Reportage

„Grüne“ Weihnacht? Eine ökologische Spurensuche

Klimaschutz ist ein Thema, um das kaum jemand herum kommt. Vielfach wird die Frage aufgeworfen, was man angesichts globaler Klimaveränderungen als Einzelner ausrichten könne. Gerade jetzt zur Adventzeit ist die Frage rund um das Thema Weihnachtsbaum interessant. Ist der geschlägerte Baum, der rund zwei Wochen nach dem Fest entsorgt wird, überhaupt noch zeitgerecht? prima! hakt nach.

Foto: Shutterstock

 

Das Symbol für Weihnachten schlechthin ist der Christbaum. Die Sitte, sich etwas Grünes ins Haus zu holen, gab es schon in der Antike. Doch erst ab dem 14. Jahrhundert kam der Christbaum auf, belegt durch Rechnungsbücher verschiedener Zünfte in deutschen Reichsstädten. Über Deutschland nach Europa und bis nach Amerika verbreitete er sich. Lange blieb er bürgerliches Brauchtum, erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurde er in katholischen Kirchen erlaubt.

Der lebende Baum: eine ökologisch sinnvolle Alternative?

Längst hat der geschlagene Weihnachtsbaum Konkurrenz bekommen. Zum einen durch Plastikbäume, zum anderen durch Bäume im Topf, sogenannte „lebende Weihnachtsbäume“. Klar, dass aus ökologischer Hinsicht letzterer zu bevorzugen ist. Oder etwa doch nicht? Möchte man beispielsweise rund um Hartberg einen lebenden Christbaum erwerben, hat man nicht viel Auswahl. Die beiden großen ansässigen Gärtnereien Bayer und Loidl winken gleich ab. Erst bei einem bekannten Baumarkt im Gewerbegebiet von St. Johann in der Haide wird man fündig. Dort gibt es zwei Sorten: Nordmanntanne und Blaufichte.

Die Nachfrage, woher die Bäume stammen, führt in eine Sackgasse. Bekannt ist, über welchen Vertrieb die Baumarktleitung für ganz Österreich die Bäume bezieht. Firmensitz ist in Deutschland, deren Webseite verspricht ansässige Bäume, jedoch ergänzt durch Zukäufe aus „fast ganz Europa“. Es wird klar, dass es sich bei den Baumarktbäumen um klimaunfreundlich mit dem Laster angereiste handelt. Ist das also der gesuchte Ökoweg?

Es gibt keine Anwuchsgarantie

Was macht einen lebenden Christbaum aus? Das sind Tannen oder eben auch Fichten, die vorm Verkauf ausgestochen werden. Jedoch werden die verzweigten und weit in den Boden reichenden Wurzeln gekappt, oft geht der Baum kaputt. Wie viele Bäume durchkommen, kann man nicht sagen, eine Anwuchsgarantie gibt es nicht. Gärtnerei-Besitzer Peter Loidl aus Kaindorf drückt das noch pessimistischer aus: „Die sogenannten lebenden Bäume sind oft schon tot, wenn sie verkauft werden.“

Regionalität heißt das Zauberwort

Nachgefragt bei Andrea Radl von „Natur im Garten“ kommt die Auskunft: „An erster Stelle sollte Regionalität stehen.“ Letztendlich rät auch sie von lebenden Christbäumen als Containerpflanzen von irgendwoher ab. Bei regionalen Produkten ist der CO2-Ausstoß für die Anfahrt deutlich reduziert. „Zudem bleibt die Wertschöpfung vor Ort“, ergänzt der Hartberger Christbaumhändler Martin Spörk. Er selbst legt Wert auf österreichische Bäume und plädiert für deren Naturhaftigkeit: „Wenn man etwas ganz gerade Gewachsenes sucht, sollte man einen Plastikbaum nehmen. Der Baum ist nun einmal ein Stück Natur und hat seinen Wuchs.“

Dass allerdings ein Plastikbaum nicht dem ökologischen Gedanken entspricht, ist selbstredend. „Um Weihnachten auch aus ökologischer Hinsicht sinnvoll zu gestalten, sollte Plastik in jeglicher Form vermieden werden“, ergänzt Andrea Radl. Damit sind auch Umverpackungen von Plätzchen oder Geschenken gemeint. Ideelle Geschenke wie gemeinsame Zeit sind eine schöne Alternative. Und selbstgemachte Kekse schmecken ohnehin immer am besten. Auch selbstgebastelter Schmuck ist im ökologischen Sinn zu bevorzugen.

Der traditionelle Christbaum: schön und ökologisch sinnvoll zugleich.

Fazit: Beachtet man den Umweltschutz, landet man beim heimischen Baum. So vereint etwa der steirische Weihnachtsbaum, geschlagen in einem hiesigen Wald, geschmückt mit roten Äpfeln aus der Region, mit selbstgemachten Strohsternen und selbstgebackenen Lebkuchen den ökologischen Gedanken mit liebgewonnener Tradition. Mit diesem guten Gewissen kann Weihnachten gerne kommen.


Lebendbaum
Ein Lebendbaum – um in den Topf zu passen, werden die empfindlichen Baumwurzeln beim Ausstechen gekappt, das verträgt nicht jeder Baum. Regional ist nur der geschlagene Weihnachtsbaum. Das prima! Recherche-Ergebnis: Die angebotenen lebenden Christbäume sind von irgendwo aus Europa, vertrieben in Deutschland

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