Porträt

Soziales Handeln als Lebensaufgabe

Mit Heidrun Notbauer einen Termin zu vereinbaren, ist nicht ganz unkompliziert. Der Terminkalender der pensionierten 69-Jährigen ist einfach zu voll. Als es dann doch so weit ist, stellt sich heraus, dass sich ein Missverständnis eingeschlichen hat. „Sie wollen über mich reden? Ich dachte, es geht um die Lebenshilfe!“ Heidrun Notbauers Leben ist und war bestimmt von ihrer „schönen und herausfordernden Lebensaufgabe“, der Lebenshilfe. Umgekehrt ist sie der lebende und treibende Motor hinter dem gemeinnützigen Sozialbetrieb, in dem sie seit 1989 als Leiterin der Lebenshilfe Hartberg, nach ihrer Pensionierung 2013 als Geschäftsführerin der Lebenshilfe Steiermark und nun als Vereinsobfrau der Lebenshilfe Hartberg tätig ist.

Helfen war schon in ihrer Kindheit angelegt: Heidrun Notbauers Eltern haben seinerzeit den privaten Rettungsdienst „Grünes Kreuz“ fürs Pöllauer Tals ins Leben gerufen. So lernte Heidi, was dauernder Einsatz, auch wochenends und nachts bedeutet. Schon als 12-Jährige machte sie Telefondienst und Verrechnungsarbeiten, kochte, wenn ihre Mutter im Rettungseinsatz war. Öfters blieb sie dafür stundenweise dem Schulunterricht fern.

Nach der Schule lernte sie in einer Sparkasse, ging dann zu einer Versicherung nach Graz. In ihrer Freizeit arbeitete Notbauer unter der Woche ehrenamtlich in einem Kinderheim, am Wochenende und im Urlaub machte sie Rettungsdienst im elterlichen Betrieb. Über enge Freunde mit einem behinderten Kind kam sie 1989 zur 1985 im Bezirk Hartberg gegründeten Lebenshilfe – es wurde zu ihrem Lebensthema. Das spürt man, wenn sie Fotos zeigt: Nach einem mehrjährigen Provisorium in Hartberg entstand in Pöllau die erste Tageswerkstätte mit 22 Betreuungsplätzen. Mit viel Geschick und großem Einsatz ist es Heidrun Notbauer gelungen – ausgehend von zwei Mitarbeiter*innen für sieben Nutzer*innen einer Tageswerkstätte – eine Organisation mit rund 140 Voll- und Teilzeitkräften zur Begleitung von rund 250 Menschen mit Behinderung aufzubauen.

Stetiger Einsatz

„Ich habe immer geschaut, welchen Bedarf, welche Anliegen und Wünsche haben Menschen mit Behinderung und deren Angehörige. Was kann man in der Bezirksregion Hartberg möglich machen?“ Dazu absolvierte sie berufsbegleitend die Fachbetreuerausbildung, die Lehrgänge Sozial- und Vereinsmanagement sowie eine Management-Trainerausbildung. Sie studierte Gesetze und Fördermöglichkeiten, schrieb Anträge, stand den Vorstandsmitgliedern beratend zur Seite.

Als Elterninitiative entstanden, freute man sich über jede Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen behinderten Angehörigen. Alle Mitglieder setzten sich ein, wirkten beim Bau der ersten Einrichtung tatkräftig mit. Vieles, das heute so nicht mehr umsetzbar wäre, wurde damals in Eigenregie gemacht, weiß Notbauer. Ein Nachfolger, der sich persönlich so einsetzt wie sie, ist daher schwer zu finden.

Dennoch, spätestens im nächsten Jahr mit 70 plant sie, ihre Funktionen bei der Lebenshilfe zurückzulegen und ihren Lebensabend als „ein paar Jahre ohne Verantwortung“ als reine Privatfrau, die nur für ihre Enkelkinder da sein will, zu genießen.


Heidrun Notbauer
Obfrau der Lebenshilfe Hartberg

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