Porträt

Zeitlose Liebe zum alten Eisen

Wenn Benedek Molnar das Gartentor öffnet, begibt man sich auf eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit. Der Obmann des Oldtimervereins Pinkafeld hat seine idyllische Residenz zum beschaulichen Museum avanciert, wo er vor allem eines hortet: Fahrzeuge. Vom kleinen Matchbox-Auto bis zum historischen VW-Käfer hat der pensionierte Techniker alles unter einem Dach gesammelt. Pünktlich zum Beginn der Motorradsaison holt er für prima! seine zweirädrigen Schätze aus der Garage und verrät uns, was es mit der Liebe zum alten Eisen auf sich hat. Und warum der Zauber der historischen Fahrzeuge am seidenen Faden hängt.

Foto © Eva Maria Kamper

Eine 450er Honda Café Racer Baujahr 1976 (hinten), eine ungarische Pannonia mit Beiwagen Baujahr 1958 sowie die Puch SV125 Baujahr 1955 (vorne) sind der Stolz von Benedek Molnar

 

„Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, bin ich auf einer 250er Honda als Sozius mitgefahren, seither brennt mein Herz für Motorräder“, erinnert sich der gebürtige Ungar an wilde Zeiten seiner Kindheit. Das erste eigene Fahrzeug war der Klassiker unter den damaligen Mopeds, eine blitzblaue Puch DS 50, auch liebevoll „Daisy“ genannt. Die Lehre zum KFZ-Mechaniker war für Benedek Molnar nur der logische Schritt. Dass die Daisy heute, fast 50 Jahre später, immer noch blank poliert wie am ersten Tag auf die nächste Ausfahrt wartet und mittlerweile Teil eines ganzen Motorradstalles ist, verdankt sie der großen Leidenschaft, die Benedek Molnar für diese Fahrzeuge entwickelt hat.

Die Technik ist im Lauf der Jahrzehnte zwar emsig vorangeschritten, aber Molnar blieb den alten Maschinen immer treu: „Sie sind solide und einfach gebaut, unkompliziert, das ist das Schöne daran!“ 

Tausende Arbeitsstunden hat der rüstige Pensionist in seiner Freizeit in die Restaurierung, Instandsetzung und Wartung von seinen Oldtimern investiert, wie zum Beispiel einen VW Käfer Ovali aus dem Jahre 1956. 

Bei den Motorrädern zählen unter anderem die 450er Honda Café Racer Baujahr 1976, die ungarische Pannonia mit Beiwagen Baujahr 1958 sowie die Puch SV125 Baujahr 1955 zu seinem ganzen Stolz. Wobei sich der Sammler unmöglich auf ein Lieblingsstück festlegen möchte, wie er uns auf dem weiteren Rundgang durch sein beeindruckendes Archiv aus Erinnerungsstücken und Fahrzeugen der letzten paar Jahrzehnte gesteht. 

Faszination Oldtimer

1998 hat er den 1. Oldtimerclub Pinkafeld gegründet. Das erste Oldtimertreffen bestand aus 20 Fahrzeugen am Parkplatz des Gasthauses Weninger. Doch es wurden schnell mehr und mehr. Beim letzten Treffen im Sommer 2019 im Schlosspark Pinkafeld tummelten sich über 600 angemeldete Fahrzeuge aus allen Himmelsrichtungen. Die Ausstellung sei ein Besuchermagnet, traditionell am Tag nach dem Pinkafelder Stadtfest. Man müsse gar kein Autonarr sein, um beim Anblick der Oldtimer nicht ins Staunen zu kommen, zwinkert Benedek Molnar. 

Dieses groß organisierte Treffen ist bedauerlicherweise auch für 2021 bereits abgesagt, man hoffe aber im Verein auf viele Schönwettertage, um die eine oder andere Ausfahrt mit den Mitgliedern zu starten. „Denn die größte Freude ist freilich das echte Fahrerlebnis auf der Straße, vor allem zusammen als Gruppe“, schwärmt der Oldtimerliebhaber. 

Vergessene Technik 

Natürlich hänge eine erfolgreiche Restaurierung auch von der Verfügbarkeit der entsprechenden Ersatzteile ab, schildert Benedek Molnar beim Rundgang durch seine Werkstatt. Aber das sei gar nicht so das Problem, denn es gäbe passende Nachbauteile und sogar 3D-Drucker würden heutzutage innovative Abhilfe leisten. Es wäre viel mehr eine Frage der Kompetenz: So einfach und unverwüstlich die Technik der alten Fahrzeuge ist, die Herausforderung am Fortbestand der fahrtauglichen Oldtimer sei das immer dünner werdende Know-How in der KFZ-Branche. „Es gibt leider immer weniger Mechaniker, die imstande sind, diese alten Motoren zu reparieren. In der KFZ-Ausbildung bzw. Lehre werden sie darin quasi nicht mehr unterrichtet, wie man zum Beispiel einen alten Vergaser einstellt oder ein Service macht. Das hängt alles sehr mit dem Eigeninteresse der jungen Leute zusammen, ob man sich in der Freizeit der alten Technik noch annimmt. Man kann nur hoffen, dass sich viele zukünftige Mechaniker weiterhin für Oldtimer begeistern, damit sie nicht vollständig von den Straßen verschwinden“, mahnt Benedek Molnar vor dem Zahn der Zeit und widmet sich wieder der Wartung eines Vierzylinder-Boxermotors eines VW-Käfers, seinem neuesten Projekt.


Zur Ausbildung

Landesinnung der Fahrzeugtechnik, 

Fachgruppengeschäftsführer Ing. Karl Tinhof 

KFZ-Lehrlinge werden tatsächlich nicht mehr routinemäßig für die veraltete Fahrzeugtechnik geschult. Allerdings finden immer wieder Spezialausbildungen statt. So gab es zum Beispiel an der Berufsschule Pinkafeld ein Projekt, wo ein alter Renault 4, Baujahr 1977, von Grund auf restauriert wurde. Die Möglichkeit der freiwilligen Teilnahme wurde mit großem Interesse von den Schülerinnen und Schülern angenommen. Natürlich muss man sagen, dass in den kommenden Jahren immer weniger fachkundige Mechanikerinnen und Mechaniker für Oldtimer vorhanden sein werden. Wir sind aber zuversichtlich, dass das Wissen über die alte Technik nicht vollständig aussterben wird. Denn der Beruf des KFZ-Technikers bzw. der KFZ-Technikerin bringt schon eine gewisse Affinität zum Fahrzeug mit sich und es wird weiterhin immer Menschen geben, die sich für die außergewöhnlichen Fahrzeuge interessieren. Seitens der Landesinnung werden wir auch immer wieder Spezialprojekte anbieten, um den Schülerinnen und Schülern die alte Technik näherzubringen.

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