Reportage

Ort der vielen Facetten

„Das Tor zum Südburgenland“ liegt verkehrstechnisch gesehen optimal. Direkt an der A2 ist man im Nu in Graz und ebenso in Wien. Für Unternehmen und Pendlerinnen und Pendler ein guter Platz. Doch Markt Allhau hat mehr zu bieten als eine gute Verkehrsanbindung.

Foto: Olga Seus

Die Gemeinde mit knapp 1.900 Einwohnern gliedert sich in die zwei Katastralgemeinden Markt Allhau und Buchschachen auf. Durch jeweils eine eigene Feuerwehr, einen eigenen Kindergarten, eine eigene Volksschule und damit Kinderbetreuungsangebote für Krippenkinder (nur in Allhau), eine eigene Musikkapelle und eigene Nahversorger sind die Katastralgemeinden nach wie vor weitgehend infrastrukturell voneinander unabhängig. Buchschachen hat überdies noch seine eigene Dorfkneipe, Allhau drei Gasthäuser.

Lediglich die neue Mittelschule gibt es in der Gemeinde nur einmal und zwar in Markt Allhau. Überdies hat man Arzt und Kinderärztin, Zahnärztin und Apotheke auf Gemeindegrund.

Gewerbezuwachs und traditionsreiche Betriebe

Im Westen der Gemeinde verläuft die Lafnitz, deren malerische Auen zu weiten Spaziergängen einladen und die zugleich die Grenze zur Steiermark markiert. Doch in Markt Allhau sieht man das nicht so eng: Nicht nur in der Meierhofermühle kommt man gerne mit den Steirerinnen und Steirern zusammen, auch sonst ist die Gemeinde recht offen, sowohl was die gute Gewerbestruktur betrifft wie auch die Gastronomie. So hat im vergangenen Coronajahr Markt Allhau sogar einen Zuwachs an Gewerbe zu verzeichnen. Die Firma G1-Personal-Transporte GmbH, eine Personalleasingfirma mit etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, siedelt gerade neu an. Und die Firma Partl und Vollmann, deren Hauptsitz in Leibnitz ist, errichtet eine Außenstelle im Burgenland. Dazu kommen traditionsreiche Firmen wie Holzbau Igler, die gerade ihre Mitarbeiteranzahl aufstockt, das Bauunternehmen Ronald Brenner oder das Ziviltechnikbüro Forcher. Im Vorjahr hat der Tischlereibetrieb von Mario Hari ein neues Firmengebäude errichtet. Und weil die Immobilien und Baugründe gerade hier gefragt sind, verwundert es nicht, dass Krutzler Immobilien bereits seit Jahrzehnten vor Ort den Firmensitz hat. Der sozialökonomische Verein „vamos“ ist nicht nur regional eine wertvolle Institution, in der Inklusion gelebt wird. Er ist aus Markt Allhau gar nicht mehr wegzudenken. Insgesamt hat die Gemeinde mit ihren etwa 90 Gewerbebetrieben etwas mehr als 550 Arbeitsplätze zu bieten.

Zum Wohnen sehr beliebt

Auch als Baugegend ist die Gemeinde sehr beliebt. So haben private Investoren in Markt Allhau mehrere Reihenhäuser und Wohnungen errichtet und die OSG plant mit Ende des laufenden Jahres den zweiten Teil des Samo-Centers, ein modernes Wohn- und Geschäftsgebäude, fertigzustellen. Auch in Buchschachen ist ein Wohnprojekt mit zehn Einfamilienhäusern in Planung. Im Gegensatz zum gewerblicheren Allhau hat Buchschachen mit vielen Arkadenhöfen durch eine große Dorferneuerung in den letzten Jahren seinen eher dörflichen Charakter behalten.
1998 wurde nach dem höchsten Hochwasserstand in der Gemeinde ein Projekt geplant, welches den Schutz der Bevölkerung und der Objekte stark verbessert hat. Insgesamt sieben Rückstaubecken sind in den letzten Jahren innerörtlich und ein großes in Stögersbach, an der Grenze zu Buchschachen, errichtet und 2020 fertig gestellt worden. Bürgermeister Hermann Pferschy berichtet erleichtert, dass man diese wichtige Maßnahme trotz der Krise wie geplant zum Abschluss bringen konnte. Er selbst ist Vollzeitbürgermeister mit Leib und Seele – und das seit 2007. Für dieses Jahr jedoch sind auch ihm die Hände gebunden. Heuer hat coronabedingt wohl Sparefroh das Sagen.


Bürgermeister von Markt Allhau
Hermann Pferschy (ÖVP) ist seit 2007 Bürgermeister von Markt Allhau.

