Reportage

Müll kennt keine Krise

Seit Beginn der Pandemie steigen in den Haushalten die Abfallmengen. Einerseits wird Altes entrümpelt und andererseits online Neues bestellt. Mehr Zeit zuhause geht Hand in Hand mit volleren Mistkübeln. prima! hat die Menschen hinter dem Umweltdienst Burgenland besucht und nachgefragt, wie sie diese Zeit erleben.

Foto: Eva Maria Kamper

Es ist 6 Uhr 30 morgens, die Sonne hat sich schon über dem Oberwarter Horizont durchgesetzt. Es verspricht ein freundlicher Tag zu werden. Gute Laune verbreitet auch die Truppe des „Umweltdienst Burgenland“ (UDB), die in den Startlöchern steht, um ihren Dienst anzutreten. Kurzer Small Talk unter Kollegen, dann verstreut man sich als Zweier-Teams auf die schweren LKW. Tür auf, Rucksack voraus geworfen und mit geübtem Schwung hinauf in die Fahrerkabine. Die Motoren tösen. Abfahrt. Unzählige Mülltonnen und Abfallbehälter warten darauf, pünktlich entleert zu werden.

Pausenloser Einsatz

Nach 14 Monaten Pandemie ist man die erschwerten Bedingungen bereits gewohnt. Der Leiter des Abfall-Logistik-Centers Süd in Oberwart Günter Löffler erinnert sich an die Ungewissheit im Frühjahr 2020. „Es wusste ja niemand, was auf uns zukommt. Es war klar, dass wir weiterfahren, aber mein erster Gedanke war damals: Was tun wir, wenn die Leute der Reihe nach erkranken? Wenn wir den Betrieb nicht aufrecht erhalten können?“ Den Notfallplan mit strengen Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen und zeitlich versetzten Dienstplänen hält man bis heute aufrecht. Eigenschutz steht an erster Stelle. Die Masken sind trotz der körperlich schweren Arbeit eine unumgängliche Pflicht. Getestet wird regelmäßig. „Dankbar sind wir, dass wir diese schwere Zeit bis jetzt so gut bewältigt haben, denn jeder gröbere Ausfall wäre fatal gewesen“, so Löffler.

Massenhaft Kartons

LKW-Fahrer Markus ist inzwischen auf seiner Route angekommen. Gekonnt manövriert er sein schweres Fahrzeug durch die engen Gassen. Vorwärts, rückwärts, bergauf, bergab. Er lacht: „Bei schönem Wetter gehts eh. Aber ich kenne Stellen, da muss man bei Starkregen oder Glatteis schon echte Fahrkünste beweisen.“ Ein kleiner Monitor zeigt ihm das Trittbrett am Heck und seinen Kollegen, der gerade die vollen Papiertonnen bei jedem Haushalt entleert. „Man kommt uns größtenteils respektvoll entgegen“, sagt der erfahrene Umweltdienst-Mitarbeiter, „aber manchmal würde man sich schon mehr Kooperation wünschen. Es wäre uns zum Beispiel sehr geholfen, wenn man den Altkarton bündelt, und nicht nur neben die Tonne schmeißt. Im Falle von Sturm müssen wir mühsam die verwehten Kartons einsammeln und bei Nässe haben wir den puren ‚Gatsch‘ in der Hand.“ Denn während der Anteil von Plastikverpackungen im Handel langsam schwindet, hat die Corona-Krise aufgrund der vielen Online-Bestellungen den Anteil an Kartonverpackungen in die Höhe schnellen lassen, sodass die Tonne schnell zu klein wird.

App erinnert an Abholzeiten

Ebenfalls eine Herausforderung – für die Müllabfuhr und die Kundschaft gleichermaßen – sind die neuen Abholzeiten. Aufgrund einer Umstrukturierung in Heiligenkreuz wurden Anfang März die gewohnten Wochentage und Uhrzeiten der Touren geändert. Was zur Folge hat, dass die Menschen des Öfteren leider verabsäumen, die Abfalltonnen vor die Tür zu stellen. „Hier kann die neue Smartphone-App vom Müllverband sehr nützlich sein, die mit einer Erinnerungsfunktion ausgestattet ist. Denn vergessene Tonnen werden von den UDB-Teams auf Wunsch nachträglich abgeholt, allerdings bedeutet das natürlich einen zeitlichen Mehraufwand“, betont Günter Löffler. Eine Ressource des Arbeitstages, die für die weitere Verarbeitung des Mülls dringend benötigt wird.

Wertstoff Müll

Denn wo in unseren Haushalten mit dem Schließen des Mülltonnendeckels der Abfall passé ist, fängt die Arbeit beim UDB erst richtig an, wie Günter Löffler beim Rundgang durch das beeindruckende Areal des UDB veranschaulicht.

Die Müllberge der verschiedensten Sorten – bestenfalls von der Bevölkerung vorab getrennt – werden innerhalbdes Abfall Logistik Centers in Oberwart „sortenrein“ in ihre einzelnen Wertstoffe zerlegt. Damit das Maximum an recycelbaren Rohstoffen herausgefiltert wird und der Anteil, der letztendlich in die Verbrennung kommt, immer weniger werden kann. Diese Verantwortung im Umgang mit unserem Müll tragen wir alle mit.


Im Burgenland sorgt der Umweltdienst Burgenland – eine Tochter des BMV – für die Abholung und fachgerechte Entsorgung des Mülls. In diesem Haushalt werden die Kartons am Abholtag gebündelt und neben die Tonne gelegt. Das ist für die Mitarbeiter des UDB eine enorme Arbeitserleichterung.

Im Jahr 2019 wurden 20.459 Tonnen Altpapier aus den Haushalten abgeholt. Inzwischen sind es bis zu 30 Prozent mehr.

 

Müllsünder mag keiner

Die Natur von Müll befreien – das ist das Ziel der jährlich stattfindenden Flurreinigungsaktion in Österreich. In den Gemeinden tummeln sich freiwillige Helfer, um den Müllsündern entgegenzuwirken. Wie auf dem Bild zu sehen ist (Aufnahme stammt aus Oberwart), wird sogar Bauschutt in der Natur entsorgt. Müllsünden können auch bei der Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet werden. Auf frischer Tat auch bei der Polizei.


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