Reportage

Daheim bei Luise

„Altenheim“ war gestern. In Pinkafeld definiert das Haus St. Vinzenz die moderne Alten- und Pflegebetreuung ganz neu. Von der Tagesbetreuung und dem Betreuten Wohnen bis hin zur Pflege und Betreuung findet die ältere Generation hier eine ganz besonders warmherzige Lebens- und Wohnqualität, die im neuen Haus Luise die Ergänzung erfährt.

Foto: Eva Maria Kamper

Im September wird das Haus Luise eröffnet.

 

Die externe Erweiterung des Haus St. Vinzenz mit dem neuen Haus Luise bietet ein Tageszentrum und Betreutes Wohnen mit Gartenanlage. Benannt nach Luise von Marillac, die gemeinsam mit Vinzenz von Paul die Ordensgründerin der Gemeinschaft der Vinzentinerinnen war. Und das auf dem neu sanierten, grünläufigen Areal der ehemaligen Turbakaserne in Pinkafeld. Vor allem die Tagesbetreuung wird dabei auf neue Füße gestellt.

Als sich die ersten Senioren auf der Baustelle umschauen, riecht es noch dezent nach Mörtel und Bodenversiegelungslack.Schon bald soll hier aber der Duft von selbstgebackenem Brot in der Luft schweben. Denn wenn im September das Tageszentrum im neuen Haus Luise eröffnet wird, wird hier der Backofen glühen. Das gemeinsame Brotbacken wird ein Herzstück des Betreuungskonzeptes, bei dem sich die Tagesgäste beteiligen können, wenn sie das möchten. „Die ältere Generation möchte etwas schaffen, etwas Sinnbringendes fertigen. Etwas tun, das sie womöglich ihr ganzes Leben gerne gemacht haben. Wir starten hier – angeleitet von einem Küchenteam – mit dem Backen vom ‚St. Vinzenz Brot‘ nach altem Rezept, das dann selbstversorgend den Bedarf im ganzen Haus St. Vinzenz decken wird“, schildert Heimleiter Josef Berghofer. Das Credo ist: Mitarbeiten nach Lust und Laune, egal ob in der Werkstätte, im Garten, im Haushalt oder in der Backstube. Oder es sich einfach gemütlich machen, plaudern, singen, lachen, oder einen Film schauen.

Externer Standort fürs Tageszentrum

Im Unter- und Erdgeschoß des neu sanierten Hauses Nr. 19 am Kasernenareal in der Turbagasse bieten großzügig angelegte, moderne Räumlichkeiten viel Platz für das Tageszentrum. Alles barrierefrei, versteht sich. Auch die Sanitäranlagen sind mit Stützgriffen und Notfallsystemen ausgestattet. Die Auslagerung des Standortes bringt nicht nur wegen Corona Vorteile. „Die bisherige Senioren-Tagesbetreuung (integriert im Pflegeheim) musste seit März geschlossen bleiben, da das Risiko für unsere stationären Bewohner zu hoch gewesen wäre. Auch psychologisch hat der externe Standort auf dem schönen Kasernenareal jenen Sinn, dass die Tagesgäste nicht das Gefühl erhalten, sie wären schon die nächsten Anwärter auf den stationären Platz. Schließlich wollen wir mit dem Programm die Vitalität der älteren Menschen fördern“, so Berghofer. Die Leiterin des Tageszentrums, Rosalinde Osterbauer, ist voller Tatendrang und Vorfreude. „Ich freu mich schon so auf mein Team und die Gäste. Ich kann die Umsetzung der bunten Ideen für die gemeinsame Zeit gar nicht mehr erwarten“, lacht sie. Die tageweise Betreuung soll den Alltag der Senioren verschönern und die Angehörigen entlasten. Zwölf Plätze sind dafür vorgesehen.

Betreutes Wohnen Plus

Und es geht weiter im 2.800 m2 großen Haus. Im ersten Obergeschoß befinden sich elf Wohnungen nach dem Betreuten Wohnen Plus Konzept. Wer schon einmal eins der renovierten Häuser der ehemaligen Turbakaserne von innen gesehen hat, weiß, was für ein Zauberwerk Familie Pöll mit ihrem Team hier geschaffen hat. Die hellen, hohen Räume mit den wunderschönen Echtholzböden sorgen für eine ganz besondere Atmosphäre.

