Zeit der großen Fragen

Das war’s dann mit dem wärmsten Sommer seit Menschengedenken, mit den größten Unwettern seit Menschengedenken und den bedenklichsten Wahlen, seit ich denken kann. "Abgestraft" nennt man das, was da passiert ist. Einiges davon verstehe ich, das Meiste, was in den Köpfen meiner Mitbürger vorgeht, leider nicht. Wo blieb der Dank für den Klimabonus? Ehrlich gesagt, der gebührt auch keinem!

Feri TSCHANK / 6. November 2024

Natürlich freut sich jeder über geschenktes Geld, aber ich für meinen Teil hätte dieses Geld lieber in den Spitälern, Schulen, Kindergärten, der Forschung und der Altenbetreuung gesehen. Vielleicht hätte das auch keine Stimmen gebracht, aber zumindest wäre es nachhaltig gewesen. Ehrlich gesagt, 90 Prozent der Österreicher sind auf dieses Geschenk nicht angewiesen. Eine ehrliche Energiepolitik wäre mir da schon lieber gewesen. Aber an jeder Strompreis-, Benzin- oder Gaspreiserhöhung verdient der Staat mit, und einen Teil davon schenkt man uns dann in Form eines Energiebonus zurück. Der Rest wird unter den Vorständen diverser Energieversorger aufgeteilt. Doch eigentlich gehören diese Energieunternehmen ja nicht den Landesregierungen oder dem Staat. Sie gehören dem Volk! Also uns! Die von uns gewählten Vertreter sollten diese Unternehmen also auch im Interesse des Volkes betreiben und nicht zur Gewinnmaximierung für den Staat und ein paar Aktionäre, die es geschafft haben, sich Volksvermögen anzueignen. Aber ich glaube, auch dafür wurden die Großen nicht abgestraft.

Was man den Grünen vorwirft – außer sich nicht besser gegen diverse ÖVP-Interessen gewehrt zu haben – verstehe ich nicht ganz. Das waren die Einzigen, die es in der letzten Regierungsperiode geschafft haben, Projekte mit Nachhaltigkeit umzusetzen, sowohl in der Justiz als auch im Umweltbereich.

Der SPÖ hat man für ihre Uneinigkeit und das Fehlen einer Parteistruktur eine „Fünf“ verpasst. Dabei ist sie eigentlich die einzige Partei, die sich soziale Gerechtigkeit auf die Fahne geschrieben hat und dafür steht. Warum man ihr das nicht glaubt, kann verstehen, wer will. Aber vielleicht braucht es wirklich ein paar Jahre Orbán-Politik, um zu verstehen, was wir eigentlich alles zu verlieren haben.

Selbst der Dümmste müsste mittlerweile begriffen haben, dass die Klimaerwärmung die gesamte Menschheit bedroht. Aber was sagen die Rechtspopulisten, die übrigens auf der ganzen Welt dieselbe Sprache sprechen? Egal ob Trump, Orbán oder Kickl: Alles sei nicht wahr, und die Schuld an allem und jedem hätten die Ausländer. Sie wohnen in unseren Wohnungen, verschwenden das Volksvermögen, wollen nicht arbeiten und sind potenzielle Mörder und Terroristen. Ganz abgesehen davon, dass sie unsere Haustiere fressen und Orkanmaschinen bauen, mit denen man ganz Florida verwüsten kann. Mit diesem Unsinn gewinnt man Stimmen, mit Lügen und Übertreibungen und nicht mit ernsthafter Politik, die sich der Zukunft der Menschen widmet. Aber ehrlich gesagt haben wir es ohnehin geschafft, unser Land zu einem unbedeutenden Spieler auf dieser Welt zu degradieren – wirtschaftlich, humanitär und technologisch. Ein Zeilinger macht noch kein Silicon Valley, von dem im Moment die größte Gefahr für die Menschheit ausgeht. Elon Musk, der reichste Mensch der Welt, unterstützt Donald Trump.

Musk weiß genau, dass jener ein Volldepp ist, aber er weiß auch, dass er mit ihm all seine Pläne – die wirklich beängstigend sind – durchsetzen kann. Knapp 50 Prozent aller Satelliten im All sind im Eigentum von Musk und seiner SpaceX. Da reden wir von etwa 7.000 weltweit. Geht es nach Musk, sollen weitere 20.000 folgen. Wenn ihm das gelingt, ist dieser Mann in der Lage, der Welt das Licht auszuknipsen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn jegliche Form von Kommunikation, zumindest in der westlichen Welt, würde über seine Satelliten laufen. Dann ist er nicht nur der reichste, sondern der mächtigste Mensch auf Erden – ein neuer König, ein Herrscher über Wohl und Wehe von uns allen.

Mein Lieblingsgerücht zur Coronazeit war ja, dass Bill Gates einen Chip über den Impfstoff in unsere Körper implantiert.

Möchte nicht wissen, wie viele daran geglaubt haben und möglicherweise immer noch glauben – und dabei vielleicht einen Tesla fahren. Davor hätte ich, wenn ich zu Ängsten neigen würde, ehrlich gesagt mehr Bammel!

Na ja, wie auch immer. Sollte es bei dieser Regierungsbildung so zugehen wie 1999 bzw. 2000, dann müsste eigentlich Andreas Babler Bundeskanzler werden, denn damals hat die ÖVP als drittstärkste Partei nach SPÖ und FPÖ den Bundeskanzler gestellt und uns Schüssel, Grasser und, und, und beschert. Und im Jänner sind dann wir an der Reihe, und wenn es so ist, wie man uns immer erzählt – dass wir die Besten und Größten sind – dann kann es ja keinen Zweifel am Ausgang der Wahl geben.

Wäre da das Wörtchen Zweifel nicht. Ich für meinen Teil habe jetzt einmal genug von der Politik und werde versuchen, nur den Kulturteil der Zeitungen zu lesen und mich mit lustigen Fernsehserien zu begnügen. Hoffentlich haben wir noch ein paar schöne Herbsttage und hoffentlich finde auch ich endlich einmal einen Herrenpilz und nicht immer nur einen Parasol nach dem anderen.

In diesem Sinne, alles Liebe und passen Sie auf sich auf!

Ihr Feri Tschank

Frei Tschank mit verschränkten Armen und einer Kappe auf dem Kopf
Feri Tschank

Seine Stimme und sein Gesicht gehören wohl zu den bekanntesten des Burgenlandes, denn zwei Jahrzehnte (ab 1979) hat er beim ORF Landesstudio Burgenland als Sprecher und Moderator Tausende Radio- und Fernsehbeiträge gestaltet. Die Sendung „Burgenland heute“ hat er von den Anfangsjahren (1988) weg begleitet. 1998 wechselte er zum BKF und war dort zunächst Programmchef, ab 2008 Chefredakteur bis zu seiner Pensionierung. Feri Tschank gilt als versierter Kenner des pannonischen Raumes und hat während seiner journalistischen Karriere besonders in den Bereichen Kunst, Kultur, Kulinarik wesentliche Eckpfeiler gesetzt. Unter anderem hat er mit „Prisma“ die erste grenzüberschreitende TV-Sendung mit EU-Mitgliedsstaaten entwickelt.

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