Porträt

Hartberg träumt seit 75 Jahren von den Bergen

Hartberg liegt nicht direkt im Hochgebirge oder inmitten der Alpen. Dafür an einem Natura 2000-Gebiet, dem Gmoos. Der einzige Berg, den Hartberg bietet, sozusagen der Hausberg der Stadt, der Ringkogel ist auch ohne Hilfe und Verein besteigbar. Wozu also braucht es eine Alpenvereinssektion hier und das seit immerhin stolzen 75 Jahren?

Foto: Alpenverein Hartberg

Der Alpenverein Hartberg zeigt „Wege ins Freie“. Auch wenn man im eigenen Gebiet keine Alpen sondern das Hartberger Gmoos hat, zieht es die Mitglieder zu Touren in die Berge.

 

Ein wenig der Lage Hartbergs am östlichen Ausläufer der Alpen, ein wenig den letzten Lockdowns geschuldet, heißt die Ausstellung, die zum 75-jährigen Jubiläum der Sektion ab März im Stadtmuseum zusammen mit einem abwechslungsreichen Zusatzprogramm gezeigt wird: „Von den Bergen träumen…deshalb und trotzdem.“

Anwalt der Berge und zugleich Sportverein

Für viele steht der Alpenverein als „Anwalt der Berge“, als Zusammenschluss von Naturbegeisterten, die bereit sind, nicht nur über Umweltschutz zu reden, sondern auch dafür einzutreten, indem sie z.B. Säuberungsaktionen in den Bergen starten, Wege erhalten und sanieren oder Aufklärungskampagnen in Schulen und anderen Institutionen betreiben. Andere hingegen kennen den Alpenverein als einen Verein von Bergsportbegeisterten. Er unterstützt sie darin, ihrem Sport nachzukommen, indem er Infrastruktur wie Hütten und Wegenetz zur Verfügung stellt und betreibt, Kurse und Fortbildungen abhält, eine Freizeitversicherung für alle Hoppalas beim Bergsport stellt, über einen eigenen Shop vergünstigte Bergsportartikel anbietet und eigene Fachbücher herausgibt. Die meisten vergessen dabei, dass der Alpenverein eben nicht genau das eine oder das andere sondern beides ist: Sportverein, der die von ihm benützte Natur zugleich schützen und wahren will. Und er ist Umweltschützer, der die Natur zugleich möglichst allen zugänglich machen möchte – natürlich mit entsprechenden Vorkehrungen. Dass das immer eine schmale Gratwanderung ist, versteht sich von selbst: „Wir wollen die Natur schützen, aber indem wir hineingehen, stören wir immer ein bisschen“, so Egbert Pfleger, Obmann der Hartberger Alpenvereinssektion.

Alpenverein Hartberg: Vielfalt und Kameradschaft

In Hartberg gibt es keine Berge, dafür ein Gmoos. In diesem durch Verlandung entstandenen Flachmoor finden sich seltene Insekten- und Vogelarten. Ähnlich wie andere Sektionen Hütten betreiben, hält die Hartberger Sektion Teile des Grundstücks vom Gmoos, die sie für das Naturschutzgebiet zur Verfügung gestellt hat. Rund um Hartberg ist ein ausgewiesenes Wandergebiet, nicht umsonst führen zahlreiche Weitwanderwege durch das Sektionsgebiet, die vom Verein erhalten werden.

Dazu werden verschiedene Wanderungen innerhalb der einzelnen Ortsgruppen angeboten, auch speziell für Senioren, zudem Mehrseillängentouren, Klettersteigtage, Mountainbiketouren und jeden Sommer eine „Bergwoche“.
Besonders herausragend ist die Errichtung der Kletterhalle, die in Hartberg seit 2002 jeweils von Anfang Oktober bis Ende April betrieben wird. Dadurch können Sportkletterer, die es im Sommer in die nahe gelegenen Felsen zieht, ganzjährig ihrem Sport nachgehen. Seit 2019 unterhält die Ortsgruppe Vorau eine eigene Boulderhalle, die über ein Chipsystem ganzjährig geöffnet hat.
Ausschlaggebend bei all diesen Aktivitäten sind die Menschen. „Diejenigen, die im Alpenverein tätig sind, habe ich als sehr angenehme und hilfsbereite Menschen kennengelernt“, so Egbert Pfleger. Besonders lobt er die einzelnen Untergruppen, die sich selbstständig um ihren Bereich kümmern. Bei Aktionen wie dem steirischen Müllsammeltag finden sich dann alle wieder am Weg zum Ringkogel.

„Von den Bergen träumen, …deshalb und trotzdem“ werden die Hartberger zwar wohl immer, aber in der Zwischenzeit können sie gemäß des Alpenvereinsslogans vielfältige „Wege ins Freie“, die es auch abseits des Hochgebirges gibt, genießen.


Der Alpenverein Hartberg
richtete vor Corona regelmäßig Bouldercups aus.

Alpenverein Hartberg

Infobox!

1862 wurde der Österreichische Alpenverein (ÖAV) gegründet. Der ursprüngliche Vereinszweck war „die Kenntnis von den Alpen zu verbreiten, die Liebe zu ihnen fördern und ihre Bereisung zu erleichtern.“ Heutzutage sieht der ÖAV sich als „Verein für Bergsportbegeisterte“ zum einen, zum anderen aber auch als „Anwalt der Berge“. Längst sind „Schutz und nachhaltige Entwicklung des Alpenraumes“ in die Vereinsstatuten eingegangen. Ende 2020 verzeichnete der ÖAV 601.465 Mitglieder, Tendenz steigend. Die Sektion Hartberg wurde 1947 gegründet und feiert ihr diesjähriges 75-Jahr-Jubiläum mit einer Festbroschüre, zudem mit der Ausstellung „Von den Bergen träumen… deshalb und trotzdem“, die im Hartberger Stadtmuseum von März bis Juni stattfinden wird. Dazu wird es ein breit gefächertes Zusatzprogramm mit „Berggesprächen“, Lesungen und einem Boulderturm im Museumshof geben. Zum Stichtag 31.12.2021 verzeichnet der ÖAV Hartberg inklusive der Ortsgruppen Pöllau, Vorau und Friedberg-Pinggau 2.609 Mitglieder.



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