Nicole MÜHL / 28. November 2024
© Nicole Mühl
Christian Dax mit seiner Frau Monika und seiner Tochter Anna Rosa
Wie eine Kinoleinwand wirkt die riesige Glasfront im Wohnzimmer. Dahinter zeigt sich der Naturgarten an diesem sonnigen Novembermorgen von seiner schönsten Seite. Und dennoch wird der Blick abgelenkt von einem kleinen, blauen, stacheligen Wesen, das an der Scheibe klebt. „Das ist das Zahnputzmonster“, erklärt Christian Dax lachend. Daneben sind ein ausgeschnittener Papierigel und die auf einem A4-Zettel gemalte österreichische rot-weiß-rote Fahne mit einem Tixo-Streifen fixiert. Das ist nicht nur das Haus eines Juristenehepaars bzw. eines Politikers. Es ist vor allem das Haus einer Dreijährigen, die den puristischen und minimalistischen Stil der Einrichtung mit dem selbstverständlichen Chaos eines Kindes durchbricht. Die Eltern nehmen schulterzuckend und lächelnd zur Kenntnis, dass Anna Rosa das Haus, in das die Familie erst vor rund zwei Jahren eingezogen ist, dominiert. „Ich hätte mir nie vorstellen können, von Eisenstadt nach Oberwart zu ziehen. Das hat sich grundlegend geändert“, sagt Monika Dax und lässt sich während des Gesprächs gelassen die Haare von ihrer Tochter frisieren.
Eine Karriere zwischen Tuba und Paragrafen
Der Name Dax ist im Burgenland kein unbekannter. Als Nachkomme einer traditionsreichen Rechtsanwaltsfamilie war der Weg für Christian Dax eigentlich vorgegeben. „Ich wollte nie der kleine Dax sein. Ich wollte mich nie einfach nur zurücklehnen und auf meine Familie verlassen, sondern meinen eigenen Weg gehen und mir die Dinge selbst erarbeiten“, erzählt er. Seine Biographie unterstreicht seine Worte.
Die Juristerei war anfangs nur seine zweite Wahl. Im Alter von 14 hat er eine Leidenschaft für die Tuba entwickelt. Geübt wurde vier bis fünf Stunden täglich. Nach der Matura war für ihn klar, dass er Musik studieren will, um eine Profikarriere anzustreben. Auf Wunsch seiner Eltern studierte er nebenbei Jus. „Überraschenderweise war ich damit recht schnell fertig und hatte das Glück, während meines Gerichtsjahres zu einem Richter zu kommen, der ebenfalls Musiker war. Der hat mich sehr dabei unterstützt, mein Musikstudium ebenfalls abzuschließen“, erzählt Christian Dax. Inzwischen hatte er sich längst eingestanden, dass es für eine Orchesterkarriere nicht ausreichen würde. Dennoch brachte er Begonnenes zu Ende. Im Juni 2012 spielte er in der Wallfahrtskirche Mariatrost sein letztes Konzert – Te Deum von Bruckner. Danach stellte er sein Instrument zur Seite und konzentrierte sich ausschließlich auf seine Rechtsanwaltskarriere.
Für ein Jahr übersiedelte er im Alter von 24 nach Amerika und absolvierte in Bloomington den Master of International Business Law und in New York die Anwaltsprüfung. „Ich habe in meinem Leben so viele Chancen gehabt, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen. Für mich ist es eine Verpflichtung, etwas zurückzugeben“, sagt er als Erklärung für seine politische Tätigkeit. Von 2017 bis 2020 war er unter Hans Niessl Landesgeschäftsführer der SPÖ Burgenland. Seit der Ära Doskozil ist er Landtagsabgeordneter.
Politischer Rebell
Die Politik sei für ihn die Ergänzung zu seinem Beruf. Der Großvater war Ende der 1980er-Jahre ÖVP Klubobmann und später Landtagspräsident. Auch hier wäre der politische Weg vorgezeichnet gewesen. Ob ihm sein Großvater übel nimmt, dass er sich für die SPÖ entschieden hat? „Mein Opa ist ein Sir. Er ist neben Helmut Schmidt mein größtes politisches Vorbild. Wir diskutieren viel. Meinen Weg hat er mich immer gehen lassen – er ist ein sehr toleranter und verbindender Mensch“, lächelt der Jurist und Politiker.
Seine Unabhängigkeit sei ihm wichtig. Auch, wenn das bedeutet, nicht immer Liebkind zu sein, wie man seiner Stellung innerhalb der SPÖ nachsagt. „Ich werde der SPÖ Burgenland gegenüber immer loyal sein, aber mir auch die Freiheit nehmen, intern konstruktive Kritik zu üben“, betont er. Auch für den kommenden Wahlkampf geht er seinen eigenen Weg. „Ich bin nicht der Politiker, der zig Fotos von Veranstaltungen postet, die ich besuche. Wenn ich dort bin, geht es mir um die Menschen und Inhalte und nicht darum, ein gutes Facebook-Foto zu machen“, sagt er.
