Manuela Horvath: Klischees überwinden, Brücken bauen

Manuela Horvath ist eine, die man nicht übersehen kann. Wahrscheinlich ist es ihre Entschlossenheit, die zu dieser Präsenz führt . Diese braucht sie auch, wenn sie sich für die Volksgruppe der Roma, der sie selbst angehört, einsetzt. Besonders, wenn es um die Auseinandersetzung mit Klischees geht, wird sie zur lauten Stimme der Minderheit. Manuela Horvath ist die erste Romni im Oberwarter Stadtrat. Aber vor allem ist sie Bildungsvermittlerin und Kulturbrückenbauerin. 

Chiara PIELER / 31. Jänner 2024

Manuela Horvath ist in der Roma-Siedlung aufgewachsen. Nach beruflichen Abstechern in die Gastronomie und bei der Caritas, arbeitet sie nun seit zehn Jahren in der Romapastoral der Diözese Eisenstadt in Oberwart.

Das Vermächtnis bewahren

Manuela Horvath steht in ihrem Büro, umgeben von Fotos, die mehr als nur Bilder sind. Sie sind Erinnerungen an eine Kindheit in der Oberwarter Roma-Siedlung, an Herausforderungen und an die Tragödie eines Anschlags, der ihre Welt erschütterte. Doch die heute 39-Jährige will nicht Opfer sein. Sie spricht mit fester, klarer Stimme über ihren Weg, der durch Bildung und Engagement zu einem Leben in der Öffentlichkeit führte. Vor zehn Jahren entschloss sie sich nämlich dazu, in der Romapastoral mitzuwirken. „Mein Ziel war und ist es, mit meiner Arbeit mehr für die Volksgruppe zu tun“, so Horvath. Deshalb organisiert sie heute regelmäßige Treffen für die Gemeinschaft, sie setzt sich aber auch ein für die Aufarbeitung der Vergangenheit in Form von Gedenkstätten an verschiedensten Orten.

„Meine unbeschwerte Kindheit war danach vorbei“

Der Bombenanschlag von 1995. Manuela Horvath war zu diesem Zeitpunkt erst zehn Jahre alt, aber die Erinnerung hat sich in ihrem Gedächtnis verankert. Wer einen solchen Terrorakt so unmittelbar erlebt, der ist danach nicht mehr derselbe. „Meine unbeschwerte Kindheit war danach vorbei“, sagt sie. Wie erklärt man überhaupt einem Kind, was da passiert ist? Manuela Horvath hat sich selbst viel mit der Geschichte der Roma auseinandergesetzt. Heute ist es ihr wichtig, die Erinnerung an diese Tragödie wachzuhalten. Ihr Engagement für Gedenkfeiern und Bildungsinitiativen ist ihr Weg, der Opfer zu gedenken und gleichzeitig Brücken zu bauen. An Schulen, Universitäten oder im Parlament erzählt die Romni von dem Attentat und damit auch dem Verlust ihrer beider Cousins. Sie spricht zudem vom Rassismus, den Minderheiten wie die Volksgruppe der Roma tagtäglich erfahren: „Die Diskriminierung ist auch fast 30 Jahre später noch nicht aus der Welt geschafft.“

Entkräftung von Klischees

„Jeder Schritt, den wir tun, um Stereotype abzubauen und unsere Geschichten zu teilen, bringt uns näher an eine Gesellschaft, in der Vielfalt und Verständnis vorherrschen“, betont die Oberwarter Stadträtin mit klarer Stimme. Das Leben der Rom*nja gleiche dem der Mehrheitsgesellschaft, sagt sie. Wie das Entkräften der Klischees funktionieren kann, erklärt Horvath auch sogleich: „Wir müssen sprechen. Über die Vergangenheit, aber auch über die Zukunft. Es wäre wünschenswert, dass Vorurteile nicht entkräftet werden müssen, sondern gar nicht erst aufkommen.“ Der Weg dorthin sei aber noch ein langer, fügt sie hinzu.

Politische Bühne und Zukunftsvisionen

Horvath spielt auch in der überregionalen Politik eine Rolle. Als Mitglied der Oberwarter ÖVP ist sie die einzige Volksgruppen-Angehörige mit einem gewählten Mandat in ganz Österreich. Das bedeutet, dass sie das einzige Mitglied ihrer Volksgruppe ist, das durch eine Wahl ein politisches Amt innehat – in diesem Fall das einer Stadträtin. „Politik gibt mir die Plattform, um auf breiter Ebene Positives zu initiieren – damit alle Menschen gleichbehandelt werden“, erklärt sie. Sie möchte erreichen, dass die Rom*nja nicht von der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen werden, denn sie wünscht sich, das Klischee der Roma als bildungsferne Minderheit zu durchbrechen. Manuela Horvath selbst ist dafür das beste Beispiel. Sie steht stellvertretend für eine neue Generation der Volksgruppe.

Gedenkstätte der vier Todesopfer des Bombenattentates in Oberwart in der Nacht von 4. auf 5. Feber 1995.

An der Gedenkstätte am Oberwarter Anger finden jährliche Gedenkfeiern für die Opfer des Bombenattentats (Nacht von 4. auf 5. Februar 1995) statt.

Gedenkfeier

Am 4. Februar um 14:30 Uhr findet die jährliche Gedenkfeier anlässlich des 29. Todestages der vier Opfer des Attentats an der Gedenkstätte am Anger statt.

Manuela Horvath bei einer Rede

In Schulen und Universitäten oder im Parlament, Manuela Horvath kämpft in ihren Reden gegen das Vergessen an.

Fotos der vier Opfer Karl Horvath, Erwin Horvath, Peter Sarközi und Josef Simon finden sich an den Wänden des Büros der Romapastoral. Daneben ist ein Teil eines bunten Kreuzes zu sehen
 

Fotos der vier Opfer Karl Horvath, Erwin Horvath, Peter Sarközi und Josef Simon finden sich an den Wänden des Büros der Romapastoral.

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