Rechnitz im Aufbruch – Eine Gemeinde investiert in die Zukunft

An klaren Tagen reicht der Blick vom Geschriebenstein bis weit ins benachbarte Ungarn. Der südburgenländische Grenzort Rechnitz, malerisch am Fuße des höchsten Berges des Burgenlandes gelegen, ist bekannt für seine Weingärten, den Naturpark und das umfangreiche Freizeitangebot. Doch die Marktgemeinde mit rund 3.100 Einwohnern setzt längst nicht nur auf Natur und Tourismus.

Nicole MATSCH / 28. November 2024

Die Grenzgemeinde Rechnitz, ein Ort mit bewegter Geschichte, macht sich zukunftsfit.

Ein Ort im Wandel

Rechnitz entwickelt sich stetig weiter. Gemeinde und Land investieren in Infrastrukturprojekte, die die Weinbauregion nicht nur als Urlaubs-, sondern auch als Wohnort noch attraktiver machen sollen. Bürgermeister Martin Kramelhofer, SPÖ, betont: „Rechnitz ist eine der schönsten Gemeinden im Burgenland und besonders familienfreundlich, wir wollen in eine lebenswerte Zukunft investieren.“

Zu den großen Vorhaben zählt die Errichtung des ersten Demenzzentrums im Burgenland, einer auf Demenz spezialisierten stationären Pflegeeinrichtung. Gebaut wird von der Landesimmobilientochter SOWO (So Wohnt Burgenland) in Abstimmung mit der Gemeinde, Baubeginn ist im April 2025. Die Planung von plusminusnull Architektur ZT GmbH ist speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ausgerichtet, die nicht mehr mobil oder in Tageseinrichtungen betreut werden können. Auf dem 11.709 m² großen Grundstück im Süden der Gemeinde entstehen unter anderem 63 Einzelzimmer. Die Gartenbereiche und überdachten Dachterrassen sind ebenso barrierefrei wie das gesamte Gebäude. 

Das Demenzzentrum ersetzt das bestehende Caritas-Pflegeheim Haus Elisabeth und wird weiterhin von der Caritas betrieben, die mit einer Fertigstellung in zwei bis drei Jahren rechnet. Die Kosten wurden bisher nicht veröffentlicht, da die Ausschreibungen noch laufen.

Bildung, Wohnraum und Freizeitangebot

Rechnitz stärkt auch die Bereiche Bildung und Wohnen. Der Naturpark-Bildungscampus wird künftig Kinderkrippe, Kindergarten, Volksschule, Mittel- und Musikschule an einem Ort vereinen. Die Zentralisierung erfolgt schrittweise und ist bereits im Gange. Zusätzlich werden in den nächsten zwei bis drei Jahren Volks- und Mittelschule saniert, um dort ein modernes Lernumfeld zu schaffen.

Auch im Wohnbau geht es voran. „Die Gemeinde hat günstige Bauplätze geschaffen, damit junge Familien im Ort bleiben können. Wir haben ja alles. Zwei Ärzte, Apotheke, Nahversoger und einige Firmen“, sagt Kramelhofer. Kürzlich übergab zudem die OSG eine neue Reihenhausanlage in der Prangergasse.

Neben den sozialen und infrastrukturellen Projekten wird auch das Freizeitangebot der Gemeinde ausgebaut. Ein weiteres Großprojekt ist die Revitalisierung des Badesees, die im Frühjahr 2025 starten soll. Das neue Konzept, geplant von Architekt BM Martin Schwartz, umfasst einen erweiterten Campingplatz, moderne Sanitäranlagen, zusätzliche Parkflächen, ein Tourismusbüro, Gastronomiebetriebe mit Seeblick sowie einen Wasserspielplatz und mehr. Eine Umgehungsstraße sorgt für Entlastung vom Anrainerverkehr und ein ungestörtes Badeerlebnis. Die Kosten werden auf 6,1 Millionen Euro geschätzt. Laut Kramelhofer übernimmt das Land 50 %, der Rest wird durch Kredite und Förderungen finanziert.

Historischer Boden

Wer an Rechnitz denkt, denkt unweigerlich auch an das dunkelste Kapitel seiner Geschichte: die 1945 von Nazis ermordeten jüdischen Zwangsarbeiter. Der Rechnitzer Dietmar Lindau ging Ende September mit seiner Vermutung an die Presse, das Massengrab lokalisiert zu haben. Die weiteren Schritte sind derzeit aber noch offen.
Ein weitaus erfreulicheres historisches Erbe sind dagegen die erst vor wenigen Jahren entdeckten jungsteinzeitlichen Kreisgrabenanlagen. Sie wurden botanisch rekonstruiert, also durch spezielle Bepflanzung sichtbar gemacht. Im Rahmen des Masterplans Archäologie des Landes Burgenland entsteht hier ein modernes archäologisches Besucherzentrum, das Interessierten die steinzeitliche Kultur näherbringen soll.

Lächelnder Mann in Anzug und Hemd im Freien vor unscharfem Hintergrund.
© zVg Gemeinde Rechnitz
Bürgermeister Martin Kramelhofer

„Rechnitz ist eine der schönsten Gemeinden im Burgenland und besonders familienfreundlich, wir wollen in eine lebenswerte Zukunft investieren.“

Moderne Senioreneinrichtung mit Garten und barrierefreiem Zugang, Menschen entspannen und genießen die Natur.
© zVg plusminusnull Architektur ZT GmbH
Neues Demenzzentrum in Rechnitz

Die Architektur des Demenzzentrums will nicht nur das Wohlbefinden von Patient:innen, sondern auch das des Pflegepersonals gezielt fördern.

Außenbereich eines Seebads im Herbst mit Laubbäumen, ruhigem Wasser und Bänken entlang des Weges.
© Nicole Matsch
Revitalisierung des Badesees

Die in die Jahre gekommenen Anlagen am Naturbadesee werden neu gebaut.

Wohngebäude mit bunter Fassade und Parkplatz im Vordergrund an einem sonnigen Tag.
© Nicole Matsch
Caritas Haus Elisabeth

Das bestehende Pflegeheim im Ortszentrum von Rechnitz ist im Besitz der Caritas und wird laut Caritas einer neuen Bestimmung zugeführt werden.

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