Bericht

Lebensmittelsicherheit im Burgenland

Verzögerte Lieferketten sorgen wegen des Ukraine-Kriegs für weltweite Preissteigerungen, Lebensmittelknappheit und verstärkte Migrationsbewegung. Die Bundesregierung stellt 110 Millionen Euro für die heimische Landwirtschaft zur Verfügung. Auf EU-Ebene braucht es ein Umdenken, in Österreich dürfen Landwirt*innen keine bürokratischen Hürden in den Weg gelegt werden.

(c) Jessica Geyer

v.l.n.r. Christian Sagartz, Carina Laschober-Luif, Simone Schmiedtbauer, Nikolaus Berlakovich

 

Klimawandel, Krieg und unendlich viele Krisensitzungen zur Ernährungssicherheit. So könnte man die letzten Monate bezüglich der Versorgung mit drei Stichpunkten zusammenfassen. Seit dem 24. Februar wurde der Versorgungssicherheit mit Lebensmittel ein gewaltiger Stein in den Weg gelegt. „Wir sind in Österreich recht gut aufgestellt, was die Versorgung mit Lebensmittel angeht, in anderen Ländern aber müssen vor allem Frauen und Kinder hungern“, so Europa-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer. Um dem entgegenzuwirken hat die EU-Kommission die sogenannten „Solidarity Lanes“ vorgestellt. Diese sind Korridore, die den Export von ukrainischem Getreide über Europa erleichtern sollen. Jedoch hat sich bei der Erkundungsmission des EU-Agrarausschusses an der polnisch-ukrainischen Grenze gezeigt, dass diese Korridore nicht die erwarteten Verbesserungen gebracht haben. „Um die EU und darüber hinaus auch Österreich weiterhin mit Getreide versorgen zu können, müssen schnellstmöglich alternative oder neue Exportrouten ausgebaut werden“, fordert Schmiedtbauer.

Besonders betroffene Regionen brauchen Hilfe

Die Zahl der Menschen, die derzeit von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind, habe sich seit Anfang 2020 mehr als verdoppelt. Ein Umdenken bei der europäischen Agrarpolitik sei nun gefordert. „Anstatt wertvolle Ackerflächen aus bürokratischen Gründen stillzulegen, müssen wir jeden Quadratmeter landwirtschaftlichen Boden nutzen“, so Europa-Abgeordneter Christian Sagartz. Es müsse zuerst zuhause angefangen und die nächsten Jahre vorausgedacht werden. Weiteres, müsse laut Sagartz darauf geachtet werden, die Stabilität in besonders betroffenen Regionen, wie auch Afrika, zu gewährleisten. Wenn vor Ort und nachhaltig geholfen werde, können Perspektiven für Menschen geschaffen und Fluchtursachen bekämpft werden.

Entlastungspaket für Österreichs Landwirt*innen

Im Burgenland ist die Versorgung durch die Getreideernte dieses Jahr gesichert. Nun brauche es für die Bäuerinnen und Bauern einen fairen Preis. „Diese spüren die gestiegenen Dünger- und Treibstoffpreise massiv, wohingegen beim Verkauf nicht unbedingt mehr fürs Getreide gezahlt wird“, sagt Abgeordneter Nikolaus Berlakovich. Das Wichtigste sei, den österreichischen Landwirt*innen die Wettbewerbsfähigkeit auch weiterhin ermöglichen zu können. Deswegen stellt die Bundesregierung im Rahmen eines Entlastungspakets 110 Millionen Euro zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es auf EU-Ebene eine Neuanpassung des „Green Deals“. Dieser war ursprünglich dazu gedacht, Dünger und Pestizide einzusparen, aber auch weniger Lebensmittel zu produzieren und das sei zukünftig so nicht möglich, laut Berlakovich.

Keine bürokratischen Hürden für die heimische Landwirtschaft

„Die heimischen Landwirt*innen können uns ernähren, dürfen aber nicht mit bürokratischen Hürden daran gehindert werden“, sagt Landtagsabgeordnete Carina Laschober-Luif. Wichtig ist ihr, dass beim Lebensmittelkauf auf Regionalität gesetzt wird. Hierbei gilt der Leitsatz „Vom Acker bis auf den Teller aus dem Burgenland“. Dieses Konzept würde nicht nur der heimischen Landwirtschaft, sondern auch der Wirtschaft und schließlich der Bevölkerung zugutekommen. „Der Bio-Zwang hat bis dato dazu geführt, dass wir mehr Lebensmittel aus dem Ausland importieren müssen. Das ist aber der falsche Weg. Wir brauchen alle Formen der Landwirtschaft: bio und konventionell, groß und klein, Direktvermarkter und Handelsvermarkter“, ist Laschober-Luif überzeugt. Außerdem müsse man sich auf die Landwirt*innen von morgen geachtet werden. Immer mehr Betriebe stehen vor dem Aus. Man dürfe dem Nachwuchs nicht so viele Steine in den Weg legen.


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