Reportage

Der Ansturm auf Brennholz treibt den Preis hoch

Die Energiekosten explodieren förmlich und auch der Brennholzpreis ist auf das Doppelte gestiegen. „Doch das müsste nicht sein“, sagt Sonja Friedl, Geschäftsführerin des Burgenländischen Waldverbandes. Durch unser Verhalten beeinflussen wir den Energieholz-Preis entscheidend mit.

(c) LEXI

Sonja Friedl ist Geschäftsführerin des Burgenländischen Waldverbandes

Wenn Sonja Friedl erklärt, wie sich die Waldwirtschaft verändert hat, dann erzählt sie von den „Alten“ – den Vätern und Großvätern – die die Bäume ganz dicht nebeneinander gesetzt hatten. Als die Nachkommen dann etwa 20 Jahre später die Wälder durchforstet und wieder die Hälfte des Stangenholzes – denn mehr wurde daraus nicht – entfernt haben, war der Konflikt vorprogrammiert. „Aber dieses Handeln war und ist wichtig“, sagt Sonja Friedl. „Damit sich ein Baum gut entwickeln kann, braucht er Licht und Platz.“ Das ist jedoch nur ein Bereich, der sich in der Waldwirtschaft verändert hat. Was die Branche derzeit erlebt, sei noch nie dagewesen. 

Den Wald hat Sonja Friedl mit ihren Pferden immer als einen Ort der Erholung gesucht. Die studierte Pferdewissenschafterin und Kinderkrankenschwester war lange Zeit im Bereich der Palliative Care Pädiatrie tätig. Dass sie eine Leidenschaft für Zahlen entwickelt hat, kommentiert sie immer noch mit einem Kopfschütteln und lächelt. „Aber es ist wie so oft im Leben – ich bin in das Ganze hineingewachsen“, erzählt sie. Als „Back-up“ im Büro hat sie beim Burgenländischen Waldverband begonnen. Immer mehr kamen andere Bereiche dazu und damit auch ein umfassendes Know-how. Seit Juni ist sie Geschäftsführerin des Waldverbandes. „Weil ich den Überblick über alle Prozesse habe“, sagt sie selbstverständlich. Ihr Hauptanliegen: Waldbesitzer*innen von der Notwendigkeit zu überzeugen, ihren Wald professionell zu bewirtschaften. 

„Mit der Angst treiben
wir den Preis voran.“

Die Nachfrage nach Energieholz ist gestiegen. Die Angst der Menschen, im Winter in einer kalten Wohnung zu sitzen, steigt. Medien berichten täglich von Horrorszenarien. Nicht nur Gas und Strom haben einen enormen Preisanstieg verzeichnet. „Der Brennholzpreis liegt derzeit pro Raummeter bei etwa 180 Euro“, erzählt Sonja Friedl. Das sei circa das Doppelte des Vorjahrespreises. Doch dieser Anstieg ist hausgemacht. Der Mensch selbst hat das verursacht. „In ihrer Panik vor steigenden Energiepreisen und einem kalten Winter haben die Menschen das Dreifache an Brennholz eingelagert, als sie durchschnittlich verheizen können. Wir haben täglich Anrufe mit der Anfrage, ob wir Holz haben“, berichtet Friedl. Aber es kann natürlich nur Brennholz herangezogen werden, das trocken ist. Bei Buche und Esche reicht es, wenn es ein Jahr vor dem Heizen getrocknet wird. Bei Eiche muss man mit einer Vorlaufzeit von zwei Jahren rechnen. „Das heißt, selbst wenn ich heute im Wald das Energieholz ‚stehen‘ habe, dauert es ein bis zwei Jahre, bis es so weit ist, dass ich es verheizen kann. Wenn jeder nur das eingelagert hätte, das er tatsächlich braucht, dann wäre genug für alle da“, erklärt die Geschäftsführerin. Das Horten habe die Lager geleert und den Preis hinaufgetrieben. 

