Neue Marschrichtung bei der Militärmusik Burgenland

Guten Morgen, Eisenstadt! Während andernorts noch die Kaffeemaschine brummt, schweben durch die Gänge der Martin-Kaserne bereits die ersten Töne. Probenbeginn für 46 Musikerinnen und Musiker. Willkommen bei der Militärmusik Burgenland – einem Klangkörper, der weit mehr ist als ein Marschblock in Galauniform. Der neue Kapellmeister Oberst Mag. Johann Kausz, dem neben dem Musikalischen auch das Menschliche wichtig ist, trägt maßgeblich dazu bei.

Nicole MATSCH / 29. April 2025

Frühjahrskonzert der Militärmusik Burgenland 2025 im Haydnsaal des Schlosses Esterházy

„Coming Home“ mit Vision

Die Militärmusik Burgenland wurde 1957 als Musikkapelle der 1. Jäger-Brigade gegründet. Seither ist sie untrennbar mit der Martin-Kaserne verbunden – ihrer musikalischen Heimat. Als Teil des Österreichischen Bundesheeres erfüllt die Kapelle militärische und kulturelle Aufgaben. Als Bindeglied zwischen Militär und Zivilgesellschaft dient sie der Repräsentation und steht für Beständigkeit und Tradition. Sie ist aber auch bereit für den frischen Wind, den der Neue am Dirigentenpult hineinbringt.

Im Oktober 2024 übernahm der Landeskapellmeister des Burgenländischen Blasmusikverbandes, Oberst Johann Kausz, den Taktstock von Oberst Hans Miertl, der über zwei Jahrzehnte an der Spitze der Militärmusik stand. „Für mich war es ein ‚Coming Home’”, sagt der gebürtige Südburgenländer, der in Oberpullendorf lebt. Nach 28 Jahren in Wien – davon 20 als zweiter Gardekapellmeister und Lehroffizier – zog es Kausz zurück in seine Heimat. Die Wohnortnähe war aber nicht der Grund, die Militärmusik leiten zu wollen. „Ich freute mich vor allem darauf, musikalisch etwas zu gestalten“, erinnert er sich und beschreibt seine Vision: ein Orchester, das musikalisch wie menschlich überzeugt.

Militärparade mit Soldaten in Uniformen, die Instrumente spielen und salutieren.
© Militärkommando Burgenland
Oberst Johann Kausz ist der neue Kapellmeister der Militärmusik Burgenland

Marschblock mit Kapellmeister Oberst Johann Kausz. Der gebürtige Südburgenländer übernahm im Oktober 2024 den Taktstock von seinem Vorgänger Hans Miertl. Miertl stand 21 Jahre an der Spitze der Militärmusik Burgenland.

„Wir wollen zeigen, was Militärmusik alles kann!“

Was Johann Kausz anders macht als sein Vorgänger? „Ich habe einen anderen Zugang zum Repertoire. Mein Schwerpunkt ist unter anderem die Wiener Traditionsmusik. Strauss, Ziehrer … Aber gespielt wird alles – von Militärmärschen bis Hubert von Goisern“, erklärt Kausz, der nach der Matura in Oberschützen die Pädagogische Akademie in Eisenstadt besuchte und darauf zur Militärmusik Burgenland einrückte. Nach seiner Ausbildung zum Milizoffizier setzte er sein Schlagwerkstudium fort. 1996 wechselte er zur Gardemusik Wien, wo er sich auch zum Militärkapellmeister ausbilden ließ und schließlich die Wiener Musik lieben lernte.

Neben diesem persönlichen Steckenpferd widmet sich Kausz mit seiner Militärmusik auch der symphonischen Blasmusik, klassischen Transkriptionen und Solokonzerten sowie der Zusammenarbeit mit Sängerinnen und Sängern. „Wir wollen zeigen, was Militärmusik heute alles kann”, betont er. Während militärprotokollarische Dienste wie Angelobungen, Traditionstage und Festakte zur Pflicht gehören, ist der Konzertbereich eine besondere Leidenschaft. „Ich möchte, dass wir als Vorzeigeorchester im Burgenland wahrgenommen werden – bezüglich Klang, Auftreten, Interpretation und Repertoire“, formuliert Kausz sein Ziel. „Die Leute sollen in den Genuss von Themenkonzerten kommen, wo immer wieder Schwerpunkte gesetzt werden.“

Neben dem traditionellen Frühjahrskonzert – heuer erstmals im Haydnsaal des Schlosses Esterházy – fand bereits ein Kirchenkonzert statt, weitere folgen im Herbst. Geplant sind zudem Sommerkonzerte in der Burgarena der Friedensburg Schlaining, auf Burg Güssing sowie in Bad Tatzmannsdorf – und als glamouröses Highlight heuer erstmals eine große Weihnachtsgala im Haydnsaal. Veranstaltungen dieser Art tun nicht nur dem Image der Militärmusik gut, sie bringen auch Abwechslung in den militärisch-musikalischen Alltag ihrer Mitglieder.

