Nicole MATSCH / 26. November 2025
© Rainer Scheiblhofer
Idyllisch in der oststeirischen Hügellandschaft gelegen, ist Kaindorf Zentrum der Ökoregion und stark in der Infrastruktur.
Energie, die im Ort bleibt
Über der Park-&-Ride-Anlage neben der Mehrzweckhalle spannt sich ein Dach aus Stahl und Photovoltaikmodulen – 5.000 m2, die Kaindorf ein Stück energieautonomer machen. „Wir sparen damit 500 Tonnen CO2 im Jahr“, sagt Bürgermeister Thomas Teubl. Der nächste Schritt ist bereits in Arbeit: ein großer Speicher, der die Tagesproduktion in die Nachtstunden verlängert. Rund 83 gemeindeeigene Zählerpunkte – von Pumpstationen über Schulen bis zur Vereinsinfrastruktur – sollen künftig zentral gesteuert und effizienter versorgt werden. „Wenn wir das intelligent managen, sparen wir bis zu 100.000 Euro pro Jahr“, so Teubl.“
Kaindorf arbeitet auch an einer Energiegemeinschaft, die künftig der Bevölkerung gleichbleibend günstigen, stabilen Strom liefern soll. Aber Teubl ist Realist: „Das dauert noch ein Jahr. Erst muss alles wirklich funktionieren.“ Für ihn ist dennoch klar: „Wir bauen an der Zukunft“ – und das nicht nur im Energiesektor.
Wohnen in einer wachsenden Gemeinde
Erstmals leben mehr als 3.000 Menschen in Kaindorf. Die letzten vorhandenen Bauplätze waren in wenigen Wochen vergeben. Nun entsteht ein neuer Flächenwidmungsplan: kompakt, entlang bestehender Infrastruktur – aber mit zusätzlichem Raum für junge Familien und Rückkehrer. „Wenn wir keine Bauplätze haben, ziehen die Leute weg“, weiß der Bürgermeister.“
Ein Kernprojekt – und besonderes Anliegen – ist das „Generationenwohnen“, das mit ÖWG Wohnbau entwickelt wird: barrierefreie Einheiten unten, Familienwohnungen mit Terrasse darüber, kleine Starterwohnungen ganz oben. „Wohnen muss sich innerhalb eines Hauses verändern können“, sagt Teubl. Ein Ansatz, der künftige Lebensphasen mitdenkt.
Wasser sichern, Wasser bremsen
Während Energie und Wohnen sichtbare Themen sind, arbeitet Kaindorf im Hintergrund auch an seiner Wasserzukunft. Der neue – zweite – Hochbehälter sichert die Trinkwasserversorgung in der gesamten Region. Gleichzeitig reagiert die Gemeinde auf zunehmend extreme Starkregenereignisse. Rund 30 Rückhalteanlagen sind in Planung, ergänzt durch optimierte Abflusswege. Ziel ist es, Wasser zu bremsen, bevor es in Siedlungsbereiche gelangt. „Der Regen kommt heute anders als früher. Darauf müssen wir reagieren“, ist sich der Bürgermeister der Verantwortung bewusst.
Ein Ort, der sich bewusst entwickelt
Neben Großprojekten wächst auch das Alltägliche mit: der Umbau der Banklkreuzung, Breitbandausbau, sichere Wege zu Schule und Kindergarten. Und etwas, das Teubl besonders beschäftigt, weil es ihn persönlich geprägt hat: das Gemeinschaftsgefühl. Er erinnert sich an ein Kaindorf seiner Kindheit, das kleiner war, überschaubarer – wo Landjugend, katholische Jugend und Vereine selbstverständliche Treffpunkte waren. „Da ist man einfach hingegangen, da war die Gemeinschaft schon da.“ Heute müsse ein Ort mehr dafür tun, sagt er. Doch Kaindorf bringt die Voraussetzungen mit: eine starke Musikschule, engagierte Feuerwehren, aktive Sportvereine, Kulturgruppen. Sie verbinden Generationen, holen Zugezogene hinein und halten Beziehungen lebendig. „Ohne Vereine würde vieles nicht funktionieren.“
Kaindorf zeigt ein klares Profil: ökologische Verantwortung, pragmatische Schritte – und das Bewusstsein, dass Zukunft nicht nur aus Technik und Infrastruktur besteht, sondern aus der Notwendigkeit einer lebendigen Gemeinschaft. So wächst die Gemeinde weiter: entschlossen, bodenständig, Projekt für Projekt, Schritt für Schritt.

Thomas Teubl ist seit dem Jahr 2016 Bürgermeister.

Die PV-Anlage über dem Park-&-Ride bildet ein 5.000-m2-Solardach, das Kaindorf hunderte Tonnen CO₂ spart.
Prima Firmen in Kaindorf

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