„Wir müssen den Wald
wieder bewirtschaften.“

Viele Waldbesitzer wissen gar nicht, dass sie den eigenen Brennholzbedarf gut abdecken könnten. Der Bezug zum Wald fehle einfach. „Während früher die Leute das Brennholz für die nächste Saison selbst aus dem eigenen Wald rausgeholt haben, hat die heutige Generation zum Teil nicht mehr das Know-how, auch nicht die Maschinen und der Zeitfaktor spielt ebenso eine Rolle“, erklärt Friedl. Wer einen Wald besitzt, ist dringend angehalten, ihn klimafit zu machen. „Um dieses Ziel zu erreichen, sei eine erste Maßnahme oft, dass Brennholz, Schleif- und Faserholz und vor allem die gerade jetzt so wichtige Biomasse aus dem Wald gewonnen werden können. Das wissen aber viele Waldbesitzer nicht. „Die Leute müssen umdenken. Auch wenn es jetzt vielleicht nicht gleich den großen Ertrag bringt, dann wird sich das dafür aber in 20 Jahren rentieren“, betont Friedl. Und es ist ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz, den Wald zu durchforsten und Laubbäume nachzupflanzen. 

Im Wandel der Zeit 

Angesichts der Energiekrise ist es unvorstellbar, dass Energieholz in den letzten Jahren so gut wie nie gefragt war. Man habe sogar „das Holz zusammengehackt und in der Harvestergasse liegen lassen, weil es sich nicht ausgezahlt hat, es wegzutransportieren und zu vermarkten“, erzählt Sonja Friedl. „Da hätte der Transport manchmal mehr gekostet, als durch den Verkauf übriggeblieben wäre.“ Heute ist die Situation eine völlig andere. „Aber wir dürfen nie vergessen, dass wir durch unser Verhalten entscheidend dazu beitragen, wie sich dieser Markt entwickelt“, sagt Friedl. Entscheidungen sollten daher nicht immer nur nach finanziellen Erträgen getroffen werden, sondern wir müssen mehr darauf achten, was gut für das Klima ist und nachhaltig denken, appelliert sie. Und das Hamstern sein lassen. So wie es nach wie vor genügend Klopapier gibt, wird es auch genügend Holz geben – solange wir nur das lagern, das wir tatsächlich brauchen. 


Burgenländischer Waldverband

Der Verein wurde 1975 gegründet und unterstützt seine Mitglieder durch professionelle Waldbetreuung, umfassende Information und Beratung. Dadurch sollen auch Kleinwaldbesitzer*innen mittels aktiver Waldbewirtschaftung zur Wahrung eines gesunden Waldklimas beitragen.

Projekt „Der Weg zum klimafitten Wald“

Ziel des Projektes ist die Umwandlung von Waldbeständen in klimafitte Wälder. Teilnehmende Waldbesitzer*innen profitieren von der Erhebung der Flächen durch fachkundiges Personal. Gemeinsam werden maßgeschneiderte Bewirtschaftungspläne erstellt, die den Waldbesitzer*innen eine professionelle, nachhaltige Waldbewirtschaftung sichern. Mehr Infos: www.bwv.at.

Generalversammlung und Burgenländischer Forsttag Termin am 17. November 2022 um 9.00 Uhr im KUZ Oberschützen.


LESERBRIEF, 10. Oktober 2022

Johann Grill, Oberdorf:

