Porträt

„30 Millionen ist nur eine Zahl“

„Für mich ist es wirklich super gelaufen,“ sagt Domagoj Dolinsek, wenn er auf sein bisheriges Leben zurückblickt. Der zweifache Familienvater hat es in der Softwareindustrie ganz nach oben geschafft, mit einer Idee, deren Initialproblem er am eigenen Leib verspürt hat, als er noch in der Bauüberwachung tätig war. Die oft schwierige Kommunikation und mühsame Dokumentation am Bau spielten dabei die größte Rolle. Sein Tool spart nun den Firmen Ärger, Zeit und Geld. „PlanRadar“ ist eine Applikation, mit der alle am Bau beteiligten Personen, von der Baufirma über den Elektriker bis hin zum Bauherrn, schnell und unkompliziert notwendige Informationen, Zustände und Mängel kommunizieren können. Ohne eine Schulung zu benötigen, loggt man sich am Handy, Tablet oder PC ein, lädt die Infos, Formulare, Checklisten oder Fotos hoch und kann somit innerhalb von Minuten ein Hochhaus organisieren und managen. Sie lesen nun ein Portrait über einen Mann, der erklärt, dass man am meisten Erfolg hat, wenn es einem gar nicht um Erfolg geht.

Foto: Plan Radar

Domagoj Dolinsek (Mitte) mit seinem PlanRadar-Team v.l.: Clemens Hammerl, Ibrahim Imam, Domagoj Dolinsek, Sander van der Rijdt und Constantin Köck

 

PlanRadar ist Marktführer in Europa, die Firma beschäftigt 90 Mitarbeiter an mehreren Standorten wie Moskau, Zagreb und London. Der neueste Coup: ein 30-Millionen-Euro-Deal, der Realität wurde. Durch diese abgeschlossene Investmentrunde wird nun in acht neue Standorte weltweit reinvestiert. „Wir bauen diese Standorte bis Ende 2020 aus, um global agieren zu können und dennoch örtlich dem Kunden nahe zu sein.“

„Vieles hat mich geprägt“

Domagoj Dolinsek war acht Jahre alt, als er mit seiner Familie vor dem Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien geflüchtet ist und zuerst nach Oberwart und dann nach Unterschützen kam, wo er seine Volksschulzeit verbrachte. „Natürlich prägt der Krieg, auch wenn ich nicht viele Erinnerungen daran habe. Heute bin ich ein offener Mensch, sehr flexibel, was neue Möglichkeiten betrifft. Diesen unternehmerischen Drang führe ich mitunter auf meine Vergangenheit zurück.“ Er hat den steinigen Weg zum Erfolg gemeistert. Es war auch später nicht einfach, aber er hat sich von Zweiflern nie entmutigen lassen. „Innovation bringt immer Widerstand. Ich hatte aber den starken Willen, aus der Problematik, die ich verspürt habe, meine Vision zu verwirklichen, meine App zu schaffen.“

„Der Erfolg kam von alleine“

Zum Erfolg hat wohl auch richtiges Gespür beigetragen. Domagoj Dolinsek hat ein Verständnis für den Markt aufgebracht, wobei die Nutzbarkeit seines Produktes immer oberste Priorität hatte. „Der Umsatz war zu Beginn nicht an erster Stelle. In meinem alten Job habe ich miterlebt, wie zeitaufwendig, mühsam und hinderlich es sein kann, wenn am Bau mit Papierplänen und Fotoapparat Zustände erfasst werden, die dann in Excel-Dateien übertragen und an diverse Firmen geschickt werden. Man verliert leicht den Überblick, und es kommt zu Missverständnissen. Also hatte ich die Idee für die App und habe zusammen mit Clemens Hammerl, der auch aus Oberwart stammt und in Sachen Applikation schon sehr erfahren war und Constantin Köck, unserem technischen Leiter, die Firma gegründet.“ Die Wiener Start-up-Szene und ein Start-up-Preis, den sie gewonnen haben, haben das Team unterstützt, was rechtliche, wirtschaftliche und marktorientierte Fragen betrifft. „So lernten wir, dass wir eine erste Version unserer App möglichst schnell entwickeln und am Markt testen mussten. Der schnelle Verkauf ist das beste Patent.“

Mittlerweile ist das Gründerteam in der Managementebene um Ibrahim Imam und Sander van de Rijdt gewachsen, und stetig wachsen soll auch das Unternehmen. „Erst sechs Prozent aller deutschsprachigen Firmen verwenden mobile, digitale Lösungen. Es ist Wahnsinn, was da noch möglich ist. Dieser Reiz treibt mich an“, so Dolinsek. An der Herangehensweise des Geschäftsmanns ändert weder die vielversprechende Perspektive noch die erfolgreiche Vergangenheit etwas, neue Ideen werden stetig umgesetzt.

„Das Geld ändert nichts“

Er wirkt bescheiden, bodenständig, integer. „30 Millionen Euro ist eine riesige Summe. Aber das Geld steht nicht im Vordergrund. Es sind die Möglichkeiten, welche sich mit so einem Betrag eröffnen, die mich faszinieren. Der Nutzen und der Wert, den ich stiften kann, sind meine Motivation. Den Mitarbeitern soll es finanziell schon gut gehen. Aber ein Start-up nur zu gründen, um Geld zu verdienen, ist die falsche Motivation.“

Zurücklehnen ist für ihn keine Option, sein Produkt soll immer besser und schneller werden. Er jettet weltweit zu Meetings, bleibt persönlich nah am Kunden, um den Zeitgeist zu spüren.

Eine frühe Kindheit im Krieg, dann das Südburgenland, die großen beruflichen Visionen, all das hat ihn geprägt. Nun lebt Domagoj in Wien und ist in die nächste Phase seines Lebens eigetreten. Er ist Familienvater. Ob er den Schritt aus der beruflichen Sicherheit in ein Start-up auch aus dieser Sicht noch einmal wählen würde, ist fraglich. Er gesteht: „Ich arbeite auch jetzt viel, aber die ersten drei Jahre habe ich Tag und Nacht für die Firma gearbeitet. Damals hatten wir noch keine Mitarbeiter. Es war der richtige Zeitpunkt, das habe ich immer gespürt. Aber von den Kindern hätte ich gar nichts gehabt.“ Sein Leben ist eben um diese Facette reicher geworden.

Ein Rat, den er seinen Töchtern mit auf den Weg gibt? „Wenn es den anderen gut geht, geht’s auch dir gut. Meine Töchter sollen andere respektieren, anderen helfen. Helfen kann man aber nur, wenn man selbst fit ist. Daher müssen sie auch auf sich selber schauen im Leben. Sie sollen zufrieden sein, Freude haben, eine gute Ausbildung und ein gutes, gefestigtes soziales Umfeld schätzen.“ Ihr Vater lebt es ihnen vor, und eines ist klar: Für ihn ist es mit dieser Einstellung wirklich super gelaufen.

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PlanRadar
PlanRadar ist eine App, die für eine schnelle Kommunikation am Bau sorgt.

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