Die Wohnungen sind in drei verschiedenen Ausführungen zwischen 40 und 60 m2 gestaltet worden. Angepasst an die Bedürfnisse älterer Menschen ist auch die Grundausstattung der Appartements: So findet man rutschfeste Materialien, Griffe im Bad und kleine sicherheitsbringende Details, die den Alltag erleichtern.
„Als 2013 das Alten- und Pflegeheim St. Vinzenz um den Neuzubau mit dem Betreuten Wohnen erweitert wurde, waren die Wohnungen quasi schon bei der Verkündung der Idee vergriffen“, erinnert sich der engagierte Heimleiter, „deshalb freut es mich umso mehr, dass wir hier im ersten Obergeschoß auch weitere Wohnungen nach dem Konzept des Betreuten Wohnens anbieten können.“ So stehen die Pflegefachkräfte Montag bis Freitag im Zuge ihrer Tätigkeit im Tageszentrum auch für die Bewohner im Betreuten Wohnen bei Bedarf zur Verfügung. Einkaufsorganisation, Essenslieferung, Wohnungsreinigung, Pflegeleistungen und vieles mehr kann aus den Angeboten vereinbart werden. Eine Nachtrufbereitschaft rundet die Betreuung für 24 Stunden ab. Ganz individuell auf jeden Menschen abgestimmt. Privatsphäre wird groß geschrieben. Wohnen wie daheim.
Das Konzept der kontinuierlichen Betreuung und Begleitung durch vertraute Ansprechpartner steht dafür, Probleme zu erkennen und Lösungen anzubieten. Besonders wenn man sieht, dass die Zeit gekommen ist. Wenn der Pflegebedarf erhöht ist und ein Bewohner nicht mehr alleine wohnen kann. Das gesamte Konzept wird von der mobilen bis zur stationären Betreuung bzw. Pflege als eine Verschränkung angesehen, die sehr flexibel ist. So viel wie nötig, so wenig wie möglich und so lange wie möglich selbst finanzierbar und leistbar. Aber im Fall des Falles ist jemand da und Lösungen stehen zur Verfügung.

In nächsthöheren Stockwerken befinden sich weitere Wohnungen von Pöll Immobilien, wo im Bedarfsfall das Konzept des Betreuten Wohnens „dazugebucht“ werden kann.

Moderne Technologie im Maßanzug

Die Digitalisierung ist im Haus Luise auch am Zahn der Zeit: „Wir testen das innovative ‚Ambiant Assisted Living System‘ (AAL). Dadurch kann mit modernen unterstützenden Technologien die Sicherheit der Bewohner auf unterschiedliche Weise gewährleistet werden. Und auch hier gilt wieder: Individualität. Wenn wir merken, dass es Sinn macht, einem Bewohner zB. einen Sturzsensor zu installieren, haben wir hier die technischen Möglichkeiten dazu und werden das Gespräch diesbezüglich suchen“, schildert Berghofer. Niemand soll das Gefühl bekommen, im Generalverdacht „überwacht“ zu werden. Sicherheit im Maßanzug quasi.

Kooperation mit ELER-Förderprogramm

Der Umbau ist in den vergangenen eineinhalb Jahren erfolgt. Corona hat zum Glück nur eine kurze Verzögerung verursacht. Die Kosten von 1,6 Millionen Euro wurden vom Haus St. Vinzenz vorgestreckt, wobei eine Zusage zur Kostenübernahme vom ELER-Förderprogramm für ländliche Entwicklung vorausgegangen ist. Im September zieht Leben in das Haus ein, einige Wohnungen sind noch frei. Was wohl Ordensgründerin Luise von Marillac dazu sagen würde? Mit Sicherheit wäre sie stolz, würde singend durch die Räume tanzen und sich das „St. Vinzenz Brot“ schmecken lassen.


Beteiligte Firmen

Bei der Sanierung des ehemaligen Kasernengebäudes, die von PIK Süd GmbH durchgeführt wird, waren regionale Firmen involviert. Die Tripamer Bau Gmbh aus Pinkafeld hat sich um den Umbau gekümmert und mehrere Subfirmen zur Unterstützung an Bord geholt. Tischlerei Thomas Zapfel gestaltet die Raumkonzepte für den Wohn- und Küchenbereich. HTC Haustechnik Consult GmbH aus Hartberg ist für die Planung und Installation der Heizungs-, Lüftungs- und Sanitäranlagen verantwortlich. Licht-Loidl GmbH aus Pinkafeld sorgt für das richtige Licht und Paar Ferdinand Gastronomiebedarf GesmbH liefert die Küchen.


Die Senioren freuen sich auf das gemeinsame Backen.

Heimleiter Josef Berghofer zeigt die behindertengerechte Ausführung.

Großzügig angelegte Räumlichkeiten lassen viel Platz zur gemeinsamen Gestaltung.

Tageszentrumsleiterin Rosalinde Osterbauer ist startbereit.

Die zukünftigen Bewohnerinnen freuen sich auf eine gute Nachbarschaft.

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