In  der letzten Ausgabe berichtet die Geschäftsführerin des Burgenländischen Waldverbandes Sonja Friedl, dass der Ansturm auf Brennholz die Preise hochtreibt.
Das ist jedoch leider nur die halbe Wahrheit.
Warum gibt es einen Ansturm auf Brennholz oder in meinem Falle auf Pellets und warum treibt das die Preise hoch? Weil Brennholz und Pellets plötzlich künstlich in Europa Mangelware geworden sind.
Seit dem 5. Sanktionspaket vom April 2022 der EU gegen Russland dürfen Kohle, Brennholz und Holzprodukte aus Russland nicht mehr in die EU importiert werden. Das verursachte eine fatale Mangellage für Brennholz und Pellets in der EU.
Es fehlten durch diese Sanktion plötzlich 3 Millionen Tonnen Pellets in Europa, die bisher hauptsächlich von Privathaushalten für die Heizung ihrer Häuser verwendet wurden und die nun natürlich auf dem europäischen Markt fehlen. Das hat auch der Geschäftsführer von ProPellets Austria in einem Radiointerview auf Ö3 zu Beginn der Preissteigerungen bestätigt.
Nun kamen in Österreich immer wieder Erklärungen, dass durch die Förderungen „Raus aus Öl und Gas“ die Nachfrage nach Pellets stark gestiegen ist und der Markt darauf nicht vorbereitet war.
Auch das ist nur zum Teil richtig. Es wird nämlich nur am Rande darüber berichtet, dass in der Energiekrise –  vor allem Strom und Gas betreffend – nun auch EU-weit wieder Kohlekraftwerke ans Netz gehen. Hat schon wer gefragt womit die heizen?
Diese Kohlekraftwerke haben im Betrieb einen so hohen CO2-Ausstoß, dass sie Pellets dazu heizen müssen, um diesen Schadstoffausstoß zu minimieren. Aus diesem Grunde kaufen die Kohlekraftwerke in Europa alle Pellets auf, die sie kriegen können – diese hohe Pellet-Nachfrage von Kohle-Kraftwerken gemeinsam mit den Holz-Sanktionen verursacht eine besorgniserregende Mangellage an Pellets und damit eine Preisexplosion für die privaten Haushalte.
Diese Auswirkung hätte den EU-Verantwortlichen und auch unseren heimischen Politikern klar sein müssen, als sie dem 5. Sanktionspaket zugestimmt haben.
Was vielleicht auch noch interessant sein könnte, ist, dass die Holzpellets in Kohlekraftwerken einen Wirkungsgrad von gerade man 50% haben und die anderen 50% werden durch den Kamin hinausgeblasen. In Privat-Pellet-Heizungen haben die Pelletkessel oder Pelletkaminöfen einen Wirkungsgrad von über 90%, sonst würden sie vom Rauchfangkehrer gar nicht zum Betrieb zugelassen werden.
Dass diese Fakten kaum im TV, Radio oder in Printmedien vorkommen, liegt möglicherweise daran, die für die EU-Sanktionen Verantwortlichen zu schützen, jedoch haben diese Institutionen diese Mangellage in Europa verursacht und nicht die Personen, die jetzt auf Vorrat Brennmaterial kaufen, denn es wird sich an dieser Mangellage und deswegen an den hohen Holz- und Pelletpreisen nichts ändern, so lange die Holz-Sanktionen gegen Russland bestehen.
Somit kaufen Leute Holz und Pellets auf Vorrat, bevor sie noch teurer werden oder gar nicht mehr zu bekommen sind – und das verursacht natürlich auch eine verstärkte Nachfrage.
Auch dass im nächsten Jahr in Österreich über 20 neue Pellet-Erzeugerstätten gebaut bzw. eröffnet werden bringt in der Erzeugung ca. 300.000 Tonnen Pellets für die EU  (da auch andere EU-Länder in Österreich Brennholz und Pellkets kaufen). Da fehlen dann immer noch 2,7 Millionen Tonnen Pellets in Europa. Hat die EU für betroffene Bürger eine andere Lieferquelle erschlossen, wo man Pellets oder Brennholz wieder günstig kaufen kann oder haben sie die eigenen Bürger mit diesem Problem durch die Holz-Sanktion alleine im Regen stehen gelassen?
Da diese unsinnigen Holzimport-Sanktionen in Europa nur den Brennholz- und Pelletheizungs-Europäern maximal finanziell schaden und von den EU-Verantwortlichen nicht zurückgenommen werden, wird der Preis bei Brennholz und Pellets durch die künstliche Verknappung durch Sanktionen in der EU hochgehalten. Somit hätte die EU auch dafür zu sorgen, dass es einen Preisdeckel bei Brennholz und Pellets gibt. Die Preise bei Pellets haben sich gegenüber dem Vorjahr um 300% gesteigert. Die Preissteigerung alleine von Juli bis Oktober 2022 beträgt 100%.
Emotionale Handlungen von Politikern passen oft leider nicht zu wirtschaftlichen Überlegungen – und das kann Menschen sehr schnell in die Armut treiben.

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