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G1-Personal-Transporte
Mitte Jänner fand die Eröffnung des Firmenstandortes von G1-Personal-Transporte statt. Auch hier weiß man die gute Anbindung an die A2 besonders zu schätzen

Volksschule Buchschachen
Die Volksschule Buchschachen gewann den 1. Preis beim Literaturwettbewerb der Energie Burgenland

 

In Stein gemeißelt
Die Monumentalkunst von Ulrike Truger

Genau an der Grenze zwischen Buchschachen und Markt Allhau liegt Trulitsch – und damit das Haus der Steinbildhauerin Ulrike Truger. Die gebürtige Hartbergerin hat es nach ihrem Kunststudium nach Salzburg und viele Jahre nach Wien gezogen, wo sie ihre Kunst in einem Staatsatelier ausübte. Seit etlichen Jahren nun ist sie wieder in die burgenländische Heimat ihres Vaters, der aus Kitzladen stammte, gezogen.

Gesellschaftspolitische Themen verarbeitet sie ebenso wie Naturphänomene. So finden sich in ihrem Oeuvre neben der „Wächterin“, die für Wachsamkeit gegenüber politischen Veränderungen seit dem Jahr 2000 vor dem Wiener Burgtheater steht, auch Kunstwerke mit Titeln wie „die Woge“ oder „der Sturm“. Die Hartberger kennen sie durch den „steinernen Fluss“, der sich durch Hartbergs Fußgängerzone zieht.

Bekannt ist auch der „Omofuma Stein“, der an den 1999 unter Fesseln und Knebeln während der Abschiebung verstorbenen Nigerianer Marcus Omofuma gemahnt. Er wurde von Truger zunächst auf eigene Kosten und ohne Zustimmung der Stadt Wien vor der Staatsoper aufgestellt, bis er schließlich den heutigen Platz im Museumsquartier fand. So kontrovers wie die Diskussion um den Fall Omofuma selbst, so auch der Umgang mit dem Gedenkstein: Er changiert zwischen rassistischen und neonazistischen Schändungen und Beschmierungen bis hin zur Nutzung als Treffpunkt für antirassistische und antifaschistische Kundgebungen.

Eines der neuesten Werke einer der wenigen weiblichen Steinhauerinnen (und sicherlich der einzigen in Österreich, die sich an solch monumentale Werke von bis zu sechs Meter Höhe und mehreren Tonnen Gewicht wagt) trägt den Titel „How dare you“ und ist Greta Thunberg und ihrer Empörung, die sie in der gleichnamigen Wutrede auf dem UN-Klimagipfel 2019 äußerte, gewidmet. Man kann gespannt sein, wo dieses Kunstwerk, das die für Truger typischen Meißelspuren trägt, seinen Platz finden wird.

www.ulriketruger.at


 

kukma – kunstaktiv seit 2005

Vor gut 15 Jahren wurde der „kunst- und kulturverein markt allhau“, kurz kukma, als Plattform für autodidakte Künstler*innen gegründet. Heute hat der Verein 100 Mitglieder und Freunde, von denen etwa 40 aktiv kunstschaffend sind. Damit ist kukma die maßgebliche Kunstinitiative vom Südburgenland bis in die Oststeiermark. Längst sind die Mitglieder nicht rein aus der Gemeinde, sondern kommen von überall aus dem Umland. Im Verein vertreten sind Malerei, Fotografie, Bildhauerei, Kleinkunsthandwerk, Literatur und Musik. Zu den Vereinsaktivitäten gehören monatliche Treffen, gemeinsame Ausstellungen, Malkurse und ein gemeinsamer Ausflug pro Jahr.

Nachdem das zehnjährige Bestehen 2015 mit einer Reihe von Veranstaltungen gefeiert wurde, war Ähnliches im vergangenen Jahr auch für das 15-jährige Jubiläum geplant. Doch durch die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen waren Vereinstreffen nicht und Veranstaltungen nur eingeschränkt möglich. Kurzerhand entschloss sich der Vorstand unter dem engagierten Obmann Ing. Gerhard Krutzler einen eigenen Katalog zu gestalten, in dem 35 kukma-Mitglieder in Wort und Bild präsentiert werden. Zu beziehen ist dieser Katalog über den Verein (Mail an kukma1@gmx.at) gegen einen Unkostenbeitrag von 9,- € pro Stück. Interessierte können sich auch mit anderen Belangen zur regionalen Kunst gerne melden. 2021 werden ab März/April mehrere Ausstellungen im Rathaus von Stadtschlaining abgehalten. Im wechselnden Turnus von sechs bis acht Wochen präsentieren verschiedene kukma-Künstler*innen ihre Werke.


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