Reportage

Ein Jagdhaus für die Gemeinde Kaindorf

Die Meinungen zum Thema Jagd gehen weit auseinander. Keine Massentiertransporte und keine Haltung auf Vollspaltenböden sind für viele das Argument „wenn Fleisch, dann vor allem Wildfleisch“ zu konsumieren. Vielmehr sind es bei der Jagd Themen wie Winterfütterung, die für eine Überpopulation sorgt, oder die Gatterjagd, mit denen sich Jäger kritisch auseinandersetzen müssen. In Hofkirchen errichtet die Jägerschaft ein eigenes Jagdhaus. Hier wird das erlegte Wild zum Verkauf angeboten, was Raum bietet, über die Jagd zu diskutieren und aufzuklären.

(c) Olga Seus

Das neue Jagdhaus wird in Kürze fertig gestellt sein.

 

Ein regnerischer Abend in Hofkirchen. Doch das schreckt die Besucher*innen nicht ab, die Gleichenfeier ihres neuen Jagdhauses zu begehen. Hier kann zukünftig vom Hegering (dieser setzt sich aus vier Jagdrevieren zusammen, Anm. d. Red.) erjagtes Wild auch von Privatpersonen erworben werden. In diesem Fall besteht der Hegering aus den Jagden Hofkirchen, Kaindorf, Dienersdorf und Kopfing. Hier im Jagdhaus wird das Wild verpackt und zum Verkauf angeboten. Innerhalb einer Woche muss es verkauft sein – so will es die gesetzliche Vorgabe. Das Haus selbst entsteht vorwiegend in Eigenleistung der Jägerschaft. „Dass alle in einem Hegering zusammenarbeiten, ist etwas ganz Besonderes, meist gibt es zwischen den Jagden viel Konkurrenz“, erklärt Kaindorfs Bürgermeister Thomas Teubl, der selbst den Jagdschein gemacht hat. Die Jagdmitglieder seien völlig unterschiedlich. „Es gibt welche, die oft auf die Pirsch gehen. Und manche gehen gar nie raus“, weiß Thomas Peheim, Obmann der „Jaga-Hofkirchen“. Letztlich sei es so, dass Jäger in 80 Prozent der Fälle, in denen sie im Wald sind, nur beobachten. Er selbst gehe sogar in der Schonzeit in den Wald, allerdings dann ausgerüstet mit einer Kamera. Mit den Fotos könne der Bestand leichter abgeschätzt und überwacht werden. 

Jäger und Förster

„Grundsätzlich schießen wir eher das kranke Wild und was der Abschussplan vorgibt“, klärt Peheim auf. Dieser wird auf Grundlage von Wildzählungen durch das zuständige Bezirksjagdamt nach Alter und Geschlecht festgelegt und muss von der jeweiligen Jagd erfüllt werden. Die Einhaltung wird kontrolliert und nach Abschluss des Jagdjahres müsse gegebenenfalls nachgeschossen werden. „Ohne diese Abschusspläne würde das Wild – aufgrund keiner natürlichen Feinde mehr – überhandnehmen. Vor allem für die Forstwirtschaft wäre das schlimm. Rehe fressen gerne junge Bäume. Insofern kann eine Rehüberpopulation eine Waldverjüngung erschweren oder sogar verhindern. Aber genau in Zeiten wie diesen, wo ein Umdenken bei den Waldbesitzern stattfindet von reinen Fichten- zu mehr Mischwäldern, haben wir einen eher jungen und damit gefährdeten Baumbestand“, erklärt Bezirksförster Stefan Schwaighofer. Dementsprechend seien auch nicht die Jäger diejenigen, die für höhere Abschussquoten plädieren, sondern vielmehr die Waldbesitzer. 

Auch verunfallte Tiere werden beim Abschussplan berücksichtigt. Wenn ein Unfall geschieht, muss der Jäger gerufen werden, der das verletzte Wild dann meist nur noch erlösen kann. Oft passiert es aber auch, dass angefahrene Rehe im Schock noch in den Wald laufen, wo sie im Unterholz liegen bleiben. Die oft stundenlange Suche des Jägers nach dem verletzten Tier gehöre eben auch zur Jagd, betont Peheim.

Ein klares Bekenntnis gegen die Gatterjagd

Zum viel diskutierten Thema der Gatterjagd hat Peheim eine klare Meinung: „Kein Tier soll gezüchtet werden, um wegen der Freude des Menschen am Schießen zu sterben“, positioniert er sich deutlich. Jagd soll nicht als reiner Selbstzweck des Menschen gesehen werden, sondern in seiner ureigensten Form das Wild hegen. Dementsprechend sei es gut, dass die Gatterjagd in der Steiermark verboten ist. Das Burgenland hinkt hier hinterher. Dort soll das Verbot erst 2023 in Kraft treten. Diese Treibjagd innerhalb eines eingezäunten Stücks Wald, dem „Gatter“, gilt in der öffentlichen Diskussion als klarer Verstoß gegen den Tierschutz. Meist werden die gejagten Tiere zuvor extra gezüchtet und erst kurz vor der Jagd ausgesetzt. Da sie sich kaum auskennen und die Gatter nicht besonders groß sind, ist die Chance auf einen tödlichen Treffer sehr hoch. Genau solche Veranstaltungen seien es, die die Jagd in Verruf bringen, weiß man auch bei den „Jaga-Hofkirchen“.

Auch den Vorwurf, im Winter die Tiere extra anzufüttern, um sie im Sommer dann jagen zu können, will Peheim nicht hören: Seit sieben Jahren wird in der Jagd Hofkirchen nicht zugefüttert – mit dem Ergebnis, dass die Population weder angestiegen noch geschrumpft ist. Was gleich bleibt, ist die Qualität dieses „natürlichsten Fleisches“ wie Bürgermeister Thomas Teubl sagt, der auch weiter ausführt: „Von der hervorragenden Qualität kann sich jeder überzeugen und dabei mehr über die Jagd erfahren. Denn das neue Jagdhaus soll auch ein Gesellschaftshaus sein.“



Thomas Peheim, Obmann der „Jaga-Hofkirchen".

Thomas Peheim am Hochstand mit Kamera.

Kaindorfs Bürgermeister Thomas Teubl und Thomas Peheim bei der Gleichenfeier des Jagdhauses.

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