Über die Politik hat er seine Frau Monika kennengelernt. Auch sie ist Juristin, war Leiterin der Finanzabteilung im Amt der burgenländischen Landesregierung und Referentin im Büro des damaligen Landeshauptmannes Hans Niessl. „Nach Oberwart zu ziehen, konnte ich mir damals schwer vorstellen“, lacht sie. Inzwischen ist sie als Bezirkshauptmann-Stellvertreterin in Oberwart für die Bereiche Sicherheit und Verkehr zuständig und genießt die Vorzüge der Stadt. Oberwart ist zu ihrer Heimat geworden.
Nachhaltig und funktional: Ein kompaktes Zuhause in Oberwart
Was Monika Dax hier besonders schätzt, ist die Infrastruktur. „Ich erreiche alles zu Fuß.“ Lange hat das Ehepaar Dax nach einem Grundstück gesucht. Es sei ein Glücksfall gewesen, dieses mitten in der Stadt zu bekommen. „Wir hätten auch ein bestehendes Haus saniert“, sagt Christian Dax, doch das Gebäude, das sich auf dem Grundstück befand, war etwa 15 Jahre leergestanden, der Dachstuhl sogar eingefallen gewesen, erzählt das Ehepaar. Da half nur mehr wegschieben und neu bauen. Das Thema Nachhaltigkeit war dabei zentral. Es sollte ein kompaktes Haus werden, in Holzbauweise, nachhaltig mit PV -Anlage. Geheizt wird durch Erdwärme. Alles ist ebenerdig.
„Im Grunde haben wir nur vier Räume“, streicht Monika Dax die Kompaktheit des Hauses hervor. Keller braucht die Familie keinen, denn nichts wird gehortet. Nichts steht herum, das ablenkt. Funktionalität schafft eine klare Übersicht. „So war es gedacht“, lacht das Ehepaar. Regie im Haus führt eindeutig die dreijährige Anna Rosa. „Ich habe zu unserem Architekten gesagt, er soll das Kinderzimmer extra klein halten, damit Anna viel Zeit mit uns verbringt“, witzelt Christian Dax.
Der Garten und die Terrasse stehen im Zentrum, deshalb sind sie auch von jedem Raum – auch vom Badezimmer aus – begehbar. Zu entdecken gibt es in diesem Garten vieles – nicht nur für Kinderaugen. Eine Sitzecke mit Feuerschale, Naturinseln mit Gräsern und Sträuchern, Hochbeete, Dachplatanen, die im Sommer für Sonnenschutz und im Spätherbst für die buntesten Blätter sorgen. Dann im warmen Wohnzimmer sitzen wie im Kino, hinausblicken, seinen Gedanken nachhängen, bis die bunten Zeichnungen wie lebendige Projektionen wirken, die durch den Garten tanzen. „Das ist unser Ruhepol“, sagt Monika Dax. „Hier sind wir angekommen.“
Mitten in der Stadt Oberwart haben Monika und Christian Dax mit ihrer Tochter Anna Rosa ihr Zuhause gefunden. Gebaut wurde ebenerdig.
Die Terrasse und der Garten wirken wie die Erweiterung des Hauses. Durch die großen Glasflächen stehen sie immer im Blickfeld. Für Monika und Christian Dax war es wichtig, von jedem Raum aus direkt in den Garten zu gelangen. Selbst das Badezimmer hat eine Balkontür. „Der Garten trägt dieselbe Handschrift wie der Stadtgarten Oberwart“, freut sich das Ehepaar. Viel gibt es darin zu entdecken. Eine Sitzecke mit Feuerschale, eine Ecke für Hochbeete, Inseln mit Gräsern. Die Beschattung ist ebenfalls natürlich: Drei Dachplatanen sorgen für Sonnenschutz.
Klare Linien, keine Muster – darin waren sich Monika und Christian Dax bei der Einrichtung sofort einig.
Durch die ebenerdige Bauweise entstand ein langer Gang. Deckenfenster sorgen auch hier für natürliches Licht.
Das aufgeklebte Zahnputzmonster, ein Papierigel und die österreichische Fahne kleben an der Fensterfront im Wohnzimmer. Alles im Hause Dax ist unaufgeregt und gelassen. Tochter Anna Rosa durchbricht den puristischen Stil mit dem selbstverständlichen Chaos einer Dreijährigen.
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