Reportage

Immer wieder Helden

Sie leisten Großartiges. Innerhalb weniger Minuten sind sie zur Stelle, wenn das Schicksal knallhart zuschlägt. Gerade in den letzten Wochen haben Bilder von Überschwemmungen und Wirbelstürmen gezeigt, wie wichtig der Einsatz der Feuerwehren ist. Ein Blick auf die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Oberwart – voll Wertschätzung gegenüber allen Einsätzkräften.

Foto: zVg

Das Feuerwehrhaus wurde am heutigen Standort 1995 offiziell eröffnet.

 

Eigentlich beginnt die Geschichte der Oberwarter Feuerwehr mit einem fürchterlichen Brand. Vom 4. auf den 5. März 1883 kam es im Oberwarter Obertrum in der Dombhát-utca (Hügelgasse) zu einem Großbrand, der 35 Häuser zerstörte. Es war nur dem Eingreifen der Feuerwehren aus der Nachbarschaft zu verdanken, dass Oberwart nicht völlig zerstört wurde. Eine eigene Feuerwehr gab es im Ort nicht. Die wenigen Geräte waren defekt und zudem war niemand eingeschult, um diese überhaupt bedienen zu können.

In jedem Fall war dieser Brand Anlass, dass in Oberwart offiziell am 5. August 1883 eine Feuerwehr gegründet wurde. Zum ersten Kommandanten wurde Friedrich von Koczor gewählt, der damit auch als der Gründer der Feuerwehr Oberwart in die Stadtgeschichte einging. Ihm gelang die Aufstellung der ersten Mannschaft, die stolze 100 Mann betrug.

Es wurde auch ein neues Feuerwehrlöschgerät angekauft. Zudem besagte eine neue feuerpolizeiliche Verordnung, dass keine Holzhäuser mehr errichtet werden durften und auch das Eindecken mit Stroh wurde untersagt. Eingehalten werden konnte dies aber freilich nicht. Immerhin war es eine Frage des Geldes. In der heutigen Bahnhofstraße auf Höhe des Modegeschäfts Gober & Gober wurde 1889 das erste Haus für die Feuerwehr errichtet. Bis 1939 war sie hier beheimatet. Jene Männer, die bei Alarm als Erste mit ihren Pferden zur Stelle waren, wurden mit einer Geldprämie belohnt.

Feuerwehrhaus statt Synagoge

1938 wurde die Freiwillige Feuerwehr Oberwart an das Deutsche Reich angeschlossen und der Polizei unterstellt. Innerhalb von 24 Stunden musste die jüdische Gemeinde die Synagoge räumen. Diese sollte zu einem Feuerwehrhaus umgebaut werden. Dass das Gebäude auch später nie wieder an seinen Ursprung erinnerte, bleibt ein trauriges Kapitel in der Geschichte der Stadt. Inzwischen wurde sogar die wunderbare Deckenmalerei der einstigen Synagoge übermalt und ist scheinbar völlig in Vergessenheit geraten. Heute ist hier die Musikschule beheimatet.

Doch zurück zum Jahr 1938. Das Vorhaben, aus der Synagoge ein Feuerwehrhaus zu errichten, war wohl auch der Grund, warum dieses ehemalige jüdische Gebetshaus in Oberwart in der Reichskristallnacht nicht beschädigt wurde. 1939 wurde der Umbau durchgeführt. An der Nordseite wurde ein Schlauchturm angebaut. Als 1945 die Besatzungszeit begann, haben Truppen der Roten Armee alles, was für sie von Nutzen war, geplündert. Fast die gesamte Ausrüstung musste neu angekauft werden.

Herausforderung Hochhaus

In den 1970er Jahren bekam Oberwart sein „Wahrzeichen“: das Hochhaus. Das stellte die Feuerwehr vor eine völlig neue Herausforderung. Rettungsübungen bis zum 7. Stock des 14-stöckigen Gebäudes wurden durchgeführt, um im Brandfall die Bewohnerinnen und Bewohner sicher aus dem Gebäude zu bringen. 1989 kaufte die Stadtgemeinde schließlich auch eine Drehleiter mit 30 Meter Einsatzhöhe. Sukzessive wurden die Aufgabengebiete und Einsätze der Feuerwehr immer mehr und das Gebäude der ehemaligen Synagoge erwies sich schließlich als zu klein.

Nach langer Standortsuche kam es im September 1993 zum Spatenstich für das neue Feuerwehrhaus am ehemaligen Schlachthofgelände. Architekt Hans Gangoly plante das Gebäude und am 27. Mai 1995 wurde das neue Feuerwehrhaus mit einem Festakt eröffnet.

Heute ist die Stadtfeuerwehr Oberwart auch eine Bezirksstützpunktwehr und ist mit einem Katastrophenlager ausgestattet. 67 aktive Feuerwehrmänner, sechs Reservisten und elf Jungfeuerwehrmänner umfasst die Mannschaft. Frauen gibt es keine. Das Gebäude ist dafür nicht ausgerichtet und müsste für einen eigenen Bereich sehr aufwendig umgebaut werden. Dies scheint aber das einzige Relikt der modern ausgerüsteten Wehr zu sein.

Die Arbeit der Feuerwehrmänner ist freiwillig und ehrenamtlich. 356 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag. Ihre Einsätze sind oft lebensrettend. Und dafür kann man den Feuerwehren, den Oberwartern und allen Wehren weltweit, nicht herzlich genug danken.


1939 wurde die ehemalige Synagoge zum Feuerwehrhaus umgebaut.

Kauf eines Löschwagens im Jahr 1925.

Das erste Feuerwehrhaus in der heutigen Bahnhofstraße.

Feuerwehr im Jahr 1927 mit Löschgerät im Einsatz.

Eine Frauenfeuerwehr

hatte Oberwart von 1942 bis 1945. Weil der Großteil der Männer im Zweiten Weltkrieg einberufen wurde, übernahmen die Frauen die Aufgaben der Feuerwehr.


72 Einsätze

hat die Feuerwehr Oberwart allein von 2. Jänner bis 22. Juli 2021 durchgeführt.


Notruf 122

ter dieser Nummer erreichen Hilfsuchende die Landessicherheitszentrale. Geben Sie unbedingt den genauen Standort und den Grund des Anrufes an. Dieser Alarm wird per Funk an die Einsatzkräfte weitergegeben. Natürlich verfügt Oberwart auch über Sirenen, die durch den „stillen Alarm“ aber kaum zum Einsatz kommen.


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