Porträt

Durch die schwarz-weiße Brille

Wenn Ihnen der Optiker Harald Deimling in die Augen schaut, findet er nicht nur die perfekte Brillenfassung, nein, dann sind Sie in seinen Gedanken bereits porträtiert. Vor drei Jahren entdeckte der südburgenländische Hobbykünstler sein begnadetes Talent, Licht und Schatten der menschlichen Mimik mit dem Kohlestift festzuhalten. Was er dabei am liebsten zeichnet, sind berühmte Gesichter der Musik- und Fernsehwelt. Und da kann es schon mal vorkommen, dass sich der ein oder andere Promi dafür persönlich bedankt. Denn zu einem echten „Deimling“ zu werden, das ist schon etwas Besonderes.

Foto: Eva Maria Kamper

Harald Deimling in seinem privaten Atelier. Keith Richards entsteht aus Kohle und Acryl, während The Rolling Stones aus dem Schallplattenspieler kommen.

 

Schallplatte an, Welt aus. Die Porträtzeichnung, die Königsdiziplin der Bildenden Kunst, will von einer Muse geküsst sein. Und das ist im Falle von Harald Deimling die Musik, genauer gesagt die Plattenspielernadel, die in seinem Atelier in Hackerberg auf dem Vinyl tanzt, während er sich die Zeit zum Zeichnen nimmt. Und dann Bands wie The Rolling Stones, The Eagles oder doch Russkaja bestimmen, ob der neue „Deimling“ ein zart schattiertes schwarz-weiß Bild oder doch ein abstraktes Kunstwerk, à la „mixed media“ aus Kohlestift und buntem Acryl werden soll. „Die Inspiration dazu kommt plötzlich. Manchmal sehe ich einen Schauspieler im Film und muss mich unmittelbar danach zum Papier setzen“, beschreibt Harald Deimling seine Gabe, Gesichtsausdrücke in gezeichneter Form zu sehen. Bis zu 20 Stunden Arbeitszeit widmet er dann seinem Kunstwerk, einem Abbild von Licht und Schatten in der Mimik eines Menschen. Und die Lieder, die er dann dazu hört, beeinflussen das Ergebnis maßgeblich.

„Während entspannte ‚Stones‘ Nummern die detaillierten Kohleporträts entstehen lassen, muss ich bei der Energie von dem Lied ‚Jumpin‘ Jack Flash‘ schon aufpassen, was dann mit dem Farbenpinsel auf den Bildern passiert“, schmunzelt der Künstler über sich selbst. Und dieser Mix aus den schwarz-weißen Gesichtern und bunten Akzenten ist genau das, wofür er in der Szene geschätzt wird.

Prominente Fans

Dieses Talent, das in Harald Deimling im Teenageralter wohlwissend schlummerte, aber erst 2018 als Hobby zur Selbstfindung entfacht wurde, blieb via Facebook nicht lange unentdeckt. Sein Porträt über Georg Danzer weckte postmortum das Interesse dessen Ex-Managers Blacky Schwarz, der dieses zeichnerische Unikat sofort in der offiziellen Bildersammlung aufnehmen wollte. Danach ging es Schlag auf Schlag. Größen des Austropops wie Ulli Bäer von Austria 3 sowie Harry Stampfer und Gary Lux, Sunny Pfleger von Opus und sogar Boris Bukowski und Wolfgang Ambros meldeten sich stolz zu Wort, Besitzer eines waschechten „Deimlings“ zu sein und eine handsignierte Wertschätzung retour zu senden, die Harald Deimling in seiner Residenz in Hackerberg als Sammlung vereint. Auch Österreichs internationaler Musikvideo-Regisseur Rudi Dolezal zeigt seine vielen „Deimlings“ auf Facebook.

„Eines der großen Highlights ist für mich die persönliche Antwort von der lebenden Legende Karl Merkatz, dem ‚Mundl‘, der mir mit seinen 90 Jahren auf mein Porträt voller ehrlich spürbarer Freude und Dankbarkeit geantwortet hat. Und mir als Geschenk einen seiner ersten Hobel aus seiner Tischlerlehre und ein signiertes Original-Unterhemd aus der Mundl-TV-Drehzeit zukommen ließ. Das bedeutet mir unendlich viel“, beschreibt der Hobbykünstler den eigentlichen Wert, der sich für ihn hinter seinen Arbeiten verbirgt.
Denn leben könnte er sicher längst von der Kunst, wie ihm Kritiker aus Fachkreisen permanent bestätigen. Aber Harald Deimling will auch nach 30 Jahren seinem Beruf als Optiker treu bleiben, das Zeichnen beim Hobby belassen und nach wie vor das Credo leben: „Als Optiker bin ich Harald Deimling, aber am Samstag, wenn ich das Geschäft zusperre, werde ich zu ‚Hari D.‘, dem Porträtzeichner, der die Welt durch die schwarz-weiße Brille sieht.“

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Für sein Mundl-Porträt erhielt Harald Deimling ein sehr persönliches Dankeschön vom 90-jährigen Schauspieler Karl Merkatz.


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