Nostalgie im Club
Der monatliche Playlist-Tipp von Laura Weingrill. Das ganze Leben ist ein Soundtrack – so sieht es zumindest Laura Weingrill. Denn während sich die Welt dreht, hört sie Musik. Und wem die eigene Playlist mit der Zeit zu eintönig wird, dem verpasst sie hier jeden Monat eine neue Portion aufregender Sounds.
Foto: Laura Weingrill
Ohrwurm-Refrains? Check. Energiegeladene Gitarrensolos? Check. Drei Alben, die in all ihren Tracks die höchsten euphorischen Höhen erreichen, und ein nächstes bereits in den Startlöchern? Check. Hier kann die Rede nur von der nordirischen Indie-Gruppe Two Door Cinema Club sein.
Innerhalb von knapp zehn Jahren hat das 2007 gegründete Trio den Sprung von einer Mainstream-Indie-Band hin zu 80’s Funk-Machern geschafft. Und genau durch diese gekonnte Verbindung von Indie und Funk geben Two Door Cinema Club, bestehend aus Alex Trimble (Gesang & Rhythmusgitarre), Sam Halliday (Leadgitarre & Hintergrundgesang) und Kevin Baird (Bass & Hintergrundgesang), dem Disco-Genre ein modernes Gesicht und zeigen dabei auch den musikalischen Weg ihrer kommenden Platte „False Alarm“, die am 14. Juni erscheinen soll, auf. So hat sich ihr Sound in den letzten Jahren stetig vom eingängigen groovigen Alternative-Pop wegbewegt und sich gleichzeitig einem kantigeren, elektronischeren, manchmal nostalgischen Disco-Funk angenähert.
Trotzdem ist die Geschichte der Indie-Rock-Band ist nicht unbedingt frei von Fehlschlägen. So konnte nach dem Erscheinen ihres dritten Longplayer „Gameshow“, ein Album das aus Depressionen, Alkoholismus und zahlreichen Krankenhausaufenthalten entstand, nur eine knapp zweijährige Pause die nötige Erkenntnis schaffen, die das Trio brauchte, um wieder auf den richtigen Pfad zu kommen. Nun fühlen sie sich wohl in ihrer musikalischen Haut, sind froh sich nicht in den Ehrgeiz verliebt zu haben und konnten dank der beinahen Selbstimplosion, die ihrer vorherigen Platte vorausging, die Reset-Taste drücken.
Nun beschreiten ihre aktuellen Singles „Talk“ und „Satellite“ den Weg weiter, den die Gruppe mit „Gameshow“ begann. Dabei beweisen die beiden Tracks aber auch, dass sie trotz den altbekannten süchtig-machenden Rhythmen und den funkelnden Disco-Referenzen noch viel weiter gehen. Auffällige Alarmtafeln, Megaphone, rote Telefone und Warnschilder zieren das Cover ihres kommenden vierten Albums und symbolisieren damit auch das Thema der neuen Platte – das Gefühl der kollektiven Angst, das viele Menschen in der heutigen Zeit erleben, gepaart mit endlosen negativen Schlagzeilen und einer schier unbesiegbaren Verzweiflung.
Ihr Sound trieft noch immer geradezu vor glänzendem Funk und schillerndem Disco-Pop, doch Two Door Cinema Club sind erwachsener geworden und finden Freude daran, sich den größeren Problemen der Gesellschaft zuzuwenden – wobei der allumfassende Sinn von Optimismus nie verloren geht. Ohne Angst vor klischeehaften Refrains und nostalgischen Melodien gelingt es dem Indie-Trio noch immer die manchmal harte Realität mit dem Gefühl von unbeschwerter Freude zu verbinden und uns so für einen kurzen Moment in eine andere Welt zu entführen.
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