Ein Miteinander auf Augenhöhe

Der Tag beginnt um 7:30 Uhr mit der Standeskontrolle, der Anwesenheitsüberprüfung und Bekanntgabe des Dienstablaufes. Danach folgen Proben, oft vier Stunden täglich. Auch Musikunterricht und Musikstudium haben Platz in der Dienstzeit, wovon die Militärmusik in musikalischer Hinsicht profitiert.
„Das Niveau ist hoch, aber der Umgang herzlich”, erzählt Musikmeister OStv. Robert Steiner. Er ist für Organisation, Dienstbetrieb sowie den großen Tourenbus verantwortlich, der die Kapelle von A nach B bringt. „Ich bin so etwas wie die Mutter, oder besser gesagt der Vater der Militärmusik“, sagt Steiner und lacht. In seiner Funktion als Stabführer gibt er die Marschrichtung vor – da muss sich selbst Kausz unterordnen. „Das ist oft gar nicht so einfach“, schmunzelt der Oberst. „Schließlich marschiere ich als Kapellmeister an der Spitze des Blocks und sehe nicht, was hinter mir passiert.“

Die 46-köpfige Besetzung aus Schlagwerk, Blech- und Holzbläsern umfasst 15 Berufssoldaten, Grundwehrdiener, freiwillige Verlängerer und einen Offizier, den Kapellmeister. Der Frauenanteil liegt mit sechs Musikerinnen bei über zehn Prozent. Eine Herausforderung ist aktuell der Mangel an Holz. „Wir brauchen dringend Klarinetten, Flöten, Saxophone – am besten auch Oboe und Fagott“, betont Kausz und wünscht sich mehr Bewerber auf diesen Instrumenten.

An der Motivation seines „sehr jungen Teams“ mangelt es hingegen nicht. Die Begeisterung ist spürbar, etwa bei Juliana Högel. Die St. Pöltnerin spielt Tenorhorn und ging zur Militärmusik Burgenland, weil in Niederösterreich kein Platz frei war. „Nach vier Wochen Grundausbildung gehören 100 Prozent meiner Woche nun der Musik: unter der Woche Militärmusik, am Wochenende Musikverein.“ Die Zwanzigjährige hat sich bewusst für die 13 Monate bei der Militärmusik entschieden und bereut es nicht. „Man lernt so viel dazu“, sagt sie. „Wir Frauen spielen zuerst vor. Etüde, Tonleitern, ein Vortragsstück. Danach kommen wir zur Musterung“, erklärt sie ihren Weg zum Dienst bei der Militärmusik. Das Vorspielniveau entspricht dem Blasmusik-Leistungsabzeichen in Silber.

Zwei Musiker in Uniform, einer mit Klarinette, der andere mit Horn, vor Holzwand.
© zVg
Die jungen Musikerinnen und Musiker sind hochmotiviert

Lukas Niederholzer, 20, und Juliana Högel, 20, rückten im September 2024 zur Militärmusik ein.

Lukas Niederholzer, ebenfalls 20 und aus Niederösterreich, wollte eigentlich „normal“ einrücken. „Dann hab ich von der Militärmusik gehört. Das war das Beste, was mir passieren konnte“, gibt er zu. „Unsere militärische Zweitverwendung ist der Wach- und Sicherheitsdienst“, ergänzt Högel – auch das wird nebenher mitgeübt. Beide betonen den guten Zusammenhalt und den wertschätzenden Umgangston. Zwar sprechen Sie den Kapellmeister mit „Herr Oberst“ an, doch: „Das ist keine straffe Hierarchie, sondern ein Miteinander auf Augenhöhe.“

Militärmusik 2.0

Johann Kausz führt nicht nur den Dirigentenstab mit Klarheit und Feingefühl, er überlässt auch in der Öffentlichkeitsarbeit nichts dem Zufall. Dazu gehört die Imagepflege auf Social Media. „Heute muss man immer präsent sein. Auch wenn wir ‚nur‘ einen kleinen Musikeinsatz absolvieren, berichten wir darüber. Es würde mich freuen, wenn die Leute sagen: ‚Wow, das ist die Militärmusik Burgenland. Die können was.’“ Und tatsächlich: Der Eindruck eines Ensembles in Aufbruchstimmung, mit hohem Anspruch, Disziplin, Herzlichkeit und Tradition, bleibt haften.
Diese Tradition stand jedoch nicht immer auf sicherem Fundament. Im Jahr 2014 sollten die Militärmusiken in den Bundesländern drastischen Einsparungen unterzogen werden. Der damalige Verteidigungsminister Gerald Klug hat die Militärmusik auf 20 „Mann“ reduziert. Erst erheblicher Widerstand aus der Bevölkerung und seitens der Blasmusikverbände konnte den drohenden Kahlschlag verhindern und den Fortbestand sichern.

Heute ist Johann Kausz optimistisch, pocht aber auf Weiterentwicklung – insbesondere, wenn es um Infrastruktur und Ausbildung geht. „Unser Probensaal braucht dringend ein Update. Akustik, Boden, Notenpulte – das muss zeitgemäß werden“, wünscht er sich. Gleichzeitig werden begleitende Ausbildungsinhalte wie Musiktheorie, Musikgeschichte und Grundlagen des Dirigierens sowie der Stabführung ausgebaut. Das stärke nicht nur die Militärmusik, sondern mache die Musikerinnen und Musiker auch zu wertvollen Stützen ihrer Vereine. „Das war schon immer so und wird hoffentlich auch so bleiben“, ist Kausz zuversichtlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert