Porträt

Das Match seines Lebens

Er war 30, als er Geschäftsführer des Avita in Bad Tatzmannsdorf wurde. Peter Prisching hat ein Vierteljahrhundert mit und in diesem Wellnessresort verbracht. „Ich wollte nie etwas anderes tun“, sagt er. Ein Leben für den Tourismus. Über die Kraft der Gedanken. Das Schicksal. Über Mut. Und über Gänsehautmomente von Mr. Fußball.

Foto: Lexi

Peter Prisching war bereits bei der Entstehung des Avita dabei. Heuer feiert das Wellnessresort sein 25-jähriges Bestehen

 

Nicht einmal der Teppich vermag den festen Schritt abzudämpfen, wenn Peter Prisching durch die Empfangshalle des Avita Hotels geht. Sobald er aus der Tür seines Büros tritt, beginnen seine Augen blitzartig den Raum abzutasten. Auch wenn er sich wie ein Chamäleon der Umgebung anpasst – vielleicht, um unbemerkt mögliche Mängel seines Wellness-Tempels schneller oder überhaupt aufzuspüren – Unscheinbarkeit ist einem wie ihm nicht möglich. Seine Kleidung ist jedenfalls an diesem Spätnachmittag vollkommen auf die Farben der Avita Lounge abgestimmt. Wahrscheinlich unbewusst, weil er mittlerweile zu einer Einheit mit dem Unternehmen verschmolzen ist. Würde er sich jetzt in eines der brombeer/beige bezogenen Sofas setzen, würde man wohl nur mehr seinen kahlgeschorenen Kopf wahrnehmen.

Ein Vierteljahrhundert haben Peter Prisching und das Avita gemeinsam erlebt. Er war bei der Geburt des Resorts dabei. „Es ist mein Baby“, sagt er. Selbst sein Privathaus ist nur einen Steinwurf vom Hotel entfernt. Bereits beim Frühstück daheim blickt er auf die Anlage. Vor dem Zubettgehen ebenfalls.

Die Kraft der Gedanken

Dabei war sein Start kein unbeschwerter. „Der Prophet in der Heimat zählt wenig“, sagt der gebürtige Bad Tatzmannsdorfer emotionslos. Das verstehe er auch. Aber das sei für ihn eher eine Motivation gewesen. Mit 18 hat er die Hotelfachschule in Oberwart abgeschlossen und sich geschworen, dass er spätestens mit 30 ein eigenes Unternehmen oder eine Führungsposition inne hat. Genau in seinem 30. Lebensjahr hat er den Vertrag im Avita – damals noch Burgenlandtherme – als Geschäftsführer unterschrieben. „Ich glaube, das war die längste Verhandlung in der Geschichte des Unternehmens“, sagt er und für einen kurzen Moment kommt ein Lächeln über sein Gesicht. „Meine Vision hat sich verwirklicht. Da erkennt man die Kraft der Gedanken.“

Angefangen hatte er ein Jahr zuvor im Resort als Gastronomieleiter. Zwölf Monate später fuhr er dann also mit dem unterschriebenen Geschäftsführer-Vertrag nach Hause. „Wohlgemerkt als Co-Geschäftsführer. Diese Funktion von Beginn an alleine zu übernehmen, das hätten mir die Eigentümer nicht zugetraut. Das kann man ruhig so sagen“, betont Prisching. Wilhelm Anderle war der erste Geschäftspartner an seiner Seite. Andreas Lonyai war sein letzter. „Als dieser Direktor der HAK Oberwart wurde, wusste ich, dass ich es nun alleine packe. Das war 2013“, sagt Prisching und sinkt in seinen Sessel zurück. Auch die Eigentümer des Avita – eine Gruppe von anfangs 63 Kommanditisten, die mittlerweile auf 112 gewachsen ist – waren schließlich von Prisching überzeugt. „Wenn ich an etwas glaube und für eine Sache brenne, dann kann und muss ich mein Umfeld auch zum Brennen bringen“, sagt er.

