Porträt

Die Rednerin

Wer vom Leben mehr erwartet, muss auch mutig sein. Mit 43 schmeisst Andrea Weber ihren Job als Amtsleiterin in der Gemeinde Deutsch Kaltenbrunn hin, beginnt zu studieren und verfolgt konsequent ihren Traum, als Freie Rednerin zu arbeiten. Besondere Ereignisse wie Hochzeiten oder Baby-Willkommensfeiern will Andrea Weber in Worte gießen. „Den Mutigen gehört die Welt“, sagt sie. In der Liebe und im Leben.

Foto: zVg

Andrea Weber war 25 Jahre in der Gemeinde Deutsch Kaltenbrunn als Standesbeamtin und zehn Jahre davon auch als Amtsleiterin tätig. Mit 43 startete sie nochmals durch und gestaltet heute, drei Jahre und ein Studium später, als Freie Rednerin den Rahmen für diverse Feierlichkeiten und Charity Veranstaltungen.

 

Wenn Andrea Weber bei den Menschen, die ihr zuhören, sieht, dass ihnen Tränen in den Augen stehen, dann hat sie ihre Sache wohl gut gemacht. Andrea Weber ist Freie Rednerin. Ihr Spezialgebiet sind Hochzeiten – und Baby-Willkommensfeiern. Gern wird sie auch gebucht, wenn ein Paar sein Eheversprechen erneuern will.
Wenn ihre Worte ankommen, dann merkt sie das in den Gesichtern der Zuhörer.

25 Jahre lang war sie Standesbeamtin in Deutsch Kaltenbrunn, zehn Jahre davon auch Amtsleiterin. Die kurzen Haare hat sie schwungvoll gestylt, ein dezenter Lippenstift, ein dünner Lidstrich. Mit ihrem petrolfarbenen Kleid ist sie dem Anlass der Hochzeitszeremonie entsprechend festlich gekleidet. Sportlich wirkt sie. Eine, die wohl gerne ihre Freizeit in der Natur verbringt. In ihren Augen bleibt man hängen. Es sind solche, in die man gerne blickt.

Irgendwann sei die Arbeit in der Gemeinde für sie erledigt gewesen. Sie habe Veränderung gesucht. „Ich wusste, die Zeit ist reif für etwas Neues“, sagt sie. Und das Neue kam.

Der Vater war bei den ÖBB und führte daheim eine Landwirtschaft. Mit 14 ist Andrea Weber im Zug Richtung Kärnten gesessen. In einem Hotel wollte sie arbeiten. Geputzt hat sie und mitgeholfen, wo sie gebraucht wurde. Sie wollte etwas anderes sehen als die Landwirtschaft – und auch zeigen, dass sie mutig genug ist. Ihr Vater hat das unterstützt. Damals und auch 30 Jahre später. Er wollte immer, dass die Kinder einen guten Beruf erlernen. „Macht’s noch etwas“, habe er kurz vor seinem Tod zu ihnen gesagt. Und Andrea machte.
2017 war das. Mit 43 begann sie ein Tourismus-Studium in Linz. 2020 gab sie ihren Job in der Gemeinde auf. Wenn Umbruch, dann ganz, hat sie zu sich selbst gesagt. Auch diesmal wollte sie mutig sein. Ihr neues Berufsfeld an der Bezirkshauptmannschaft Güssing hat sie dann selbst überrascht: Abteilung für Waffenrecht. Sie schmunzelt, weil sie die Reaktion kennt, die diese Information hervorruft. Ein spannendes Aufgabengebiet, sagt sie. Aber ihr persönliches Ziel war damit nicht erreicht.

Eigentlich bin ich Romantikerin

Die Anzahl an Trauungen, die sie als Standesbeamtin vollzogen hat, kann sie nicht beziffern. Aber an die Menschen erinnert sie sich. Vor allem an die Geschichten dahinter. In diese will sie noch weiter eintauchen und diesen einen Tag mitgestalten, der so vollgestopft ist mit immensen Erwartungen. Der Wunsch, Hochzeitsreden zu halten, sprudelte förmlich aus ihr heraus. Wie sehr Worte wirken, weiß sie. Im Vorjahr hat sie ihr Unternehmen gegründet. Die „WortBoutique“. Wenn sie gebucht wird, dann beginnt für sie eine Reise mit dem Paar. Zurück zu Plätzen und Geschichten, zurück zu gemeinsamen Erlebnissen. Da lernt sie die Menschen und deren Umfeld dann genau kennen. Dass gleichgeschlechtliche Verbindungen in der Gesellschaft anerkannt und respektiert werden, ist ihr wichtig. Einmal habe sie bei einer Hochzeit erlebt, dass der Trauzeuge in Begleitung seines Partners kam. Die abfälligen Bemerkungen darüber von manchen Gästen haben sie enorm beschämt und menschlich enttäuscht. Gerade diesen Paaren will sie Mut zusprechen, ihre Liebe zu leben.

Gerührt ist sie, wenn die lautesten und stämmigsten Männer vor dem Traualtar sprachlos werden und um Worte ringen. Die Großeltern seien immer besonders stolz und ergriffen bei Hochzeiten.

Eine Stunde vor Beginn ist Andrea Weber schon vor Ort. Weist die Gäste ein, spricht sich mit den Fotografen ab, geht nochmals die Musikeinsätze durch. Bis sie dann schließlich vor dem Paar steht und erwartungsvolle Augen auf sie gerichtet sind. „Im Anfang war das Wort.“ So heißt es in der Bibel. Andrea Weber weiß um die Macht der Worte, die gleich aus ihr herausströmen. Sie schließt kurz die Augen. Möge die Liebe dieser beiden Menschen von den Worten getragen werden. Andrea Weber blickt in die Gesichter vor ihr – und beginnt zu reden.


Andrea Weber

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