Dummheit einiger verursacht, hat die Allgemeinheit zu zahlen.

Wie überhaupt ich das Gefühl habe, die Menschen haben außer in die Supermärkte zu laufen keine Lebensinhalte mehr. Jeden Tag landen zahlreiche Schnäppchenpostillen in meinem Briefkasten, 50 Prozent dort und 30 Prozent da. Das Jagdfieber nach dem absoluten Mega-Gratis-Minus-Geschenk wird täglich neu geweckt. Die Stopp-Corona-App haben die meisten Österreicher nicht auf dem Handy. Aus Angst abgehört zu werden, dafür aber fünf Kundenkarten, die einem ja immerhin zwanzig Prozent auf ein Topfset bringen, das im Kellerkasten auf seinen Einsatz wartet. Das alte ist ja noch gut genug.

Was werden das wohl für Weihnachten? Sollte am 8. Dezember wirklich der Lockdown zu Ende sein, werde ich den ganzen Tag und auch die Tage danach sicher keinen Fuß vor die Tür setzen. Das möchte ich mir gar nicht ausmalen, was da los sein wird. Auf jeden Fall bin ich jetzt seit neun Tagen positiv und noch lange nicht fit. Hab immer noch Fieber und bin müde und matt. Allen, die der Meinung sind, das ist ja eh nix, sei ins Stammbuch geschrieben: Besser Ihr benehmt euch wie empfohlen! Haltet Abstand und bleibt zu Hause, denn die Erfahrung, wie es sich mit einer Covid-Infektion lebt, wollt Ihr ganz sicher nicht machen. Nur die Vernunft und möglicherweise ein Impfstoff werden uns helfen, Corona zu besiegen. Wobei ich Ersteres ausschließen kann, denn sonst wären wir nicht in der Situation, in der wir uns befinden.

Fragt eure Eltern oder Großeltern, wie sie Weihnachten verbracht haben und ob ihnen was gefehlt hat. Sicher nicht, werden sie antworten. Im Gegenteil, es war ruhiger, besinnlicher und das Fest und nicht die Anzahl der Packerl machte Weihnachten aus. Vielleicht gibt‘s ja diesmal einen ruhigen Advent!

Wir werden alle einen Christbaum haben, etwas zu essen und in unserem geheizten Wohnzimmer werden auch ein paar Geschenke liegen. Das war in diesem Land nicht immer so und mir fallen da hin und wieder die Worte Leopold Figls aus dem Jahr 1945 ein: „Ich kann euch zu Weihnachten nichts geben, ich kann euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben, kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich!“
Alles Liebe, Ihr Feri Tschank



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2 Antworten

  1. Feri, du hast dich offenbar bei deiner eigenen Frau angesteckt, aber schimpfen tust du auf alle anderen, mit denen du keinen Kontakt hattest? Alles Liebe