Wenn ES einfach nur weh tut
Genitale Schmerzen beim Geschlechtsverkehr treten bei Frauen häufig auf. Oftmals sogar bereits im Vorfeld einer sexuellen Interaktion. Sie können unterschiedliche Gründe haben – daher sollten zuerst medizinische Ursachen ausgeschlossen werden, bevor sexualtherapeutische Hilfe in Anspruch genommen wird. Aber in jedem Fall gibt es Maßnahmen, damit Sie Lust empfinden.
Aufgrund der Häufigkeit, mit der mir die Dyspareunie (Schmerzen der Frau beim Geschlechtsverkehr) in meiner Praxis begegnet, ist es wichtig, noch einmal einen Blick darauf zu werfen (siehe dazu auch Kolumne März Ausgabe 2021 auf www.prima-magazin.at). In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen einen weiteren Begriff näher bringen:
Vaginismus. Dies liegt vor, wenn der Zugang zur Vagina durch unwillkürliche Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur versperrt ist und die Angst vor dem Eindringen besteht. Diese Muskelkontraktion schützt dann sozusagen vor den befürchteten Schmerzen durch die Penetration. Die Ängste können dabei bis hin zu regel- rechten Phobien reichen.
Der Scheideneingang verengt sich, sodass im Extremfall auch eine gynäkologische Untersuchung oder auch nur der Gebrauch eines Tampons unmöglich wird. Es besteht eine kontinuierliche Anspannung des Beckenbodens. Die Folge: Manche Frauen unterlassen jegliche sexuellen Interaktionen.
Kennen Sie sich selbst?
Was ich immer wieder feststelle ist, dass die Geschlechtsorgane für viele Frauen ein Tabu-Thema sind und meistens mit wenig Beachtung, wenn nicht sogar mit Abscheu und Ekel besetzt sind. Der Lernprozess der sexuellen Aneignung des eigenen Körpers und speziell des eigenen Geschlechts mittels Berührung und Bewegung ist irgendwann unterbunden worden und wurde nur minimal entwickelt. Wissen und Benennungen des Genitals sind wenig bis gar nicht vorhanden.
Hinzu kommen oftmals Glaubenssätze, die ein entspanntes, lustvolles Verhältnis zum eigenen Körper und zur Sexualität untersagen.
Setzen Sie Maßnahmen!
Wenn Sie sich hier wiederfinden, sollten Sie keinesfalls versuchen, tapfer drüber hinwegzusehen, sondern etwas unternehmen. Es kann die Lebensqualität und die Partnerschaft stark belasten, deshalb sollte man unbedingt nach geeigneten Maßnahmen suchen.Klären Sie immer zuerst die medizinische Seite ab. In jedem Fall ist bei Vaginismus die Begleitung eines Sexualtherapeuten anzuraten. Das Ziel der Frau sollte sein: auf der körperlichen Ebene mittels Lernschritte einen positiven Zugang zu ihrem Körper, ihrem Genital zu entwickeln.
Wissen vermindert Angst!
Informieren Sie sich über die Anatomie der Geschlechtsorgane. Auch über den Geschlechtsverkehr.
Machen Sie sich mit dem eigenen Körper vertraut!
Bei einem Vaginismus ist der Unterleib nicht das Zentrum der Weiblichkeit, sondern Stressgebiet. Der Beckenboden ist extrem verspannt und Sie kennen ihren Intimbereich gar nicht richtig. Durch Beckenbodenübungen wird die Wahrnehmung unterstützt, ein positives Gefühl aufgebaut und Kontrolle über den sensiblen Bereich gewonnen. Durch das willentliche Anspannen und Entspannen lassen sich die Muskeln der Vagina gezielt beleben. Beginnen Sie einfachen mit Anspannen-Loslassen des Beckenbodens. So als würden Sie den Harnstrahl unterbrechen. Beobachten Sie, welches Gefühl dabei entsteht. (Wärme? Kribbeln?).
Die Vulva, dein äußeres Geschlecht kennenlernen. Das Zentrum der Weiblichkeit!
Wenn Sie sich nun mit Ihrer Vagina vertraut machen möchte, nehmen Sie sich Zeit und ziehen Sie sich behaglich zurück. Lernen Sie durch bewusstes hin spüren Ihre Geschlechtsorgane kennen.
Im Zuge einer Sexualtherapie lernen Sie Schritt für Schritt, einen Zugang zu Ihrem Körper zu bekommen.
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Sexologin Silvia Messenlehner