Mr. Fußball

2005 erfuhr er in einem Zeitungsartikel erstmals, dass Österreich Austragungsort der Fußball Europameisterschaft im Jahr 2008 wird. „Ich dachte damals, dass es doch eine unglaubliche Chance für das Avita wäre, wenn wir hier eine Rolle spielen könnten“, sagt Prisching. Er sah darin eine Möglichkeit, das Image des Resorts aufzupolieren. Weg von der Kur. „Ich dachte mir, dass Fußball ein nachhaltige Chance für den Tourismus ist. Und ich wusste, dass wir dafür ein eigenes Trainingslager brauchen.“ Mit seinem Feuer hat er schließlich auch die Eigentümer überzeugt. Heute besteht die Fußballarena Bad Tatzmannsdorf aus zwei Naturrasen- und einem Kunstrasenplatz. Das Resort ist bei internationalen Teams längst anerkannt. Die Auslastung im Sommer ist von 40 auf 80 Prozent gestiegen. Der Spitzname „Mr. Fußball“ ist ihm seither geblieben.

Gänsehautmomente

Zahlreiche Mannschaften hat er dadurch im Avita begrüßt. Werner Gregoritsch ist mittlerweile zu einem Freund geworden, der auch privat im Hotel urlaubt. Das kroatische Nationalteam wird bei Prisching aber immer einen besonderen Platz haben. „Die Fußballarena war gebaut und jetzt ging es darum, Mannschaften herzuholen. Die UEFA hat jedenfalls eine Frist gesetzt – ich glaube, es war der 7. Dezember 2007 – wo die Mannschaften nennen mussten, wo sie hingehen. Die Kroaten haben zehn Minuten vor Mitternacht das Avita genannt“, erzählt Prisching und zeigt für einen kurzen Moment die Emotion, die die Erinnerung heute noch in ihm auslöst. „Da schau“, sagt er mit Blick auf seinen Arm und hebt seinen Ärmel hoch, „ich hab heute noch eine Gänsehaut.“ Die persönlichen Verbindungen und Kontakte zu den Teams hegt und pflegt er. Er war Gast des Scheichs von Dubai und als er Mandžukić (kroatischer Starstürmer) zufällig am Flughafen getroffen hat, kam dieser auf ihn zu und umarmte ihn brüderlich. Mit dem kroatischen Nationalteam durfte er sogar im Mannschaftsbus einmal zu einem Spiel ins Stadion fahren. „Niko Kovač war damals Kapitän. Der hat die Spieler so aufgeheizt und motiviert. Wenn er gesagt hätte, Peter zieh dir ein Trikot an, ich wär dafür durch eine Mauer gerannt“, erzählt er.

An seine Grenzen ist Peter Prisching heuer gestoßen. „Corona“, sagt er und nickt. Drei Tage lang sei er in einer Art Schockstarre gewesen. „Dann habe ich mich auf Kampfmodus eingestellt.“ Ruhe bewahren, Plan machen, durchstehen. Das habe er auf seinen Expeditionen in Alaska gelernt. „Wir werden auch das schaffen. Und es wird uns noch mehr zusammenschweißen.“ Mitarbeitern auf Augenhöhe zu begegnen, ist ihm wichtig. Den ersten Stammgast nach dem Lockdown hätte er am liebsten „geknuddelt“.

An das Schicksal glaubt er. Als junger Mann hatte er den Vertrag für eine Stelle in Australien bereits in der Tasche. Weil sein geliebter Großvater im Sterben lag, ist er geblieben. Dann ist ihm das Avita passiert. Sein Lebensweg. Umsetzen möchte er hier noch vieles. Aber wichtig ist ihm vor allem eines: „Ich möchte hier im Avita bis zu meiner Pension bleiben und noch vieles verwirklichen. Aber vor allem möchte ich eines: Dieses Match mit meinem Team, meiner Mannschaft, spielen.“


Peter Prisching
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