Reportage

Neues von den alten Römern

Die 1960/61 freigelegte Villa Rustica gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Gemeinde Hartberg-Umgebung. 1998-2002 wurde auf die bestehenden Steine aufgemauert. Das schützte die ursprünglich erhaltene Mauer vor Verfall und ließ die Konturen der Grundrisse plastischer erscheinen. Nachdem 2017/18 mit Georadar neue Erkenntnisse über die Gesamtanlage gewonnen werden konnten, wurde 2020 eine erneute Sanierung in Angriff genommen.

Foto © Olga Seus

Die Anlage der Römerzeit umfasste weit mehr als man heute sieht. Bei den Bäumen (bildmittig) etwa wurden Grabstätten lokalisiert

 

Der Ausdruck Villa rustica steht allgemein für ein Landgut im römischen Reich. In Löffelbach bei Hartberg dient der Begriff als Benennung für Mauerreste eines Landsitzes von etwa 400 n.Chr. Um die Mauerfunde schützen zu können, wurden sie kniehoch aufgemauert. So entsteht ein plastisches Relief des Grundrisses. 

Lange vermutete man, dass die Villa Rustica, wie sie heute auszumachen ist, genau in dieser Form zur Zeit der Römer bestand. Die Bodenuntersuchungen von 2017/18 ergaben allerdings, dass sie nicht die erste Besiedelung darstellte: Im Georadar konnte der Bodenabdruck eines vorherigen Landgutes ausgemacht werden, das 30 Meter westlich liegt. Allerdings gibt es von diesem älteren Bauwerk keinerlei Mauerreste mehr – man vermutet, dass es komplett geschleift, das Baumaterial im Nachfolgegebäudekomplex verwendet wurde. Der Grund für den zweiten Bau (also jener, der als Sehenswürdigkeit zu sehen ist) ist unbekannt. Man nimmt an, da das alte Gut auf weniger stabilem Grund und recht nahe am Bach gebaut wurde, es entweder durch einen Hangrutsch oder eine Überschwemmung verschlammt oder vermurt wurde. Durch die Veränderung im Baustil wird der ältere Bau auf 100 n.Chr., das heute noch sichtbare Mauerwerk auf 400 n. Chr. datiert. Während der alte Landsitz einen klaren Grundriss mit geraden, rechteckigen Linien aufweist, ist der zweite Bau geprägt durch Absiden, also Rundbögen. Die dabei entstehenden auffällig runden Räume dienten der Repräsentation. 

Das Sanierungsprojekt 

Da die Mauerfunde der neueren Villa Wind und Wetter ausgesetzt sind, begann die aufgemauerte Schicht zu bröckeln. Das machte eine Sanierung dringend nötig: 2020 begonnen, ist der Abschluss Ende Sommer 2021 geplant. Das Projekt wird im Rahmen des Programmes zur Entwicklung des ländlichen Raumes LEADER 2014-2020 mit Mitteln der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Steiermark mit 32.310 Euro von insgesamt 53.850 Euro gefördert. Den Rest trägt die Gemeinde. 

Zunächst wurde das Mauerwerk mit Hochdruck gereinigt. Die Mauern wurden mit einem speziell witterungssicheren Mörtel ausgebessert und schließlich mit einer Imprägnierschicht besprüht. Gegen Vandalismusschäden wurde vorsorglich eine Videoüberwachung der gesamten Anlage errichtet. Da die Informationstafeln alt und schlecht leserlich waren, wurde ein neuer Informationspylon errichtet, ein Bronzemodell aufgestellt und ein Audioguide aufgenommen, der mittels QR-Code übers eigene Handy abgerufen werden kann. Darüber hinaus bietet die schöne Umgebung sich für einen Spaziergang an.


Weitere Entdeckungen

Das gesamte Areal rund um die heutige Sehenswürdigkeit, also insgesamt 44.000 qm, wurden untersucht. Neben dem Grundriss des älteren, geschleiften Baus konnte man drei Brennöfen sowie ein paar Wirtschaftsgebäudereste ausmachen, wobei ein vermuteter größerer Stall nicht gefunden werden konnte. In Richtung Löffelbach hat man Spuren von Gräbern gefunden, ein Heiligtum wird in derselben Richtung vermutet. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse wurde im Frühjahr 2021 das Areal um die Ausgrabung herum unter Denkmalschutz gestellt, was bedeutet, dass es nicht als Bauland gewidmet, wohl aber landwirtschaftlich genutzt werden darf.

Verein Villa Rustica

Seit 1996 gibt es den Verein „Villa Rustica“, mit derzeit 60 Mitgliedern, davon etwa 15 Aktive. Über das Hartberger Stadtmuseum werden unter Obfrau Helga Fuchs jeden 2. Donnerstag um 16.00 Uhr Führungen angeboten, Sonderführungen z.B. für Schulklassen können über die Gemeinde Hartberg-Umgebung gebucht werden. Zum Sanierungsprojektabschluss ist am 11.9. ein Fest geplant.


Die Villa Rustica in Löffelbach. Von oben kann man gut die Absiden sehen

Anhand der eingearbeiteten Silberfolie kann man gut das antike Mauerwerk vom modernen Maueraufbau unterscheiden

Auch hier kann man durch die eingearbeitete Silberfolie das antike Mauerwerk vom modernen Maueraufbau unterscheiden

Helga Fuchs, die Vorsitzende des Vereins Villa Rustica, zeigt in Richtung der alten Anlage, die 30m westlich liegt

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