Porträt

„Arbeit bedeutet Zugehörigkeit“

„Jeder Mensch hat ein Recht auf Arbeit“ – mit diesem Grundverständnis unterstützt der Verein vamos Menschen, die Schwierigkeiten haben, am sozialen Leben teilzunehmen. Zehn Jahre lang hat Gerhard Kuich den Verein für Inklusion in Markt Allhau geführt. Im Jänner übergibt er die Geschäftsführung an René Höfer. Zeit für Rückblicke, Resümees, Aussichten und Wünsche.

(c) zVg

Zeit der Übergabe: Mag. Gerhard Kuich übergibt die vamos-Geschäftsführung an René Höfer, MBA. 

 

Wie schafft es vamos, das Recht des Menschen auf Arbeit zu wahren?
René Höfer:
Wir geben den Menschen in unterschiedlichen Bereichen die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen. Das passiert zum einen in unseren unentbehrlichen Hilfsbetrieben wie in der Küche, Konditorei, Landschaftspflege, in der Tischlerei, Putzerei, im Büro etc. Es ist wichtig, dass die Menschen hier einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen. Wir stellen nur her, was der Markt braucht. Beispielsweise wird in unserer Tischlerei Holzspielzeug produziert, das eine hohe Qualität hat. Unsere Küche bietet Essen auf Rädern. Und unsere Weihnachtsmehlspeise ist überregional beliebt. All das gibt den Menschen das Gefühl, dass sie gebraucht werden. Sie nehmen an der Volkswirtschaft teil und tragen Verantwortung. Arbeit bedeutet Zugehörigkeit. 

Zum anderen brauchen wir regionale Partner, also Unternehmen, die bereit sind, Menschen, die von uns ausgebildet und begleitet werden, in ihren Betrieben aufzunehmen und nach deren Möglichkeiten in einem normalen Beschäftigungsverhältnis anzustellen. 

 

Warum braucht die Region den Verein vamos?
Gerhard Kuich:
Am transparentesten ist dies festzustellen bei der Poststelle, die wir in Markt Allhau betreiben. Für ein Privatunternehmen wäre diese betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll zu führen. Durch unsere Fördergeber – Bund, Land und AMS – können wir neben einem wirtschaftlich positiv geführten Betrieb auch solche Bereiche haben, die nicht rentabel sind. Wir sehen es als unsere Aufgabe, der Region diese Dienstleistung zur Verfügung zu stellen. Wir versuchen Nischen zu füllen.
Außerdem legen wir Wert auf regionale Kooperationspartner. Wir schauen beispielsweise in der Küche, dass wir nicht nur biologische Produkte verwenden, sondern auch, dass diese regional sind. In allen Bereichen achten wir darauf, dass wir nicht mit Privatunternehmen in Konkurrenz treten. 

 

Herr Höfer, was ist das Bewährte, das Sie erhalten wollen und was wird sich ändern? René Höfer: Mit gefällt der persönliche, ehrliche und wertschätzende Umgang untereinander – das gegenseitige umeinander Kümmern. Man merkt die soziale Wärme. Es ist die sinnstiftende Arbeit und dieser Umgang, der vamos ausmacht. Das muss bewahrt bleiben. 

In Zukunft werden wir mehr an der digitalen Welt teilnehmen. Außerdem wird gerade die Backstube vergrößert. Wie ja bekannt ist, wird diese im Samos Center untergebracht. Wir wollen die Produktion nicht vergrößern, sondern vielmehr ein qualitätsvolles Umfeld und verbesserte Arbeitsbedingungen 

 

Herr Kuich, was würden Sie Ihrem Nachfolger gerne mitgeben?
Gerhard Kuich:
Es ist wichtig, auf die Vielfalt in den Betrieben zu achten und auf die Durchlässigkeit der Systeme. Unsere Betriebe sind so organisiert, dass wir die unterschiedlichsten Personengruppen, die oftmals nicht recht wissen, wohin ihr persönlicher Weg führt, und Menschen aufgrund ihrer Behinderung begleiten. Hierbei flexibel und beweglich zu bleiben, sodass diese einen Platz in der Arbeitswelt finden, macht vamos einzigartig. 

 

Ihr Resümee nach zehn Jahren vamos? Gerhard Kuich: Es ist leichter, Menschen, die von sozialer Ausgrenzung bedroht sind, einen Platz in der Gesellschaft zu bieten, als ihnen keinen Platz zu geben. Das klingt einfach – aber genau so einfach ist es auch. Wir müssen uns nicht davor fürchten. 

 

Ihr Wunsch an die Zukunft, Herr Höfer? René Höfer: Dass wir Menschen nicht nur eine Chance geben, sondern auch eine zweite oder dritte. Und dass wir alle ein wenig mehr aufeinander achten und die soziale Wärme wieder entfachen. 




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