Nicole MÜHL / 1. Mai 2024
© Nicole Mühl
Der selbst angebaute Kürbis wird zu edlen Produkten verarbeitet. Mittlerweile hat Sonja Grosschedl in Mischendorf ihren eigenen kleinen Bauernladen eröffnet.
Mit Rezepten ist es so eine Sache. Sie sind ein wohlgehütetes Geheimnis. Ein Erbe, das von Generation zu Generation
weitergegeben wird. Sonja Grosschedl aus Mischendorf wird wohl später einmal einiges an kulinarischem Erbe an ihre beiden Töchter übergeben können.
Am Anfang war der Kürbis. „Eigentlich hat alles schon viel früher begonnen“, sagt sie. Kochen und Backen sei schon immer ihre Leidenschaft gewesen. Das Meiste habe sie sich selbst beigebracht. Auch wenn anfangs einiges misslungen
sei. Aufgeben gibt es nicht. „Da ist halt der Bohnensterz zehn Mal auf dem Misthaufen gelandet, bevor er mir endlich gelungen ist“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Neues auszuprobieren und Altbewährtes zu verfeinern, ist genau ihres. Sehr zur Freude ihres Mannes, der immer der erste Vorkoster ist. Erst wenn er sein Ok gibt, wird innerhalb der Familie und im Freundeskreis probiert. So war es auch mit dem Kürbis, der mittlerweile seine eigene kulinarische Geschichte geschrieben hat.
Die Prämierung des Kürbiskernöls war wohl einer der ersten zaghaften Schritte, um mit eigenen Produkten an die
Öffentlichkeit zu gehen. Heuer wurde der Landwirtschaftsbetrieb Grosschedl dafür bereits zum vierten Mal mit Gold ausgezeichnet.
Und was macht eine, die gerne kocht und selbst ein regionales Qualitätsprodukt anbaut? Sie experimentiert damit und lässt ihrem kreativen Gaumen freien Lauf. Das Ergebnis ist eine ganze Palette an Kürbisprodukten – vom würzigen Chutney über köstliches Pesto, cremigen Likör bis hin zu knusprigen Kürbiskernsnacks. Produkte, die inzwischen weit über Mischendorf hinaus bekannt und beliebt sind.
Als dann auch noch das Brotbacken dazukam, war für Sonja Grosschedl klar, dass die Zeit reif war für einen Bauernladen mit angeschlossener Produktionsstätte. „die treibende Kraft war eigentlich mein Mann, der eine Halle für seine Maschinen bauen wollte. Den Plan für den angrenzenden kleinen Gewerbeladen hatte er schon im Kopf und der war schnell zu Papier gebracht“, verrät die Allrounderin. Jeden Samstagvormittag hat der Laden in Mischendorf geöffnet. Mitten in der Pampa. Dort, wo sich Fuchs und Hase auf den Feldern gute Nacht sagen. Neben den eigenen Kürbisprodukten und dem selbst gebackenen Brot soll der Bauernladen in den nächsten Wochen noch mit weiteren regionalen Produkten bestückt werden. Bei den Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern kommt der Ab-Hof-Verkauf gut an.
Die verkannte burgenländische Spezialität: der Herrenkürbis
Der Herrenkürbis war einst in den burgenländischen Haushalten ein beliebtes Alltagsgericht. Was diesen Kürbis besonders macht, ist seine Vielseitigkeit in der Zubereitung. Obwohl er roh verzehrt werden kann, entfaltet er sein volles Aroma besonders im Ofen, wo er überbacken zu einer köstlichen Delikatesse wird. Dabei entwickelt er einen süßen, nussigen Geschmack, der selbst die anspruchsvollsten Feinschmecker begeistert.
Sonja Grosschedl hat es sich zur Mission gemacht, die traditionelle Besonderheit des Herrenkürbis wieder in die burgenländischen Küchen zu bringen. Bei den heurigen Gartentagen, die am 1. und 2. Juni im Schloss Kohfidisch stattfinden, wird sie diesen Schatz der Region präsentieren. Interessierte können dort diesen besonderen Kürbis für den Anbau daheim erwerben – eine Gelegenheit, um die Einzigartigkeit der regionalen burgenländischen Küche zu würdigen. Und einen Feinschmecker-Tipp gibt es noch von Sonja Grosschedl: Das Kürbis-Chutney isst sie selbst am liebsten zu einem Käsebrot und zu Gegrilltem.
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