Porträt

Wolfgang Unger Wetterfrosch

Seit 25 Jahren ist er für den ORF Burgenland als Wetterfrosch unterwegs. Er mag die Menschen und ist für jeden Spaß zu haben. Peinlich ist ihm selten etwas. Dafür ist ihm das Leben zu kostbar. Wolfgang Unger ist einer, der sich bewusst gegen die Schwermut entschieden hat und über sich selbst lachen kann.

Foto: Nicole Mühl

Wolfgang Unger wohnt mit seiner Lebensgefährtin in Wiesfleck. Bodenhaftung ist ihm wichtig. Und Kommunikation. Wenn er mit seiner Verena in den Urlaub fliegt, kennt er nach zehn Minuten bereits fünf Leute am Flughafen. „Weil mich Menschen einfach interessieren und begeistern“, sagt er. Heuer wird er 58. Doch der Schelm sitzt ihm immer noch im Nacken.

 

Es war einmal … ein Märchenwald. Zwischen Rust und St. Margarethen können Besucher*innen seit den späten 1960-er Jahren Rotkäppchen, Hänsel und Gretel und anderen Gestalten aus einer zauberhaften Welt begegnen. Und dann kam dieser Tag im Sommer 1997, als in diesem Märchenpark in St. Margarethen die ORF Moderatorin Elisabeth Pauer einen Frosch hervorzauberte. In diesem Fall nicht den Froschkönig, sondern den Wetterfrosch in Form von Wolfgang Unger.

Seither fährt er in die burgenländischen Ortschaften, berichtet über außergewöhnliche Menschen und Begebenheiten und verbindet diese Geschichten mit der Vorschau auf das Wetter. Immer nach den Burgenland Nachrichten, nach 19 Uhr. Seine Ansagen sind nicht „von der Stange“. Unger ist anders.

Schräg würde er sie bezeichnen. Weil er sich selbst als „schrägen Vogel“ sieht. „Was ich mache, ist authentisch. So bin ich“, sagt er. Worüber die einen schmunzeln, ist manch anderen zu banal. Das weiß er. Aber der Schelm sitzt ihm im Nacken. Auch, wenn es oft eine niederschwellige Komik ist. Das Wetter einfach nur mit einer Grafik anzukündigen, das wäre nicht sein Stil, sagt Wolfgang Unger. „Ich tu niemandem mit meinem Schabernack weh. Und ich lache über mich selbst am meisten. Wenn ich dir einen Hut aufsetze, setz ich mir auch einen auf. Ich mache jeden Spaß mit“, sagt Unger. Und beim Sommerspiel „Alle gegen Unger“ sieht ihm das Burgenland in den Sommermonaten Freitagabend zu, wenn er bei Wettbewerben wie beim Taschentuch-Zupfen oder Wäscheklammern-Abnehmen als Spielverlierer schon mal baden geht.

„Ich will Emotionen hervorrufen“

Gleichgültigkeit bei den Zuseher*innen wäre für ihn am schlimmsten. „Das Wetter kann jeder heute schon digital abrufen. Mein Job ist es, den Zuseher*innen etwas zu bieten, damit sie den Fernseher einschalten“, sagt Unger. Wenn ihm ein Traktorfahrer von seinem Fahrerhaus aus zuruft, „Hey, Unger, wos mochst denn heit wieder?“ oder ein Auto neben ihm einschleift, der Fahrer die Tür aufreißt und ihm Daumen hoch zeigt, dann freut ihn das.

Die Zeiten sind humorlos geworden, hat Wolfgang Unger in den letzten beiden Jahren festgestellt. Immer wieder bekommt er die Rückmeldung, dass es gut ist, dass wenigstens er seinen Humor beibehält und andere zum Schmunzeln bringt. Und da geht Unger oft an Grenzen. „Meine Peinlichkeitsgrenze ist schon sehr hoch“, sagt er und muss dabei selbst grinsen. Derzeit ist er dabei, einen Song aufzunehmen: „Ich bin das Froscherl mit dem großen Goscherl.“ „Ich steh zu dem, was ich tue. Und was verlierst du, wenn du einmal Schwäche zeigst“, sagt er.

„Begeisterungsfähig will ich bleiben“

Oft fährt er 160 Kilometer quer durch das Burgenland für einen Beitrag. Dort steigt er dann aus mit einem lauten „Griaß eich“, reibt sich die Hände und steckt die Menschen mit seiner Energie und seinem Interesse an. „Was würden sich die Leute dort denken, wenn ich hinkomme und irgendwie emotionslos meine Arbeit runterspule. Das bin ich nicht. Ich finde es wirklich beeindruckend, wenn einer tausend Dinge sammelt oder irgendwelche Pflanzen züchtet“, sagt er.

Nährboden für seine Kreativität ist die Avita Therme. Dort ist er fast täglich mit seiner Lebensgefährtin Verena. „Da kann ich wirklich völlig entspannen und runterkommen. Dieser Ort ist mir enorm wichtig und wertvoll“, betont Unger. Oft gehe sein Kopf über vor lauter Bildern und Ideen – das war schon als Kind so. Eigentlich wollte er ja Autodesigner werden und hat in seine kleinen Modellautos sogar Sitze aus Handtaschenleder hineingebaut. Über Erich Schneller ist er dann aber zum ORF Burgenland gekommen. Von ihm habe er viel gelernt.

Nicht immer sind seine Beiträge einfach nur lustig. „Einmal habe ich an einem trüben Novembertag auf einem Bankerl sitzend dreißig Sekunden nur geschwiegen. Das war schon sehr grenzwertig, denn nach dreißig Sekunden hast du als Zuseher*in echt das Bedürfnis, den Fernseher gegen die Wand zu schmeißen“, sagt Unger. Aber er wollte damit zeigen, dass in unserem Leben immer etwas passieren muss und wir Stille und das Schweigen kaum aushalten. „Das war sicherlich einer der schrägsten Beiträge“, gesteht er. Natürlich achte er immer darauf, dass er den Bogen nicht überspanne: „Aber die Leute wissen ja, dass ich es nie bös meine. Das ist mein Glück.“

Und wem der eine oder andere Beitrag doch zu sehr aus der Rolle fällt – den Fernseher an die Wand klatschen, macht aus Wolfgang Unger keinen Prinzen. Also lieber ein wenig wie der Wetterfrosch sein: Das Leben und sich selbst einfach nicht so ernst nehmen.


Wolfgang Unger mit Lebensgefährtin Verena
Malen ist für den Südburgenländer neben seinen beinahe täglichen Aufenthalten in der Avita Therme enorm entspannend. Mit seiner Lebensgefährtin Verena verbindet ihn die Leidenschaft fürs Radfahren und Reisen. Besonders Amerika hat es den beiden angetan. Die Touren werden akribisch genau geplant.

Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 Antworten